Bücherwurmloch

Daphne Palasi Andreades: Brown Girls

„We don’t look like anybody in these books. And nobody looks like us“

Ich mag Bücher, die in der ersten Person Singular geschrieben sind. Dieses eingeschworene „Wir“ macht so einen angenehm gespensterhaften Eindruck – wir im Kollektiv, wir die Toten, die alles wissen – und scheint mich gleichzeitig miteinzuschließen. Daphne Palasi Andreades erzählt in ihrem wohl autofiktional gefärbten Buch vom Aufwachsen in Queens, New York. Die brown girls gehen dort zur Schule, werden ermahnt von ihren Müttern, probieren Klamotten in Umkleiden an, singen Mariah Carey und schwören einander ewige Freundschaft. Sie machen alles richtig, sie halten sich an die Regeln – damit sie ein gutes Leben haben, später. Sie gehen an die Uni und finden Jobs und ermordet wird nur eine von ihnen, sie bekommen Töchter und geben an sie weiter, was sie selbst gelernt haben.

„Brown Gils“ ist ein sprachmelodisches Buch mit kurzen Kapiteln, das in seinem eigenen Beat sehr straight geradeaus läuft. Abzweigungen gibt es keine, Überraschungen ebenfalls nicht. Und ehrlich gesagt auch kaum Handlung. Das ist aber nicht weiter dramatisch, weil Daphne Palasi Andreades uns einen Einblick verschafft in die Gefühlswelt und die erlebte Realität von Mädchen, die in den USA geboren sind und trotzdem dort nicht hinzugehören scheinen, die Rassismus erleben und Mikroaggression, die von weißen Jungs träumen und sich gleichzeitig dafür schämen. Es ist ein überbordendes, lebhaftes, rhythmisches Buch, sehr besonders.

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