Bücherwurmloch

Simone Hirth: Malus

„Das Paradies ist eine Farce und Adam ist ein Feigling. Ich sage es jetzt einfach mal, wie es ist.“

Dies ist ein Ausnahmepost, ich hab ihn nämlich überhaupt nicht vorbereitet. Ich tippe diese Zeilen direkt in mein Handy, zwei Minuten, nachdem ich den neuen Roman von Simone Hirth beendet habe. Sowas tue ich sonst nie. Aber heute will ich meine Begeisterung ganz unvermittelt und sofort mit euch teilen: „Malus“ gehört zu jenen drei Büchern, die in diesem Jahr am meisten mit mir gemacht haben. Die Idee dahinter ist sehr klug: Eigentlich erzählt es etwas, das wir kennen. Ein Scheidungsverfahren. Gewalt. Victim Blaming. Eine Entscheidung über das Kindeswohl. Patriarchat. Aber ein Kniff macht daraus eine ungewöhnliche Geschichte, denn das Ehepaar, um das es geht, besteht aus Adam und Eva. Die Frage, die Simone Hirth stellt, lautet: Kann Eva ohne Adam leben? Darf sie das? Ist ein Neubeginn in Wien Meidling möglich? Und wo ist es schlimmer, im Paradies oder in der echten Welt? Es werden in diesem Roman sehr viele Äpfel gegessen. Und sehr viele Bücher von Frauen gelesen. Es wird geweint und gehofft und zusammengehalten. Es wird gedroht und angezeigt und sich gefürchtet. Es wird deutlich gemacht, dass Frauen, die sich emanzipieren, in jeder Hinsicht abgestraft werden. Alles an „Malus“ ist eindringlich und heftig und wahr. Alles daran ist genial. Mein Lieblingszitat: „Ich sehe alles, flüstert Gott. Dann schau gut zu, flüstert Eva zurück.“ Lest dieses großartige Buch, lest es unbedingt.

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