Bücherwurmloch

Doreen Cunningham: Der Gesang in den Meeren

„Wenn man euch nur in Frieden leben und sterben lassen würde“

„Wale kümmern sich weder um Hoffnung noch um Hoffnungslosigkeit, und auch nicht um Stress. Sie kümmern sich darum zu leben, jeden Atemzug zu nehmen, wie er kommt. Sie bleiben in Bewegung.“

Als ihr Sohn Max zwei Jahre alt war, lebte Doreen Cunningham nach einem Sorgerechtsstreit mit ihm in einer Schutzunterkunft für Frauen. Sie versuchte, sich als freie Journalistin für Umweltthemen über Wasser zu halten, und dann tat sie plötzlich etwas Unerwartetes: Sie nahm einen Kredit auf, räumte das Zimmer im Frauenhaus und ging – in zwei Etappen – mit ihrem Sohn auf eine weite und durchaus gefährliche Reise. Sie wollte mit ihm die Wale sehen, den Walen folgen, sie singen hören.

„Wir haben dem Meer gelauscht. Dieses Buch ist das, was ich gehört habe.“

Doreens Bericht ist nicht unbedingt chronologisch, immer wieder dazwischen erzählt sie davon, wie sie bereits Jahre früher, als sie noch kinderlos und jung war, auf Reisen war und die Wale getroffen hat. Nicht nur sie, auch verschiedene Menschen, darunter einen Mann, mit dem sie nicht zusammensein konnte oder wollte, Angehörige der Inupiat, die seit jeher vom Walfang leben. Dies ist ein Buch über das Gleichgewicht der Natur, das vom Menschen zerstört wird, über Mutterschaft, über Scheitern und Hoffnung und dass wir alle nicht so genau wissen, wie wir es machen sollen, dass wir es aber versuchen, wieder und wieder. Ich fand „Der Gesang in den Wellen“ sehr schön und manchmal sehr langweilig, aber gerade das hat mir irgendwie gutgetan, es braucht nicht immer Action, Spannung und schnelle Schnitte. Vielmehr ist es ruhig und friedlich und klug wie die Wale selbst. Auf jeden Fall lesenswert.

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