Von einem Mann, der eine Frau beeindrucken will
Lila, Lila war mein erstes Buch von Martin Suter – ob es auch das letzte war, darüber bin ich mir noch nicht im Klaren. Eine liebe Freundin es mir geschickt, damit ich diesen Schweizer Autor kennenlerne. Und ich bin mit dem Lesegenuss von Lila, Lila durchaus zufrieden … wie mit einer normalen, gut sitzenden Jeans, mit der man angezogen, aber nicht unbedingt ein Hingucker ist. Der schrägen Metapher kurzer Sinn: Lila, Lila erzählt ganz einfach eine Geschichte, und zwar auf sehr direkte, schnörkellose Weise. Nichts an der Handlung hat mich jedoch überrascht, weshalb sich meine Faszination in Grenzen hält.
Ich mag es, wie Suter schreibt, sehr klar, sehr mündlich. Das ist eine Wohltat zwischen all den aufgeblasenen Romanen, die mit komplizierten Satzstrukturen glänzen wollen. Damit gibt sich Suter nicht ab, er erzählt drauflos, von David, der sich in Marie verliebt und sie mit einem Manuskript beeindrucken will, das er nicht selbst geschrieben, sondern gefunden hat. Schnell entwickelt diese scheinbar harmlose Idee eine Eigendynamik, sie wird nach dem Schneeballprinzip immer größer, um David zu überrollen. Das ist klug aufgearbeitet und sehr logisch – der Autor verlässt die Bahn, die er zu Beginn vorgezeichnet hat, nicht. Er baut zwei, drei originelle Wendungen ein, die das Buch eindeutig besser machen, ist ansonsten aber gezwungen, seiner eigenen Struktur zu folgen. So kommt es am Ende eben, wie es kommen muss.
Eine klare Meinung über Lila, Lila zu haben, scheint schwer zu sein. Ich stehe dem Buch merkwürdigerweise neutral gegenüber – ich finde es nicht schlecht, ich finde es nicht überragend, ich habe es einfach gelesen. Wie ich mich kenne, werde ich den Inhalt bald vergessen haben. Meist bleiben mir eher Gefühle übrig … hier ist es die angenehme Zufriedenheit, eine passende Jeans gefunden zu haben.