Snack für zwischendurch – Kurzrezension
Worum geht‘s?
Will Silver ist an der englischsprachigen höheren Schule in Paris so etwas wie der Star unter den Lehrern: Die männlichen Schüler bewundern ihn, die weiblichen wollen mit ihm ins Bett. Er unterrichtet Literatur, ist engagiert und mit Herzblut dabei – in seinem Seminar soll diskutiert werden über Gott, Moral, Camus und Shakespeare. Die Schüler – wie Gilad – sind davon überzeugt, nirgends so viel fürs Leben zu lernen wie bei Will. Frei von Fehlern und menschlichen Begierden ist allerdings auch der angehimmelte Lehrer, der sich gern als einsamen Wolf inszeniert, nicht, und so kommt es dazu, dass Will mit der 17-jährigen Schülerin Marie schläft. Dass er seiner Karriere damit nichts Gutes tut, ist klar, und die Folgen sind mehr als absehbar.
Hat’s gemundet?
Ja. seinodernichtsein ist eine feinsinnige, melancholische, traurige Geschichte, die durch kleine Exkurse in die Philosophie Stoff zum Nachdenken bietet, ansonsten aber einfach nur erzählt, und zwar aus der Perspektive von drei Figuren: Will, Marie und Gilad. Über Will erfährt man wenig, er bleibt geheimnisumwoben, umgeben von Einsamkeit, seltsam entrückt. Maries Stimme gefällt mir am besten; sie ist jung, verzweifelt, verliebt, irgendwie unfertig, aber auch hoffnungsfroh. Gilad liefert ein bisschen Hintergrund zum Leben als reicher Einwanderer in Paris. Mir fehlt die große Erkenntnis, ein Fels, der dieses Buch herausragend macht, aber das stört nicht weiter – es ist sehr gut geschrieben, interessant, niveauvoll, es vertreibt dem Leser die Zeit. Mehr kann es nicht, muss es aber auch nicht.
Wer soll’s lesen?
Freunde von melancholischen Storys, die es nicht stört, wenn das Ende der Geschichte vorhersehbar ist.