Gut und sättigend: 3 Sterne, Snacks für zwischendurch

sand-cover-180xVarSnack für zwischendurch – Kurzrezension

Worum geht’s?
Um einen Mann, der 1972 mit eingeschlagenem Schädel in einer Schnapsbrennerei in der Sahara erwacht und fortan versucht, herauszufinden, wer er ist. Ein Spion? Hat er getötet? Sind seine Frau und sein Kind tatsächlich in der Hand von Verbrechern, die ihn erpressen wollen – hat er überhaupt Frau und Kind? Was hat das alles mit vier Toten in einer Hippie-Kommune zu tun, und verkauft die geheimnisvolle blonde Helen aus Amerika wirklich Schminke? Er ist ratlos und weiß nicht, wer Freund oder Feind ist, und am Ende erlebt er die grausamste Überraschung des Schicksals überhaupt – so radikal und ironisch, dass ich laut lachen musste.

Hat’s gemundet?
Ehrlich gesagt – ich weiß es nicht. Viele Teile des Romans finde ich spannend, gut inszeniert, sehr lebendig, andere verlaufen im Sand, und ich langweile mich ein bisschen. Deshalb stehe ich diesem hochgelobten Werk des inzwischen verstorbenen Autors zwiespältig gegenüber. Ich verirre mich in den Beschreibungen der vielen Figuren und kann in manchen Dialogen keinen Antrieb erkennen, der den Roman weiterbringen würde. Ich laufe im Sand im Kreis – und genau das ist, ich verstehe es ja, Sinn der Sache. Mir zu zeigen, wie zermarternd, wie grausam und rücksichtslos das Leben ist. Diese Botschaft transportiert Wolfgang Herrndorf meisterhaft. Er beweist auf spielerische Art, wie sinnlos jegliche Anstrengung letztlich ist. Bamm! Ein Wahnsinn von einem Buch.

Wer soll’s lesen?
Wer gern Agententhriller mit Hirn liest oder wissen möchte, was hinter dem Hype steckt.

Gut und sättigend: 3 Sterne, Snacks für zwischendurch

LagunaSnack für zwischendurch – Kurzrezension

Worum geht’s?
Um Heather, die wie eine Gefangene im Haus ihrer streng religiösen Eltern lebt. Sie hat noch nie ein anderes Kind gesehen, besitzt keine Spielsachen oder Bücher, ihre Eltern berühren sie nur, um sie zu bestrafen. Doch Kochlöffel, Stift und Türknauf sprechen zu Heather, flüstern ihr zu, nach draußen zu gehen, und für kurze Zeit darf Heather sogar die Schule besuchen. Dann gewinnt der Wahnsinn ihrer Eltern erneut die Oberhand, und um sich dagegen zu wehren, muss Heather erst wachsen, mutig werden, ihre Verzweiflung in Wut umwandeln.

Hat’s gemundet?
Nun ja. Dieses Buch zu lesen, ist, wie auf Holz zu kauen. Hart. Und voller Splitter. Heathers Leben ist ein Alptraum, so voller Einsamkeit, Verwirrung und Sehnsucht, dass meine ganze Haut vor Mitleid brennt. Eine Mutter, die das Kind ans Kreuz hängt, ein Vater, der sich nachts auf das Kind drauflegt, andere Kinder, die es ausgrenzen – all das ist schon allein in der Fantasie schwer zu ertragen. Das einzig „Schöne“ an diesem Buch sind die kraftvollen Sprachbilder, die die Geschichte noch intensiver machen. Mir ist es teilweise einfach zu irre und zu anstrengend, aber ich ziehe den Hut vor Sophie Lagunas schmerzhaftem Kraftakt.

Wer soll’s lesen?

Wer starke Nerven hat.

Entdeckt habe ich das Buch vor einiger Zeit bei Flattersatz.

Kleine Köstlichkeiten: 4 Sterne, Snacks für zwischendurch

WalkerSnack für zwischendurch – Kurzrezension

Worum geht’s?
„There was no footage to show on television, no burning buildings or broken bridges, no twisted metal or scorched earth, no houses sliding off slabs. No one was wounded. No one was dead. It was, at the beginning, a quite invisible catastrophe.” Und diese unsichtbare Katastrophe besteht darin, dass die Erde sich langsamer um sich selbst dreht, sie verliert an Geschwindigkeit. Tage und Nächte werden länger, sehr viel länger, Pflanzen und Tiere sterben, die Menschen versuchen, mit dem neuen Rhythmus zurechtzukommen. Für die elfjährige Hanna hängt mit der globalen Krise eine tiefgehende Umwälzung in ihrem unmittelbaren Umfeld zusammen: Sie verliert ihre beste Freundin, ihr Vater hat eine Geliebte, und sie verliebt sich zum ersten Mal. Und die ganze Zeit über weiß niemand, was geschehen wird – mit dem Planeten und ihnen allen.

Hat’s gemundet?
Durchaus. Karen Thompson Walker hat sich ein sehr originelles und spannendes Szenario ausgedacht: eine Naturkatastrophe, so neu und unbeeinflussbar wie gefährlich. Welche Auswirkungen hätte es auf das uns bekannte Leben, würde die Drehgeschwindigkeit der Erde sich verlangsamen? Die Autorin gibt der elfjährigen Ich-Erzählerin eine solide, gar nicht naive Stimme, die älter wirkt und der ich gern lausche. Ihr ist eine ausgewogene Mischung aus weltweiter Endzeitstimmung und zerbrochenem Glück im Privaten gelungen. Etwas schade finde ich, dass der Roman am Ende ein wenig versickert. Insgesamt jedoch ein lohnendes Buch.

Wer soll’s lesen?
Freunde von klugen Ausgangsideen und kindlichen Protagonisten.

Prost Mahlzeit: 1 Stern, Snacks für zwischendurch

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Worum geht’s?
Hiro Tanaka aus Japan wagt den Sprung nach Amerika – und zwar von einem Schiff aus ins eisige Meer. Er schwimmt um sein Leben und kann sich schließlich auf Tupelo Island an Land retten. Dumm nur, dass er von dieser Insel nicht mehr runterkommt. Außerdem wirder von der aufstrebenden Schriftstellerin Ruth Dershowitz, die in der dort ansässigen Künstlerkolonie wohnt, und ihrem Freund Saxby gesehen, woraufhin eine wahre Hetzjagd auf den fast verhungerten Japaner beginnt. Ruth, die an einer Schreibblockade leidet und krank ist vor Eifersucht auf ihre weitaus bessere Autorenkollegin, rettet Hiro, indem sie ihm Unterschlupf gewährt und ihn mit Essen versorgt. Damit handelt sie sich selbst jedoch eine Menge Probleme ein.

Hat’s gemundet?
Nein! Überhaupt nicht. Ich habe das Buch von einer Freundin bekommen, deren Lieblingsautor T. C. Boyle ist. Und ich verstehe nicht, warum. Ich war gespannt auf mein erstes Buch von diesem ja doch sehr gerühmten Autor, wollte es aber schon nach einer Weile entrüstet an die Wand knallen: als die Rede war von einer „Epiphanie der Magensäfte“ statt von ordinärem Hunger. T. C. Boyle hat einen für mich unerträglich überkandidelten, dramatischen, theatralischen Stil, und all das Gerede von „Negern“ und den eitlen Künstlern ging mir extrem auf den Sack. Jede Figur im Buch nimmt sich über die Maßen wichtig, alle beweihräuchern sich selbst, die Dialoge sind inhaltsleer und überzogen. Was das Buch mir sagen will, bleibt mir auch ein Rätsel. Dass die Menschen in den Südstaaten primitiv sind? Dass sie Jagd auf Andersartige machen? Dass man es geschafft hat, wenn man in Künstlerkreisen verkehrt und zur Cocktailstunde geladen wird? Ich sage nur: laaangweilig.

Wer soll’s lesen?
Wenn’s nach mir ginge, niemand.

Netter Versuch: 2 Sterne, Snacks für zwischendurch

LewyckaSnack für zwischendurch – Kurzrezension

Worum geht’s?
Georgie Sinclair hat zwei (fast) erwachsene Kinder und eine halbwegs glückliche Ehe, die jedoch über einem Streit beim Frühstück zerbricht: Ihr Mann Rip zieht aus. Fortan vertreibt Georgie sich die Zeit neben ihrer Arbeit an einem Journal über Klebstoff mit halbherzigen Versuchen, einen Liebesroman zu schreiben, und sie lernt die schillernde Mrs. Shapiro kennen, die in einer verfallenen Villa mit einem Haufen Katzen lebt. Sie ist alt und ziemlich verwahrlost, aber Georgie interessiert sich für die abstruse Geschichte, die Mrs. Shapiro ihr erzählt – von ihrer großen Liebe, einem jüdischen Musiker, und einer glanzvollen Vergangenheit, von der nichts übrig ist. Georgie dämmert allerdings allmählich, dass an Mrs. Shapiros Erzählungen einiges nicht stimmt. Dennoch hilft sie ihr, als die alte Frau nach einem Sturz in soziale Obhut kommen soll – und versucht, den windigen Immobilienmaklern, die sich um die Villa reißen, das Handwerk zu legen, das Haus mithilfe diverser Chaoten zu renovieren, hinter das Geheimnis ihres Sohnes zu kommen und nebenbei noch ihren Mann zurückzugewinnen.

Hat’s gemundet?
Oooch. Passt schon. Marina Lewycka ist vor vielen Jahren berühmt geworden mit ihrer Geschichte des Traktors auf Ukrainisch, das ich damals ganz amüsant fand. Das Leben kleben habe ich gratis aus einer Bücherkiste gefischt, hätte es aber ohne mein Projekt, den gesamten alten SuB zu vernichten, wohl nie gelesen. Was es kann? Ein bisschen Spaß machen. Die Story ist nett und einfach und einigermaßen lustig, wobei die Witze manchmal doch ein wenig an Niveau zu wünschen übrig lassen. Mit dem Versuch, den Konflikt im Nahen Osten einzubauen, hat sich die Autorin in meinen Augen keinen Gefallen getan, solche Themen sind sehr heikel in einem Buch, das nur unterhalten will. Generell war mir der Roman ein wenig zu überladen mit Figuren und Klamauk, aber er lässt sich ratzfatz weglesen, wenn man Lust auf was Seichtes hat.

Wer soll’s lesen?
Fans von typischen Frauenbüchern.

Kleine Köstlichkeiten: 4 Sterne, Snacks für zwischendurch

AbbottSnack für zwischendurch – Kurzrezension

Worum geht’s?
Henry Cage, ein erfolgreicher Unternehmer, geht in Pension. Und plötzlich reiht sich ein unangenehmes Ereignis ans andere: In der Silvesternacht wird er Opfer von Gewalt, seines Lieblingscafés wird er verwiesen, weil er Frauen anglotzt, er wird bedroht und bestalkt, seine Exfrau Nessa ist todkrank und er erfährt erst nach Jahren, dass er einen Enkelsohn hat. Ganz schön viel für den ruhigen, abgeschottet lebenden Henry, der mit Müh und Not versucht, nicht in den Wellen unterzugehen, die das Schicksal über ihm zusammenschlagen lässt.

Hat’s gemundet?

Ja und nein. Ja, weil dies ein ausgezeichnetes, stilsicheres, bewegendes Buch ist. Und nein, weil es ein Ereignis enthält, das mir das Herz bricht und mir in seiner Wucht sämtliche Kräfte raubt. David Abbott stellt ein Geschehnis an den Anfang seines Romans, das chronologisch gesehen ans Ende gehört und das mir stets vor Augen hält, wozu alles, was passiert, führen wird. Das ist ebenso genial wie grausam. Besonders den Schlusssatz kann ich in dieser Hinsicht kaum ertragen. The upright piano player ist schwermütig, traurig, exzellent und sehr klug. Ein wirklich gutes Buch.

Wer soll’s lesen?

Alle, die klassische Romane mögen und eine volle Dosis Wehmut aushalten können.

Kleine Köstlichkeiten: 4 Sterne, Snacks für zwischendurch

DrvenkarSnack für zwischendurch – Kurzrezension

Worum geht’s?
Du bist der Reisende. Du bist ein Mörder ohne Plan und Ziel. du tötest sehr methodisch und wenn es dich überkommt.
Du bist eins, zwei, fünf junge Mädchen, die durch Zufall mit einem gestohlenen Auto und kiloweise Heroin im Kofferraum durch ganz Deutschland rasen – auf der Flucht vor einem Drogenboss.
Du bist ein Verbrecher, ein Drogendealer, ein skrupelloser Typ, dem ein Menschenleben nichts bedeutet.
Du bist der Sohn eines Mannes, dessen Zuneigung du zu gewinnen suchst, indem du so mörderisch wirst wie er.
Du bist jung, du bist alt. Du bist auf der Flucht, du bist der Verfolger, du bist verzweifelt, du bist tot.

Hat’s gemundet?
Ja. Du ist ein packender und vor allem origineller Thriller, denn jedes Kapitel ist in der zweiten Person Singular geschrieben. Das ist ungewöhnlich, funktioniert aber überraschend gut. Der Erzählton ist rau, sarkastisch, fies, wie das folgende Beispiel zeigt: „Kleiner, das Schicksal ist ein Typ mit Syphilis und einem Stahlschwanz, der dich in den Arsch fickt, sobald du mal in die falsche Richtung schaust.“ Ich lese extrem selten Thriller und habe diesen hier letztes Jahr beim Bücherwichteln bekommen. Und er hat mich glänzend unterhalten, ich habe mitgefiebert, bin den red herrings gefolgt und habe gestaunt über die hervorragend konstruierte Geschichte. Das Sprachniveau ist dem Genre angepasst, und das ist völlig in Ordnung. In jedem Fall ein außergewöhnliches Leseerlebnis. Danke, Bettina!

Wer soll’s lesen?
Alle Thriller-Fans, ich glaube – ohne es beurteilen zu können – dass Zoran Drvenkar zu den Könnern des Genres zählt.

Prost Mahlzeit: 1 Stern, Snacks für zwischendurch

ScheffelSnack für zwischendurch – Kurzrezension

Worum geht’s?
Um Benvolio Antonio Olivio Julio Toto Meo Ho, dem die Eltern nicht nur einen, sondern gleich mehrere ungewöhnliche Namen gegeben haben, in der Hoffnung, der Sohn möge dann auch ein ungewöhnliches Leben führen. Nun – das hat nicht funktioniert. Sein Nachname lautet Schmitt, und ein Schmitt ist er auch. Ben wurstelt sich als Student durchs Leben, und das einzig Ungewöhnliche ist seine Verliebtheit in Lea, die er nicht treffen darf, weil sie – wenn sie Ben vier Mal gesehen hat – sonst sterben wird. Das ist Ben seit seiner Geburt klar. Ben muss also flüchten. Und ein bisschen verrückt wird er dabei auch.

Wie hat’s gemundet?

Gar nicht. Dies ist ein Buch, das allen gefällt und von allen gelobt wird. Ich kann allerdings Romane, in denen der Protagonist den Verstand verliert, überhaupt nicht ausstehen – da habe ich beim Lesen das Gefühl, dass ich vor lauter Wirrheit selber ganz narrisch werde. Annika Scheffels Alltagsheld verliert mit jedem Kapitel einen seiner Namen – und ein bisschen etwas von seinem klaren Blick, so scheint es, oder einen Teil seiner Persönlichkeit, sodass diese sich permanent verändert. Das ist … anstrengend. Zwischendurch ist Bens wundersame Reise durchsetzt mit banalen Tätigkeitsbeschreibungen, und so schwanke ich zwischen Irrsinn und Langeweile. Experimentell – vielleicht, originell – durchaus, lesbar – mit Mühe. Dieses Buch ist ganz sicher anders als die anderen, für mich aber nicht besser.

Wer soll’s lesen?
Menschen mit viel Geduld.

Prost Mahlzeit: 1 Stern, Snacks für zwischendurch

EbmeyerSnack für zwischendurch – Kurzrezension

Worum geht’s?
Um Friederike Soltau, die im Jahr 1869 mit ihrem Bruder Albert auf die erworbene Estancia in Argentinien übersetzt und so der drohenden Einweisung in die Irrenanstalt entgeht. Die Eltern wissen nicht umzugehen mit Friederikes Launen und dem Schatten, von dem sie sich verfolgt fühlt. Sie jedoch findet in Argentinien einen Platz, an den sie zu gehören scheint. 100 Jahre später verkauft Udo Soltau, gerade frisch in zweiter Ehe mit der weitaus jüngeren Sigrid verheiratet, die Familien-Estancia. Und steht ansonsten vor den üblichen Problemen eines ereignislosen Lebens: getrennte Betten, Schimmel im Bad, die Sehnsucht nach der längst verflogenen Verliebtheit. Auf Friederikes Spuren wandelt später Udos Sohn Marco – und zwar in doppelter Hinsicht. Er erforscht ihre Geschichte, und er ist mindestens ebenso verrückt wie sie.

Hat’s gemundet?

Nein. Mein anfängliches Interesse schwindet schnell. Während Friederike mich zu Beginn auf eine spannende Reise mitzunehmen scheint, schläfert der langweilige Udo mich fast ein. Und Marco, der nicht ganz bei Verstand ist, treibt mich mit seiner Sprunghaftigkeit in den Wahnsinn. Zudem weiß ich nicht, was der Roman mir sagen will, und finde auch nichts Spektakuläres in seinem Inhalt. Es gefällt mir, wie Michael Ebmeyer seinen Stil variiert und an die jeweilige Epoche bzw. an den Erzähler anzupassen weiß – aber das ist für mich auch schon das einzig Positive an diesem Buch.

Wer soll’s lesen?
Vielleicht jemand, der mehr Zugang zu Argentinien hat als ich und mehr Geduld mit Protagonisten, die verrückt werden. Ich kann das nämlich nicht leiden, es verwirrt mich zu sehr.

Für Gourmets: 5 Sterne, Snacks für zwischendurch

ShalevSnack für zwischendurch – Kurzrezension

Worum geht’s?
Seine allerletzte Taube ließ er auf, während er im Sterben lag, und sie trug eine einzigartige Botschaft für seine Geliebte, die lebenslange Konsequenzen hatte. Das Baby wurde er genannt, Brieftauben waren seine Leidenschaft, sein Leben verlor er im Krieg. Fremdenführer und Vogelkundler Jair interessiert sich brennend für die Geschichte des Jungen mit den Tauben, und er berichtet auch aus seinem Leben, das mit jenem des Taubenzüchters verwoben zu sein scheint. In Tel Aviv und Jerusalem, zwei von der Geschichte gebeutelten Orten, entfaltet sich die Story zweier Männer, getrennt durch mehrere Jahrzehnte, verbunden durch die Suche nach der Lebensliebe, nach Erfüllung, nach einem eigenen Ort.

Hat’s gemundet?
Dieses Buch ist köstlich! Es ist erheiternd, melancholisch, sachlich, sarkastisch und bietet eine wirklich interessante Geschichte mit schönen Zusammenhängen. Die Wendungen haben mir ausgezeichnet gefallen, ebenso die Figuren – der tragikomische Held Jair, dessen Frau zu schön und zu reich ist, das naive Baby und besonders der stinkreiche, weinerliche Meschullam, der grenzgeniale Sprüche vom Stapel lässt. Überhaupt sind Meir Shalevs Formulierungen eine Wohltat, sie sind herrlich witzig, sehr intelligent und machen den Roman zu einem wahrhaften Lesevergnügen. Beispiele gefällig?

„Er war ein cholerischer alter Gynäkologe von kurzem Wuchs und Geduldsfaden.“

„Ich habe soviel Zeit, dass ich sicher sterbe, ehe sie aufgebraucht ist.“

„Bei den Johannisbrotbäumen ist es wie bei uns. Die Männer stinken, und die Frauen tragen Frucht.“

„Die Wahrheit sprechen, ist sehr schön, aber es muss nicht gleich zur Gewohnheit werden.“

„Er ist überhaupt nicht nett. Er ist so gar nicht nett, daß du keine Ahnung hast, wie wenig. Aber das bißchen Nettigkeit, das er in sich hat, konzentriert er auf nur vier Menschen, und weil du einer von ihnen bist, meinst du, er wäre so.“

Wer soll’s lesen?
Jeder!