Bücherwurmloch

Sarah Penner: Die versteckte Apotheke

„Man kann von niemandem verraten werden, dem man nicht zuvor vertraut hat“

Im Jahr 1791 wird die Apothekerin Nella von der 12-jährigen Eliza aufgesucht, denn Eliza braucht ein Gift. Sie kommt im Auftrag ihrer Herrin, und schon am nächsten Morgen ist deren Gatte tot. Nella hat die Apotheke von ihrer Mutter übernommen, die nicht hätte ahnen können, dass ihre Tochter einst in einem Geheimversteck tödliche Pulver herstellen und ein kleines Büchlein mit Namen und Daten füllen würde: Namen von Auftraggeberinnen, Sterbedaten von Männern. Sie hilft nur Frauen, und sie tut es im Verborgenen, trotzdem ist die Gefahr groß, verraten zu werden und am Galgen zu hängen. Als Eliza sich zu Nellas Assistentin machen will, lehnt diese vehement ab, um das Mädchen zu schützen. Doch die beiden ahnen nicht, wie nah ihnen die Schergen bereits sind. In der Gegenwart kommt Caroline nach London – allein statt, wie geplant, mit ihrem Ehemann. Der hat sie nämlich betrogen, und zu allem Übel weiß sie nicht, ob sie schwanger ist. Bei einer Gruppen-Schatzsuche an der Themse entdeckt sie ein kleines Apotheken-Fläschchen aus dem 18. Jahrhundert und macht sich neugierig daran, mehr herauszufinden.

„Die Geschichtsschreibung mochte diese Frauen vielleicht vergessen, ich würde es nicht tun.“

Ich hab das Buch unaufgefordert zugeschickt bekommen, wollte nur mal kurz hineinschauen – und hab mich sofort festgelesen. Es ist flott geschrieben und flüssig erzählt, es ist das, was gern despektierlich „Frauenunterhaltung“ genannt wird, aber oh boy, es hat einen amüsant-feministischen Kern. Auf der einen Seite der historische Aspekt: Frauen, die von Männern so sehr misshandelt und unterdrückt werden, dass sie sich ihrer entledigen, auf der anderen Seite eine moderne junge Frau, die durch ihre Beschäftigung mit der Vergangenheit erkennt, dass sie ihre Träume aufgegeben hat für einen Mann, der nichts Besseres zu tun hatte, als mit der Nächstbesten ins Bett zu gehen. Oft genug wird dem Genre angekreidet, dass es Frauen in den Narrativen kleinhält, weil sie nur ein kleines Café haben dürfen, statt CEOs zu sein, weil sie sich doch wieder nach einer heterosexuellen Beziehung sehnen, dem Ritter in schimmernder Rüstung. Dieser Roman ist anders, die Frauen sind unabhängig und klug, eine Beziehungsanbahnung hat keine von ihnen im Sinn, und wenn Feminismus in einer solchen Verpackung kommt, count me in! 

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