Gut und sättigend: 3 Sterne

DaviesAuf der Suche nach einem geheimnisvollen Vogel
Dieses mir völlig unbekannte Buch ist wegen des interessanten Klappentexts und des schönen Covers in meinem Regal gelandet – und ich hab es relativ schnell in einem Haps gegessen. Ich musste erst nachsehen, was conjuror bedeutet (Zauberer anscheinend) und verstehe den Titel nicht ganz (ein Zauberer kommt im Buch überhaupt nicht vor), der deutsche Titel, Die Pflanzenmalerin, ist aber auch ausgesprochen dämlich.

Protagonist Fitz erhält nach 15 Jahren einen Anruf von Gabby – sie will sich mit ihm treffen und ihm ein Angebot machen. Gabby und ihr neuer Freund Andrews sind auf der Suche nach einem extrem alten, extrem seltenen ausgestopften Vogel, von dem es nur ein einziges Exemplar gibt – er wurde im 18. Jahrhundert von Joseph Baker auf einer seiner exotischen Reisen gefunden. Seine Spur verliert sich im Jahre 1776. Fitz ist ein Experte für seltene Vogelarten und Professor. Gemeinsam mit seiner Untermieterin Katya wird er – zunächst widerwillig – in die Jagd nach dem Vogel, dem mysterious bird of Ulieta, gezogen. Kapitelweise springt der Roman zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her – zwischen Fitz’ Suche nach dem mysteriösen Vogel und Joseph Bakers Bericht von seiner großen Liebe. Sie ist der Schlüssel zu dem Geheimnis.

Martin Davies’ Buch ist eine solide Story, eine Abenteuergeschichte über eine ungewöhnliche Suche, an der sich mehrere Kontrahenten beteiligen. Die gut konstruierten Wendungen sowie die Auflösung haben mir ganz gut gefallen, der Wechsel zwischen den Perspektiven und Zeiten ist ebenfalls gelungen. Dennoch hätte der Roman in meinen Augen noch viel mehr Potenzial gehabt, der Autor hätte hier noch um einiges mehr aus der Geschichte herauskitzeln können. So bleibt das Buch teilweise eher oberfächlich, was wirklich schade ist.

Gut und sättigend: 3 Sterne

EndeDie unendliche Geschichte der Fantasie
Er ist der Held meiner Kindheit und Herrscher über das Kaiserreich der Fantasie: Michael Ende. Seine unendliche Geschichte hat mich im Alter von 8 Jahren in die Bahn gelenkt, die immer noch mein Leben beherrscht: Ich habe die Magie der Fantasie entdeckt. Seine Figuren Momo, Bastian Balthasar Bux, die Kindliche Kaiserin – sie alle sind unsterblich, einzigartig, besonders. Das Schöne an Michael Ende: Er bildet keine Wirklichkeiten ab, er erfindet sie, er gestaltet sie neu, gibt ihnen nur mit Worten Gestalt.

Im Michael Ende Lesebuch finden sich unveröffentlichte Kapitel aus seinen größten Erfolgen, aber auch Entwürfe für Geschichten, für Singtheater, es gibt Gedichte und Briefe an Leser. Es ist interessant, einen Einblick in das Schaffen dieses kreativen Autors zu bekommen – und die Erinnerungen an Momo und Bastian aufleben zu lassen. Ich werde ein bisschen wehmütig dabei, ich besuche noch einmal Fantásien und treffe die grauen Herren der Zeit, ich freue mich und denke an die Begeisterung, die Michael Endes Bücher vor vielen Jahren in mir ausgelöst haben. Diese Begeisterung ist stellenweise verblasst, aber sie ist immer noch da. Und dafür bin ich ihm sehr dankbar.

Lieblingszitat: Was du nicht kennst, das, meinst du, soll nicht gelten? Du meinst, daß Phantasie nicht wirklich sei? Aus ihr allein erwachsen künftige Welten: In dem, was wir erschaffen, sind wir frei.

Gut und sättigend: 3 Sterne

CapusLadies and Gentlemen, please welcome the following 3-point-out-of-5-books:

1. Friedrich Ani: Gottes Tochter (billig auf ebay ersteigert, war ganz okay)
2. Wladimir Kaminer: Russendisko (sehr feinsinniger Humor)
3. Tracy Chevalier: Das Mädchen mit dem Perlohrring (unaufgeregt, schön)
4. Jonathan Tropper: How to talk to a widower (ein bisschen traurig, ein bisschen gut)
5. Peter Ho Davies: The Welsh Girl (der Zweite Weltkrieg mal wieder, diesmal aber in Irland)
6. Marina Lewycka: Two caravans (auf angenehme Weise verrückt)
7. Arno Geiger: Es geht uns gut (Da hätte ich mir erwartet.)
8. Bernhard Schlink: Liebesfluchten (sehr schöne, schlichte Geschichten)
9. Alex Capus: Ein Frage der Zeit (Ich hab’s gern gelesen.)
10. Jill Smolinski: The next thing on my list (nette Unterhaltung für zwischendurch)
11. Dimitri Verhulst: Die Beschissenheit der Dinge (herrlich, schräg, böse)
12. Kevin Baker: Dreamland (ein wahrer Schmöker)
13. Thomas Hettche: Woraus wir gemacht sind (aus Papier!)

Gut und sättigend: 3 Sterne

ChabonWir nähern uns langsam wärmeren Gefilden:

1. Katy Gardner: Die fremde Freundin (gut zu lesen)
2. Michael Chabon: Die unglaublichen Abenteuer von Kavalier & Clay (fast schon ein Klassiker)
3. Maurizio Maggiani: Il viaggiatore notturno/Der nächtliche Reisende (ganz okay)
4. Josie Lloyd & Emlyn Rees: The three day rule (Nach drei Tagen fängt ein Gast zu stinken an!)
5. Nick Flynn: Bullshit Nights (recht interessant)
6. Wolf Haas: Das Wetter vor 15 Jahren (genial, der Schreibstil)
7. Eva Rice: The lost art of keeping secrets (Der Titel ist ein bisschen besser als der Inhalt.)
8. Marina Lewycka: A short history of tractors in Ukrainian (Humor auf Ukrainisch)
9. Anrea Camilleri: La pensione Eva (Camilleri ist einfach gut, der darf das.)
10. Ildikó von Kürthy: Blaue Wunder (Ich hab zumindest gelacht.)
11. John Irving: Zirkuskind (nicht sein bestes, aber gut)
12. Roald Dahl: Küßchen, Küßchen (sehr lesenswert!)
13. M. J. Hyland: Die Liste der Lügen (gut geschrieben)
14. Leonie Swann: Glennkill (immerhin eine originelle Idee)

Gut und sättigend: 3 Sterne

Punkte zu erreichen, ist eigentlich schon ganz gut. Die folgenden Bücher sind daher durchaus empfehlenswert (wenn auch mit kleinen Schwachpunkten):

1. Tania Kindersley: liebe.irgendwie (ganz gut.irgendwie)
2. Haruki Murakami: Kafka am Strand (herrlich bizarr, stellenweise ein bisschen gar absurd)
3. Marco Santaga: Il maestro dei santi pallidi/Der Meister der blassen Heiligen (historischer Roman)
4. James Meek: The people’s act of love (Wenn es kalt ist, tun die Menschen seltsame Dinge.)
5. Elizabeth George: With no one as a witness (gut, aber nicht ihr bestes Buch)
6. Hanns-Josef Ortheil: Die große Liebe (schön poetisch)
7. Zeina B Ghandour: Der Honig (ein Einblick in eine fremde Kultur)
8. Jonathan Safran Foer: Alles ist erleuchtet (originell und lesenswert)
9. Candida Clark: Ghost Music (eine nette kleine Geschichte)
10. Susanna Clarke: Jonathan Strange & Mr. Norell (unglaublich fett, teilweise anstrengend, insgesamt okee)
11. Stefan Slupetzky: Der Fall des Lemming (recht unterhaltsamer Krimi)
12. Charles Dickens: Oliver Twist (definitiv viel besser als der Film)
13. Stefano Benni: Il bar sotto il mare/Die Bar unter dem Meer (kann man lesen, muss man nicht)
14. DBC Pierre: Jesus von Texas (krass, wild, rasant)
15. Melissa P.:100 colpi di spazzola prima di andare a dormire/100 Bürstenstriche vor dem Schlafengehen (DER Skandal in Italien, promiskuitiv, witzig, aber letzendlich kein großer Aufreger)

Gut und sättigend: 3 Sterne

Irving HotelLangsam kommen wir in empfehlenswertere Gefilde!

1. John Irving: Das Hotel New Hampshire (Irving ist der Meister des Absurden!)
2. Niccolò Amaniti: Io non ho paura/Ich habe keine Angst (solide Unterhaltung)
3. Susanna Tamaro: Per voce sola/Allein mit der Stimme (nicht überragend, aber auch nicht schlecht)
4. Audrey Niffenegger: The time traveller’s wife (eine schöne Geschichte mit – leider – vielen Minuspunkten)
5. Joseph O’Connor: Die Überfahrt (sehr irisch, ganz gut)
6. Anita Shreve: The Pilot’s Wife (immerhin eine originelle Handlung)
7. Douglas Coupland: Eleanor Rigby (sollte man ja doch gelesen haben)
8. Andrea de Carlo: Pura Vita/Pures Leben (na ja)
9.  (schön)
10. John Irving: Die vierte Hand (herrlich abstrus!)
11. Federico Moccia: Tre metri sopra il cielo/Drei Meter über dem Himmel (DER Megaboom in Italien, aber leider mit einem sehr schwachen Ende)
12. Marian Keyes: The other side of the story (ganz nette Unterhaltung für zwischendurch)
13. Val McDermid: Echo einer Winternacht (Val schreibt extrem grausige Krimis. Der hier war aber nicht so der Brüller.)
14. Margaret Mazzantini: Manola (Italia, Italia!)
15. Luciano Ligabue: La neve se ne frega/Dem Schnee ist es egal (Er sollte doch lieber mehr singen und weniger schreiben.)
16. Andrea Camilleri: Das kalte Lächeln des Meeres (Ja! Den mag ich!)
17. Jan Seghers: Ein allzu schönes Mädchen (Prädikat: les enswert)

Gut und sättigend: 3 Sterne

Balzac2004 hab ich mein erstes Praktikum in München gemacht und musste jeden Tag 45 Minuten mit der U-Bahn fahren. Das hat meinen Lesekonsum stark gefördert. 3 von 5 Punkten haben sich in diesem Jahr verdient:

1. Isabel Allende: Das Geisterhaus (großes Epos, schöne Sprachbilder)
2. Wolf Haas: Das ewige Leben (Österreich pur, wundervoll zynisch, der letzte Teil der Brenner-Reihe)
3. Charlotte Link: Am Ende des Schweigens (ganz in Ordnung, aber nicht gerade überragend)
4. Jung Chang: Wilde Schwäne (immer noch der China-Trip)
5. Takashi Matsuoka: Die Stunde des Samurai (Jaja. Damals lernte ich ja auch noch Japanisch.)
6. Michael Connelly: City of Bones (isach … na ja)
7. Elizabeth Redfern: Der Fluch der Sterne (eher unterer Durchschnitt)
8. Judith Hermann: Sommerhaus, später (ganz schön, aber nicht durchgehend gut)
9. Ting-xing Ye: Bitterer Wind (wieder ein Bericht über ein tragisches Leben in China)
10. J. D. Salinger: Der Fänger im Roggen (hat mir ganz gut gefallen, mich aber nicht so aus den Schuhen kippen lassen wie erwartet)
11. Lisa Jewell: A friend of the family (recht seichte Geschichte)
12. Jane Green: Bookends (ebenfalls)
13. Ildikó von Kürthy: Freizeichen (Ja, auch ich hab es gelesen! Und gebe zu, dass ich es teilweise ganz witzig fand.)
14. Donna Leon: Uniform Justice (immerhin das Setting macht diese Krimis originell)
15. Dai Sijie: Balzac und die kleine chinesische Schneiderin (Das kann ich empfehlen!)
16. Dennis Lehane: Shutter Island (der schon wieder, auch eher Schund)
17. Tschungis Aitmatow: Dshamilja (sehr fremdartig, sehr lesenswert)
18. Reginald Hill: Asking for the moon (what the …?!)
19. Leena Lehtolainen: Auf die feine Art (auch ein Krimi, auch ganz okee)
20. Janet Evanovich: One for the money (hat mich nicht dazu gebracht, auch die anderen Bücher aus der Serie zu lesen)
21. Judith Lennox: Die Mädchen mit den dunklen Augen (ich erinnere mich an dramatische Geheimnisse)
22. Jenni Zylka: 1000 neue Dinge, die man bei Schwerelosigkeit tun kann (welche waren das noch mal?)
23. Minette Walters: Der Nachbar (na ja, ein Krimi halt)
24. Laura Joh Rowland: The pillow book of Lady Wisteria (aha, das war anscheinend nicht so gut wie die anderen)
25. Henning Mankell: Vor dem Frost (eigentlich das einzige seiner Bücher, das ein bisschen heraussticht)
26. Melissa Nathan: The waitress (da ging’s irgendwie um Liebe)
27. Niccolò Ammaniti: Ti prendo e ti porto via/Ich nehm dich und bring dich weg (rätselhaft, originell, lesenswert)
28. Imre Kertész: Roman eines Schicksalslosen (unterdieHautgehend)
29. Joseph O’Connor: Inishowen Blues (Irland. Das Meer. Und eine Menge Traurigkeit.)

Also, wenn ich mir die Liste so anschaue, wundert es mich nicht mehr, dass ich keine Krimis und keine Bücher über Japan oder China mehr ertragen kann. Ich hab mich daran überlesen!!

Netter Versuch: 2 Sterne

Hitze, Weiber, Bier: Philippe Dijans erogene Zonen
Philippe Dijan schreibt an einem Roman. Und er liebt Nina. Oder zumindest bumst er mit ihr am liebsten. Nun versucht er, beides unter einen Hut zu bringen. Und das ist scheinbar nicht so einfach. Denn ständig passieren ihm Dinge, die ihn von einem der beiden Vorhaben ablenken – andere Frauen kommen ihm dazwischen, Joints, Alkohol, ernsthafte Geldsorgen und eifersüchtige Männer. Deshalb hat Philippe Dijan jede Menge Schwierigkeiten in diesem verflucht heißen Sommer.

Eins wird schnell klar: Philippe Dijan ist ein Mann und er schreibt wie ein Mann. Was das für ein Urteil sein soll? Bisher ist es mir noch nie eingefallen, ein Buch geschlechtsspezifisch einzuordnen. Aber dies ist eindeutig ein sehr männliches Buch. Denn auch wenn ich Sympathie für den rasanten, abgefuckten Stil aufbringe, für die Einsichten in das Leben eines Autors, aus dem eine Geschichte mit aller Macht hervorbricht, so habe ich doch irgendwann die Nase voll vom Biersaufen und Weiberbumsen. Es stört mich nicht, dass so viel gebumst wird. Aber ich kann eben mit der männlichen Art, sich damit zu brüsten, nicht viel anfangen. Vermutlich muss man den Lebensstil, den Philippe Dijan hier beschreibt, selbst gut finden, um dieses Buch zu mögen. Denn in dieser Beschreibung des verrückten Alltags eines verrückten Schriftstellers vermisse ich ein bisschen den roten Faden, der Sinn hinter dem Ganzen. Doch vielleicht ist das ja auch die Botschaft: dass es keinen Sinn gibt.

Netter Versuch: 2 Sterne

Langer Bart, weiße Kutte, Oliven als Opfergabe: A. J. Jacobs is back
A. J. Jacobs ist ein Freak. Wer das noch nicht weiß, erfährt es spätestens beim Satz “Tonight I invited a Jehovah’s Witness into my home.” Sein erstes Buch handelt davon, wie er in einem Jahr die gesamte Encyclopedia Britannica gelesen hat. Und nun berichtet er von dem Jahr, in dem er streng nach der Bibel gelebt hat. Witzig gleich zu Beginn: Auf der ersten Seite sieht man die wundersame Wandlung des Normalo-Jacobs zum Jesus-Jacobs mit Terroristenbart. Der Typ hat echt einen Schatten.

In einem sehr genauen, täglichen Bericht gibt Jacobs zu Protokoll, was er aus der Bibel – im ersten halben Jahr aus dem Alten, im zweiten halben Jahr aus dem Neuen Testament – erfährt und wie er versucht, das in seinem modernen New Yorker Alltag umzusetzen. Das sieht dann so aus, dass Jacobs im Stadtpark Menschen mit Kieselsteinen steinigt, dass er Gott Oliven opfert und die Amish besucht. Man muss diesem Psycho zugute halten, dass er sich ernsthaft mit den verschiedenen Interpretationen der Bibel auseinandersetzt – er besucht Rabbis und Betgruppen, spricht mit einem Zeugen Jehovahs und reist sogar nach Isreal. Währenddessen plagt sich seine Frau Julie nicht nur mit einem zweijährigen Sohn und einer Schwangerschaft, sondern auch einem verrückten Ehemann, der eine Kutte trägt und sie nicht berührt, wenn sie unrein ist.

Stellenweise ist The year of living biblically wirklich sehr amüsant, stellenweise aber auch öde und langweilig. Während ich bei Britannica & ich den zusätzlichen Wissensgewinn sehr geschätzt habe, bietet die Bibel mir – die ich sieben Jahre ministriert habe – keine neuen Erkenntnisse. Interessant ist, zu sehen, wie Jacobs – während er sich mit dem Opium fürs Volk beschäftigt – selbst in eine Art Rausch gerät. So ist dieses Protokoll eines Wahnsinnigen zwar originell, man muss es aber definitiv nicht gelesen haben.

Netter Versuch: 2 Sterne

Ein Debüt mit Schwachstellen
Benedict Wells ist jung, zum Zeitpunkt seines Erstlings war er 23, und schnell stilisiert die Verlagswelt einen solchen Autor zum literarischen Wunderkind. Aber: literarisches Wunderkind my ass. Wells erster Roman über einen alternden, gescheiterten Musiker, der sich als Lehrer verdingt, und ein junges, unselbstständiges Musikgenie hat gute Ansätze – aber leider auch einige Schwächen. Für mich lassen besonders Sprache und Stil zu wünschen übrig. Ich mag die Idee des Buchs, die Gegenüberstellung von zwei Personen, von denen jeweils der andere hat oder bekommt, wonach der eine strebt, auch das Vorhaben, das Porträt eines frustrierten Enddreißigers zu zeichnen, finde ich gut.

Was die Formulierungen betrifft, so kann sich Wells meiner Meinung nach nicht aus der Mittelmäßigkeit herausheben. Schon auf Seite 111 muss ich den Satz lesen “Er fühlte sich leer und ausgebrannt”. Und ich will diesen abgeschmackten, inhaltslosen Satz nicht lesen, niemals, er sollte in keinem Buch mehr vorkommen, das ist in meinen Augen unterste Schublade. Auch mit der Grammatik scheint es zumindest stellenweise nicht so zu klappen, oder warum heißt es “Beck holte einen Lappen und wischte den Thunfischbatzen ärgerlich weg” und nicht “verärgert”? Ja, ich bin kleinlich, ich weiß es, aber in den Momenten, in denen ich das lese, wird mir ganz heiß und ich würde das Buch sehr gerne mit einem Knall zu Boden fallen lassen. Wenn ich mich nicht immer genötigt fühlen würde, weiterzulesen.

So gehen dann also der Deutsch- und Musiklehrer Beck, das musikalische Genie Rauli und der drogensüchtige Deutschafrikaner auf eine Reise, sie fahren mit einem gelben VW quer durch Europa nach Istanbul und erleben dabei so allerhand Action. Der Roadtrip kommt für meinen Geschmack viel zu spät im Buch, bis es endlich losgeht, zieht es sich ganz schön. Auch wird davor, währenddessen und danach viel philosophiert, über das Leben, die Liebe, die Musik. Das soll rasant sein, ich finde es aber leider einschläfernd. Dass der Autor sich als Ich-Erzähler selbst einmischt, mag originell sein, mir gefällt es aber – ganz subjektiv – nicht. Immerhin ist das Ende halbwegs stimmig.

Was also bleibt zu sagen? Vielleicht nur so viel:
“Wegen der ungefähr fünfzig Seiten, die mich als notgeilen Idioten dastehen lassen, der sich zu den Fotos seiner minderjährigen Schülerinnen einen runterholt und seine Kollegen hasst.”
“Ach, das ist nur Literatur.”
Achja.