Bücherwurmloch

Der erste Eindruck, als ich mit dem Auto zum Hanser Verlag nach München-Bogenhausen kurve? Bonzenviertel! Wunderschöne Villen, Ruhe, alte Eleganz. Ich habe einige Zeit in München gewohnt, doch hierhin hat es mich kaum verschlagen. Drinnen im Verlagsgebäude erwartet mich pure Herzlichkeit: Die Mitarbeiterinnen stellen sich vor, wir Blogger fallen uns fröhlich um den Hals, und auf dem schön gedeckten Tisch in der Werbeabteilung – wo einst das Gesindehaus war, wohlgemerkt – warten allerlei Leckereien. Annika Reich ist da, liest aus ihrem neuen Buch Die Nächte auf ihrer Seite vor und erzählt uns, was für eine schwere Geburt es war, warum Woody Allen darin zitiert wird und dass es lang gedauert hat, bis das Cover feststand. Der Abend ist genau so, wie er sein muss: Fingerfood und Big Talk, alle sind in Plauderlaune, es wird viel gelacht, Tilman, der technisch aufgerüstete Troll, betont die Unterschiede zwischen Feenstaub-Bloggern und Literatur-Bloggern, und ich erfahre endlich, warum Annika Reichs erstes Buch Teflon dieses total absurde Cover hatte. Um 1 Uhr nachts komme ich in meinem Hotel an, das zufällig in der Straße liegt, in der ich einst während meines Praktikums bei Langenscheidt zur Untermiete bei einer sexsüchtigen Finnin untergebracht war. Der Sex war nicht das Problem. Sondern dass man meine Zimmertür nicht schließen konnte. Aber das ist eine andere Geschichte.Hanser1

Am nächsten Morgen beginnt der Bloggertag, zu dem die Hanser Literaturverlage Blogger von nah und fern geladen haben. Und was für ein Programm uns erwartet! Wir sitzen brav aufgereiht im Konferenzraum, wo einst Carl Hansers Schwimmbad war, und lauschen nach Jo Lendles Begrüßung gespannt Lektorin Tatjana Michaelis und Pressefrau Susanne Rössler, die aus Wien angereist ist, um Zsolnay, Deuticke, Nagel & Kimche zu vertreten. Sie stellen ihre Highlights aus dem Frühjahrsprogramm vor und geraten dabei mit leuchtenden Augen und spürbarer Begeisterung derart ins Schwärmen, dass ich jetzt leider ALLE Bücher von Hanser lesen will.

Außerdem will ich bei Hanser wohnen. Und zwar ganz oben, wo die lieben Pressefrauen und Jo Lendle in seinem Büro mit Aussicht und Schweinslederschreibtisch residieren. Allerdings nicht seinetwegen, sondern weil da all diese wunderschönen Bücher stehen. Nach der Verlagsführung, bei der wir wie wildgewordene Touristen knipsen, berichtet Herstellerin Stephanie Schelleis von den Herausforderungen der Buchgestaltung, und Art Director Peter Hassiepen erzählt von all den Hürden, die ein Buchcover nehmen muss, um es bis in die Buchhandlung zu schaffen. Da ich als junger Mensch in einem Verlag gearbeitet habe und seit vielen Jahren freie Lektorin bin, ist mir all dies freilich nicht fremd, aber die anekdotenreichen Einblicke sind auf jeden Fall überaus interessant.

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Der Tag verfliegt, und die Ersten brechen auf, um ihren Zug zu erreichen. Online Managerin Frauke Vollmer, die all das mit ihren Kolleginnen organisiert hat, überreicht jedem ein persönliches „Goodie Bag“, gefüllt mit – Herz, was willst du mehr – aktuellen Büchern. Während Food- und Modeblogger das vermutlich ganz normal finden, ist für mich jedes einzelne Leseexemplar nach wie vor etwas ganz Besonderes. Wie ein Mini-Geburtstag! Was ich außer den schönen neuen Büchern mitnehme? Ganz viel Erstaunen darüber, so freundlich und aufmerksam behandelt, bekocht, beachtet worden zu sein, viel Freude, dass wir Blogger neuerdings so ernst genommen werden, einen Schwung neue Motivation und Ideen für das Bücherwurmloch sowie die Frage, wie ich es schaffen kann, dass der Cursor auf meinem Blog zu einem Einhorn wird, aus dessen Arsch Regenbogen kommen. Ich bin sicher, dass ich mich wie immer schlecht benommen und viel zu oft Arsch und scheiße gesagt habe („T. C. Boyle? Von dem hab ich erst ein Buch gelesen, und das fand ich richtig scheiße“, „Ich hab mich immer schon gefragt, warum Teflon dieses Scheißcover hatte“), aber nun ja – I’m a cultured person with the vocabulary of a highly educated sailor. Ich hoffe sehr, die laden mich irgendwann trotzdem wieder ein, und sage ganz artig DANKE!

Hanser 3

Wer noch da war?

Sophie von Literaturen
Mara von Buzzaldrins Bücher
Vera von Glasperlenspiel13
Dorota von Bibliophilin
Gérard von Pop-Polit
Petra von Die Liebe zu den Büchern
Sonja von Lust zu lesen
Tilman von 54books
Nadine von Literatur und Feuilleton
Caterina Kirsten von Schöne Seiten

Bücherwurmloch

10868147_1021153161233633_6312024735219734972_nNeuigkeiten aus dem Bücherwurmloch
Vor einer Weile hab ich eine neue Serie ins Leben gerufen, in der allerlei verschiedene Leute ihr Lieblingsbuch vorstellen sollten. Das hat richtig gut angefangen, ich hatte viele Zuschriften, Fotos, Antworten. Dann ging mein Laptop kaputt. Und zwar so richtig. Was für mich als Freelancer eine mittlere Katastrophe war. Außer Schrott und Schrauben ist nichts davon übrig geblieben. Es ist mir gelungen, die Daten zu retten, aber die alten Mails sind alle futsch. Nun muss ich erst alle, die mitgemacht haben, erneut kontaktieren. Die Lieblingsfutter-Serie liegt daher erst mal auf Eis.

Aber auf schlechte Nachrichten folgen gute: Ich fahre am Freitag, 16. Jänner, nach München zum Bloggertag im Carl Hanser Verlag! Ich freu mich schon sehr drauf und fühle mich geehrt, dass ich eingeladen wurde. Das Programm klingt vielversprechend: Wir bekommen die Highlights aus dem Frühjahrsprogramm vorgestellt und werden über Covergestaltung sowie Buchproduktion informiert. Das Schönste ist, dass meine lieben Bloggerkolleginnen von We read Indie auch da sein werden. Ich werde euch natürlich berichten!

Uuund: Das Jahr 2015 erfüllt mir endlich einen großen (Kindheits-)Traum. Ich fahre auf die Buchmesse! Und zwar nicht nur nach Frankfurt im Oktober. Nööö. Auch im März nach Leipzig! Bisher hat das nie geklappt, als Studentin konnte ich es mir nicht leisten, und dann kamen die Kinder, und naja, da ändert sich sowieso alles. In diesem Jahr aber werde ich mich zum ersten Mal in den Messetrubel stürzen und bestimmt vor Freude ohnmächtig werden. Soeben habe ich die Akkreditierungsformulare für die Leipziger Buchmesse ausgefüllt, und in knapp zwei Monaten ist es schon soweit. HIP HIP HURRA!

Es freudentanzt
Mariki

Bücherwurmloch

IMG_7948Ein bücherreiches Jahr …
… geht in diesen Tagen zu Ende. Es war so schön, all diese Bücher lesen zu dürfen! Ich bedanke mich herzlichst bei all den Verlagen, die mir freundlicherweise so viele Leseexemplare zur Verfügung stellen, und bei den Pressemenschen, die sich mit mir darüber austauschen. Ebenso wunderbar ist, dass es euch gibt, dass ihr hier mitlest, kommentiert und diesem Blog überhaupt erst einen Sinn gebt. Ich freu mich auf ein neues Jahr mit euch, in dem wir hoffentlich viele interessante, kuriose und berührende Lektüren entdecken werden.

Schon im Sommer habe ich gewusst, dass Das fremde Meer von Katharina Hartwell mein Buch des Jahres sein würde. Mir war bereits Monate vor Jahresende klar, dass nichts diesen Roman würde tippen können, und ich hatte Recht. Inzwischen ist die Taschenbuch-Ausgabe dieses wundervollen Buchs erschienen, und eine besondere Ehre für mich ist, dass ich auf der U3 zitiert werde. Ich bin endlich ein BLURB! Mein Lebensziel habe ich somit erreicht. Das solltet ihr euch ansehen. Und das Buch solltet ihr unbedingt lesen!

Von den 104 Büchern, die ich mir 2014 einverleibt habe, habe ich nur 12 mit 5 von 5 Punkten bewertet. Und da es so wenige waren, sollen sie hier aufgelistet und noch einmal in den Mittelpunkt gestellt werden:
Glücklich die Glücklichen von Yasmina Reza
Wassererzählungen von John von Düffel
Das Haus des Windes von Louise Erdrich
Muldental von Daniela Krien
Heimflug von Brittani Sonnenberg
Baba Jaga von Toby Barlow
Fünf Kopeken von Sarah Stricker
Brennerova von Wolf Haas
Anima von Wajdi Mouawad
Wurfschatten von Simone Lappert
We are all completely beside ourselves von Karen Joy Fowler (Rezension folgt)

Wenn ihr auch nur eins davon noch nicht kennt: Holt es euch! Ich kann sie, was selten ist, mit gutem Gewissen empfehlen und möchte es hiermit auch ausdrücklich tun.

Wesentlich öfter glänzte in diesem Jahr ein Buch mit 4 Punkten, und zwar ganze 28 Mal. Welche es waren, seht ihr hier. Die mittlere Ebene ist wie immer am stärksten vertreten, denn vor allem in diesem Jahr fand ich viele Bücher ganz okay, ganz nett, ganz gut – aber auch nicht mehr. 43 Mal war das der Fall.

Nun interessiert mich freilich brennend, welche Bücher euch denn 2014 über die Maßen begeistert haben? Was hab ich verpasst, was sollte ich unbedingt lesen? Welche neuen Herzensbücher hat euch dieses Jahr ins Bücherregal gestellt?

Kommt mir gut ins neue Jahr und genießt ein rauschendes Silvesterfest!
Mariki

Bücherwurmloch

Diese Bücher und ich wurden 2014 keine FreundeIMG_7946
Ich lese richtig viel. Und ich freue mich immer wieder auf jedes einzelne Buch. Es aus dem Regal zu nehmen, aufzuschlagen, den ersten Satz kennenzulernen – das ist ein magischer Moment. Oftmals aber leider der einzige. Denn natürlich gibt es immer wieder Bücher, bei denen ich nach einer Weile feststelle, dass ich sie nicht mag. Das kann viele Gründe haben, meistens langweilen sie mich. Weil ich ihren Humor nicht teile, weil zu wenig geschieht, weil die Sätze fad sind wie ein Kaugummi, den man schon zu lang im Mund hat. Von der Klappentexten habe ich gelernt, dass ich mich mit solchen Büchern nicht bis zum Ende quälen muss, sondern dass ich aufhören kann, sie zu lesen. Auch, wenn es sich dabei um Rezensionsexemplare handelt. Aber sogar wenn ich ein Buch, das mich nicht vom Hocker reißt, brav bis zur letzten Seite lese, ist es oft so, dass ich dazu nichts zu sagen habe – außer eben, dass es mir nicht gefallen hat, dass ich es nicht gut fand. Das reicht in meinen Augen nicht für eine fundierte Rezension, und wenn ich nicht genügend Worte finde, um ein Buch wenigstens ordentlich zu zerreißen, schweige ich lieber darüber. Das war 2014 überraschend oft der Fall, wie ich festgestellt habe. Folgende Bücher habe ich euch vorenthalten:

Was wir Liebe nennen von Jo Lendle
(Ich weiß, dass alle diesen Autor und dieses Buch super finden. Aber ich fand es ganz, ganz schlimm. Naiv. Unlustig. Komplett bescheuert.)

Wellenschläge von Anne Landsman
(Das Originellste daran war, dass es in der 2. Person Singular geschrieben ist.)

Monsieur Paulin und ich von Damien Luce
(Kindischer, naiver Schmonzes, schlecht geschrieben.)

Die Hände des Pianisten von Yogi Sabol
(Da sofort verraten wurde, wer der Täter ist, war die Spannung gleich null.)

The Newlyweds von Nell Freudenberger
(Unfassbar langweilig.)

Ein seltsamer Ort zum Sterben von Derek B. Miller
(Ganz nett, aber auch nicht mehr.)

Die finanziellen Abenteuer des talentierten Poeten von Jess Walter
(Da hatte ich mir viel mehr erwartet. Der Humor ging komplett an mir vorbei.)

Der aufrechte Mann von Davide Longo
(Das fand ich gut. Aber irgendwie war’s mir insgesamt zu wenig.)

Das Regenorchester von Hansjörg Schertenleib
(Das war mir viel zu pathetisch.)

Die Listensammlerin von Lena Gorelik
(Hat meine hohen Erwartungen nicht erfüllt, vor allem inhaltlich nicht.)

Shine shine shine von Lydia Netzer
(DAS ist ein komplett verrücktes Buch. Über eine glatzköpfige, schwangere Frau mit einem autistischen Kind und einem Ehemann im All.)

Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem Ikea-Schrank feststeckte von Romain Puértolas
(Da hab ich nur kurz reingeschaut, das wollte ich wirklich nicht lesen.)

Moor von Gunther Geltinger
(Ein Buch voller Abgründe und abstoßendem Inzest. Teilweise faszinierend, insgesamt aber zu sumpfig.)

Absolution von Patrick Flanery
(Hätte wirklich spannend sein können, hat mich aber überhaupt nicht überzeugt.)

Stalins Kühe von Sofi Oksanen
(Und dabei fand ich Fegefeuer von derselben Autorin grandios! Aber in diesem Buch wird eigentlich nur gekotzt, hart gesagt.)

Amt für Mutmaßungen von Jenny Offill
(Hat mich nicht im Geringsten interessiert, trotz all der guten Kritiken.)

Unter einem schwarzen Himmel von Leo Agren
(Eine gute, spannende, letztlich sehr kurze Parabel über das Leben im Krieg.)

Mein fremdes Leben von Joshua Ferris
(Ein überraschend schreckliches Buch. Über verquere religiöse Vorstellungen und einen gelangweilten Zahnarzt.)

Das kalte Jahr von Roman Ehrlich
(Daran mochte ich nicht, dass alles so in der Schwebe blieb. Dass niemand fragte und niemand erklärte.)

Der Himmel auf ihren Schultern von Sergej Lebedew
(Komplett abgedreht, zum Teil unverständlich, zum Teil fad.)

Bestimmt habt ihr eins oder mehrere dieser Bücher gelesen. Wie ist eure Meinung dazu? Haben sie euch begeistert oder ähnlich unberührt gelassen wie mich? Lest ihr ungeliebte Bücher bis zum bitteren Ende oder spart ihr lieber eure wertvolle Lebenszeit?
Ich bin sehr auf eure Kommentare gespannt!
Mariki

Bücherwurmloch

Herbst14Bücherherbst, Bücherhimmel
Nach einem Buch ist vor einem Buch. Also eigentlich ist immer ein Buch. Ununterbrochen. Deshalb: Kaum ist das Frühjahr vorbei, beginnt der Herbst. Sommer gab es ja in diesem Jahr keinen. Ich habe wie meine Bloggerkolleginnen, die schon längst ihre Herbstauswahl vorgestellt haben, ebenfalls in den Vorschauen geblättert. 26 Titel haben mich angelacht und stehen nun auf meiner Liste:

Wir haben Raketen geangelt von Karen Köhler
Aufstieg und Fall großer Mächte von Tom Rachman
Der Ozean am Ende der Straße von Neil Gaiman
Die Interessanten von Meg Wolitzer
Maria Bellezza von Silvia Avallone
Mein fremdes Leben von Joshua Ferris
Im Winter schläft man auch bei Wölfen von Andrea Molesini
Neun Tage von Toni Jordan
Fünf Menschen, die mir fehlen von Christie Hodgen
Restwärme von Kerstin Preiwuß
Die Schuld der anderen von Gila Lustiger
Die Frau des Leoparden von Paul Pickering
Winterkrieg von Philip Teir
Die Gierigen von Karine Tuil
Zwischen zwei Meeren von Carmine Abate
Zum Meer von Kathrin Gross-Striffler
Das Haus der vergessenen Bücher von Christopher Morley
Brennerova von Wolf Haas
Glow von Ned Beauman
Der Grund von Anne von Canal
Septembernovelle von Johan Bargum
Vier neue Nachrichten von Joshua Cohen
Kaum macht man mal was falsch, ist das auch wieder nicht richtig von Kirsten Fuchs
Handkantenschlag von Dorthe Nors
Der Kuss von Boris Meyn
Albuquerque von Florian Wacker
Wie im Wald von Elisabeth Klar

Werdet ihr auch eines dieser Bücher lesen?

Bücherwurmloch

Frühjahr 14Der Sommer ist da! Endlich. Das bedeutet: heißen Sand zwischen den Zehen, Unmengen von Eis und viele schöne Sommersprossen. Es bedeutet aber auch: Der Frühling ist vorbei – und ich habe haufenweise tolle Frühjahrstitel verschlungen. Genau 32 waren es an der Zahl. Zeit für eine kleine Rückschau.

Ich habe gelernt, Kurzgeschichten zu mögen, und hab mich ein bisschen verliebt. In Amy Hempel, Daniela Krien und vor allem in John von Düffel.

Einen absoluten Höllenritt habe ich mit A. M. Homes und Toby Barlow erlebt.

Positiv überrascht war ich von J. Courtney Sullivan und Rhidian Brook.

In fremde Welten entführt haben mich Nadifa Mohamed und Elif Shafak.

Meine drei Highlights des Frühjahrs 2014 sind definitiv Louise Erdrich, Brittani Sonnenberg und Yasmina Reza.

Auch alle anderen Romane haben mir zum Großteil viel Vergnügen bereitet und mir erneut bewiesen, wie grandios es ist, dass es eine solche Bandbreite an Verlagen und Büchern aller Richtungen gibt. Ein herzliches Dankeschön mit gelupftem Hut für die bereitgestellten Leseexemplare geht an dtv, Ullstein, Dumont, Luchterhand, Piper, S. Fischer, Arche, Berlin Verlag, Bertelsmann, Hanser, C. H. Beck, Kiepenheuer & Witsch, luxbooks, Zsolnay, Aufbau, Atlantik, Osburg, Blessing, Residenz, Haymon, Matthes & Seitz, Kein & Aber, Antje Kunstmann, mare, Suhrkamp.

Welches war euer liebstes Buch in diesem Frühjahr?

Bücherwurmloch

IMG_0711Neu im Bücherwurmloch: Short Storys
Es war einmal: Früher hab ich keine Kurzgeschichten gelesen. Niemals! Weil ich mich in einen Roman vertiefen, von den Ereignissen wegspülen und von der Handlung einwickeln lassen wollte. Da lag ich dann stundenlang auf der Couch, im Bett oder saß im Bus – ich hatte Zeit zum Lesen. Und an den Short Storys störte mich die Notwendigkeit, sich immer wieder auf neue Figuren und ein neues Setting einzulassen, zu sprunghaft fand ich das, zu abgehackt, zu anstrengend.
Und dann ist das passiert, was im Leben immer passiert: Es hat sich was verändert. Mit einem und inzwischen zwei kleinen Kindern fehlt mir nämlich jetzt die Zeit zum Lesen. Würde man bei meinem Bücherkonsum nicht vermuten, aber ich lese tatsächlich sehr wenig – ich lese einfach nur wahnsinnig schnell. Aber: Auf der Couch liegen oder im Bus sitzen gibt’s nicht mehr. Sondern eher gestohlene Minuten zwischendurch, wenn ein Zwerg schläft und der andere sein Biene-Maja-Malbuch systematisch mit schwarzer Farbe tüncht, oder in der berühmten Happy Hour für Eltern, jener einen Stunde, in der die Kinder endlich im Bett sind und man selber noch kurz wach bleiben kann, bevor man ins Erschöpfungskoma fällt.

Jetzt habe ich plötzlich das umgekehrte Problem: Ich lese vielleicht über den Tag verteilt eine Stunde, immer wieder mal fünf bis zehn Minuten – und das mit dem Vertiefen, Wegspülen und Einwickeln klappt nicht mehr. Was bietet sich dagegen an? Genau. Kurzgeschichten. Also habe ich 2011 angefangen, diese mir bis dahin unsympathische Erzählkategorie genauer unter die Lupe zu nehmen. Der erste Titel war passenderweise Alles auf Anfang von David Benioff das ich gleich sehr gut fand. Auch Zoran Živković konnte mich mit seinen skurrilen Geschichten überzeugen. Die alte Abneigung hielt sich aber trotzdem noch hartnäckig und ich ging Short Storys weiterhin bewusst aus dem Weg. Ich wollte noch nicht so ganz glauben, dass das was werden könnte mit uns.

2012 versuchte Miroslav Penkow sein Glück und konnte ebenfalls bei mir landen. Auch die Kurzgeschichten von Svenja Heiss, die ich im Urlaub in Kopenhagen gelesen habe, mochte ich. Darauf folgte der Titel Liebe von Molly MacCloskey, der schon in die richtige Richtung wies – aber ich wollte mich noch immer nicht erobern lassen. Deshalb gab es 2013 eine komplette Kurzgeschichtenpause. Und dann? Habe ich meinen Widerstand endlich aufgegeben.

2014 ist noch jung, aber ich habe schon fünf Kurzgeschichtenbände gelesen: Die Ernte von Amy Hempel, Feuer ist eine seltsame Sache von Lisa Elsässer, Wassererzählungen von John von Düffel, Zehnter Dezember von George Saunders und Muldental von Daniela Krien. Spätestens seit John von Düffel und Daniele Krien ist mir klar: In Sachen Short Storys bin ich ein Spätzünder – aber jetzt ist die Leidenschaft dafür umso größer. Beide Bücher hätte ich am liebsten inhaliert. Immer in den gestohlenen zehn Minuten zwischendurch. Ich bin regelrecht berauscht. Frisch verliebt! Und ihr wisst ja, wie das ist: Man muss dann immer grinsen und jedem davon erzählen. Deshalb nochmal ganz laut: Mariki liest und liebt jetzt Short Storys!

Und ihr so? Lest ihr Kurzgeschichten oder macht ihr einen Bogen darum? Ich bin gespannt auf eure Erfahrungsberichte. Und vor allem: Was muss ich als Kurzgeschichtenneuling unbedingt lesen, habt ihr Tipps?

Bücherwurmloch

BengtssonEin Blick zurück und zwei nach vorn

Endlich ist dieses Jahr vorbei! Es war so anstrengend. So unheimlich anstrengend. Ich hoffe, dass 2013 das anstrengendste Jahr meines Lebens war, denn das würde bedeuten, dass es ab sofort wieder besser wird. Mal sehen, wie realistisch das ist. Als wahrer Bücherjunkie habe ich aber trotz aller „Widrigkeiten“ – zweites Baby, Arbeit, Umzug – gelesen wie eine Wilde, und ich hab es sogar geschafft, meinen alten SuB zu vernichten, wie ich es mir gegen Ende des Sommers in den Kopf gesetzt habe. Das war ein tolles Gefühl, und vor allem habe ich den Rauschzustand genossen, als ich dann endlich kurz vor Weihnachten wieder damit anfangen konnte, einen neuen SuB anzulegen. Spätestens seit diesem Moment weiß ich mit Sicherheit, dass ich absolut süchtig bin nach Büchern. Ich denke an sie. Ich träume von ihnen … und ich will sie immer um mich haben.

2013 also. Ein ereignisreiches und wie immer bücherreiches Jahr, 93 sind es geworden, ein letztes lese ich bis nächste Woche noch aus, und fragt mich nicht, wann ich die alle gelesen habe, denn ich weiß es nicht – ich hab eigentlich keine Zeit zum Lesen. Ich inhaliere sie so nebenbei, wenn ich eine freie Minute finde. Zu meinem Glück waren auch heuer viele Highlights dabei, 14 Mal gab es 5 von 5 Punkten, 25 Mal waren es 4. All diesen Büchern ist es gelungen, zu mir durchzudringen, mich aufzurütteln, anzurühren, zum Nachdenken oder Lachen zu bringen, mir in die Haut zu schneiden.

Sehr nah an der Perfektion war für mich Adam Johnsohn mit Das geraubte Leben des Waisen Jun Do, genau wie Daniela Krien mit Irgendwann werden wir uns alles erzählen und Ann Packer mit dem „Überraschungshit“ The dive from Clausen’s Pier. Wunderbar fies fand ich Doris Knecht mit Besser und – mein Humor-Highlights des Jahres – Maria Semple mit Where’d you go, Bernadette? DAS Buch des Jahres? Wie keiner sonst von Jonas T. Bengtsson. Es hat mich am meisten getroffen in seiner schlichten Schönheit und Grausamkeit.

Alle hervorragenden Bücher 2013 findet ihr in der Kategoriensuche hier und hier.

Und: 2013 ist noch etwas Hervorragendes passiert, die Klappentexterin hat (gemeinsam mit sechs anderen Bloggerinnen, darunter ich) We read Indie gegründet. Die Resonanz auf diesen Blog zur Unterstützung von Kleinverlagen war von Anfang an grandios, und wir freuen uns auf viele spannende Bücher und Projekte für 2014.

Kurz vor knapp möchte ich euch danken – dafür, dass ihr da seid, meine Rezensionen lest, euren Senf dazuklatscht und mit mir kommuniziert, dass ihr mir Empfehlungen gebt und euch mit mir über das, was wir gelesen und gefühlt haben, austauscht. Ich schätze jeden Einzelnen von euch sehr.
Möge das neue Jahr euch und mir viele wundervolle Leseerlebnisse bringen und außerdem – zumindest mir – mehr Schlaf und weniger Überlastung. Oh, und Bücher. Natürlich viele, viele neue Bücher.
Einen guten Start für 2014 wünscht euch
Mariki

Bücherwurmloch

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Schenk das Schönste und Klügste, das es gibt: Worte. Schenk Sätze, die sich in Herzen bohren, schenk Gedanken, die sich verankern, schenk Bücher, die in Erinnerung bleiben.
Die Geschenktipps für Weihnachten kommen dieses Jahr in der besten Form aus dem Bücherwurmloch: ihrer eigenen. Die Bücher stellen sich anhand ihrer Worte selbst vor. Und ihr findet vielleicht den einen oder anderen Roman, der zu jemandem passt, der euch viel bedeutet.

„Because the heart is a black box. Every conquest, loss or rejection leaves its trace. We love according to what the heart has been taught. We love in the shadow – sometimes benign, sometimes malevolent – of every disappointment, betrayal or fulfillment. We love – and no god can control the feeling or mitigate the consequences.” Priya Basil: The obscure logic of the heart

„Wir laufen durch Kirchblüt, und alles ist anders, wir haben es verloren, so wie wir die Orte unserer Kindheit verlieren, zum ersten Mal, wenn wir keine Kinder mehr sind, und später noch einmal, wenn wir als Erwachsene zurückkehren und uns wundern, wie sie wirklich aussehen.“ Zsuzsa Bánk: Die hellen Tage

„Wir alle sind sterblich, ja, aber vielleicht sind einige von uns sterblicher als andere.“ Jennifer Dubois: Das Leben ist groß

Basil Bánk DuBois

„Aber ich war schwach, und ich hatte das Pech, in einer Gesellschaft zu leben, in der man die Schwachen aufs Abstellgleis schob, sie mundtot machte, damit andere für sie sprechen mussten, die ihnen ihre Gesinnung, ihr Verständnis darüber, was gut oder schlecht war, aufzwängten und es verteidigten, ohne richtig zuzuhören, worum es eigentlich ging.“ Rachida Lamrabet: Über die Liebe und den Hass

„Ausgerechnet im Buchladen fing er Feuer. Und so hatte er seine wundersamsten Erlebnisse an einem Ort, wo manche das Abenteuer gar nicht erst suchten, obwohl er doch voll davon war.“ Andreas Séché: Zwitschernde Fische

„Please step aside because I’m about to kick the shit out of life!“ Maria Semple: Where’d you go, Bernadette?

Lamrabet Seche Semple

„Jetzt noch fünf Minuten für mich. Fünf Minuten unter der Bettdecke. Fünf Minuten Autonomie, bevor ich wieder nur Frau und Mutter bin, Mutter und Frau. Fünf Minuten, bevor ein Rudel hipper junger Eltern bei uns einmarschiert, mit denen ich hippe Jung-Eltern-Gespräche führen werde, als wäre ich genauso wie sie. Sie denken, ich sei genauso. Aber das bin ich nicht. Ich bin jemand, der sich jetzt gern irgendwo verkriechen und sündigen Gedanken nachhängen würde.“ Doris Knecht: Besser

„Immer ist alles anders gekommen mit Marc. Jeder Tag eine unvorhergesehene Wendung. Ein Knick um neunzig Grad hinter dem Horizont. Man will in den Wedding und kommt ans Meer. Man will Klavierschüler und kriegt eine Geliebte. Man will, dass alles so bleibt, und alles ändert sich.“ Monika Zeiner: Die Ordnung der Sterne über Como

„Manche Lieder sind so, sie wachsen in einen hinein. Oder man wächst in sie hinein. Denn wenn einen etwas anrührt, wer kann dann schon sagen, was sich bewegt und was stillsteht und annimmt? Wenn wir voneinander berührt werden, dann gibt es doch keinen, der eindeutig gibt, und keinen, der eindeutig nimmt? Ich weiß nicht, was die Schlösser in uns Menschen öffnet. Wüsste ich es, würde ich das schönste Lied der Welt schreiben und anschließend schweigen.“ Kjell Westö: Geh nicht einsam in die Nacht

Knecht Zeiner Westö

„Menschen im Allgemeinen langweilen mich schnell. Ich muss jemanden bewundern können.“ Yannick Grannec: Die Göttin der kleinen Siege

„Ich habe nicht die Anmut der Frauen, denen man lange Sätze mit Seufzern als Satzzeichen ins Ohr flüstert, nein. Ich verleite eher zu kurzen Sätzen. Deftigen Bissen.“ Grégoire Delacourt: Alle meine Wünsche

„Ich gehe, und er wusste sofort, was sie damit meinte, aber am besten tut man so, als hätte man keine Ahnung, worum es geht, wenn das Leben um einen herum in tausend Stücke fällt.“ Jón Kalman Stefánsson: Das Herz des Menschen

Grannec Delacourt Stefansson

Bücherwurmloch

IMG_5045Nächstes großes Projekt: Baby Nummer zwei
Der Sohnemann ist bereits ein Bücherwurm und will mit zwei Jahren schon Pippi Langstrumpf vorgelesen bekommen, obwohl da kaum Bilder drin sind – und ich bin gespannt, ob die kleine Schwester es ihm nachmachen wird. Sie kommt in Kürze und wird mich mit Sicherheit ordentlich beschäftigt halten, sodass das Bücherwurmloch erst einmal ein wenig pausieren muss. Lesen werde ich natürlich weiterhin in jeder freien Minute, aber mit dem Rezensieren wird es vermutlich ein wenig schwierig. Vielleicht schaffe ich es dann im Herbst, euch wenigstens in Kurzbesprechungen mitzuteilen, was ich mir so an Lektüre einverleibt habe. Auf meiner Facebook-Fanpage werde ich je nach Gelegenheit auch aktiv sein. Ich hoffe, dass ihr mir die Treue haltet und wir uns bald “wiederlesen”! Alles Liebe einstweilen von Mamamariki