Bücherwurmloch

Jovana Reisinger: Enjoy Schatz

„Die Extravaganzen und die Ausnahmen, die Verheißungen“

Es ist Frühling, und es rührt sich was: Die Schriftstellerin fühlt sich gut, der Liebhaber ist jung und willig. Oder doch nicht so willig, denn er verlässt sie, und das hat vor ihm auch schon der Ehemann getan: ist auf Geschäftsreise gegangen und nicht mehr zurückgekommen, hebt nicht ab, wenn sie ihn anruft. Das ist einerseits ein bisschen traurig, andererseits gut, denn da draußen sind schließlich noch viele andere Männer und Frauen, mit denen es sich in den Frühling reiten lässt. Jovana Reisinger, die Queen der offenen Worte, hat eine autofiktionale Annäherung an die Jahreszeiten, den Sex und das Patriarchat geschrieben. Denn kommt erst einmal der Sommer, wird es hot – in jeder Hinsicht. Hier darf ausgiebig geleckt, geschmust und gevögelt werden, jede und jeder so, wie sie und er mag. Dieses Buch ist horny und frei und ehrlich und nass ist es auch. Und wem da ein kitzelndes Unbehagen aufsteigt, wer sich da fragt: dürfen die das denn, ist das nicht unschicklich irgendwie, so als Frau, der möge sich daran erinnern, dass wir seit Jahrhunderten ausführliche Prostataprosa von Männern lesen, in all ihren anzüglichen Varianten. Jovana hat sich einen Namen gemacht als Tussi-Feministin und zeigt, dass auch Barbie-Nägel und pinke Minikleider abgestaubt und befreit werden müssen: weil Frauen sich anziehen dürfen, wie sie wollen, weil sie Klischees erfüllen oder bekämpfen dürfen, damit spielen, sie brechen und aufzeigen, vor allem aber, dass sie sich wohlfühlen sollen und ihr Style nichts über ihre feministische Einstellung aussagt. Ihre Werke sind in ihrer Überspitzung herrlich entlarvend und in ihrem bitteren Witz nicht zu übertreffen. I very much enjoyed this book.

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