Bücherwurmloch

Oana Aristide: Under the blue

Dieses Buch hat zwei Erzählstränge, die zeitlich nicht übereinstimmen, am Ende aber zueinanderfinden: Zum einen gibt es Harry, den eher erfolglosen Künstler, der aus London hinaus in ein Haus auf dem Land fährt, als für ihn überraschend eine Pandemie ausbricht, die alle Menschen tötet. Sie geht zurück auf Keime, die durch den Klimawandel aus dem auftauenden Permafrostboden gekommen sind und gegen die kein heutiges Immunsystem bestehen kann. Zu ihm stoßen zwei junge Frauen, die eine davon war seine Nachbarin. Die drei scheinen die letzten verbliebenen Menschen zu sein und machen sich auf den weiten Weg raus aus Europa, weil sie fürchten, dass die unbetreuten Atomkraftwerke bald in die Luft fliegen werden. Zum anderen gibt es ein wissenschaftliches Zweierteam, bestehend aus Paul und Lisa, die an und mit der künstlichen Intelligenz Thalos XI arbeiten. Thalos soll, sobald fertig programmiert, berechnen und vorhersagen können, was der Menschheit so alles zustoßen könnte. Aber je mehr Thalos lernt, umso mehr verweigert er sich dem, was Paul und Lisa von ihm wollen.

„Under the blue“ ist ein beunruhigend realistischer Roman, der 2021 veröffentlicht wurde, also mitten in Zeiten der Pandemie. Die Autorin hat die realen Ereignisse verschärft – im Buch kann niemand überleben – und mit der Klimakatastrophe, die auf uns zukommt, kombiniert. Ich muss gestehen, dass ich Harry als Protagonisten sehr langweilig fand, er gibt als Figur wenig her und ist nicht sonderlich interessant. Dieser Erzählstrang ist stark geprägt von Bekanntem: der Roadtrip durch verseuchtes Gebiet, das haben wir bereits tausendmal gelesen und gesehen, da hab ich ehrlich gesagt einiges nur quergelesen. Interessanter fand ich die Dialoge und Gespräche zwischen der Wissenschaftlerin und der künstlichen Intelligenz Thaloy XI. Auch da kommen freilich die Aspekte durch, die wir gern erzählen: die menschliche Angst, einen Computer zu erschaffen, der am Ende klüger ist als wir. Insgesamt ergibt das keinen spektakulär neuen, aber doch einen ganz lesenswerten dystopischen Roman.

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