Bücherwurmloch

Stefanie Reinsperger: Ganz schön wütend

„Männer müssen anfangen, sich ihrer Privilegien, die sie aufgrund ihres Geschlechts haben, bewusst zu werden“

„Du darfst wütend sein!“, schreibe ich seit März in jedes Exemplar meines Romans, das ich signiere. Und dann hab ich gemerkt: Die Stefanie Reinsperger hat ein ganzes Buch zu diesem Satz geschrieben. Und was für ein kraftvolles Buch! Nach nur wenigen Seiten fängt es in mir an zu prickeln und zu wurln, weil da so viel Kraft und Emotion und Wucht rüberkommen – ihr Buch ist ehrlich gesagt wie die Steffi selbst. Jetzt fragt ihr euch wahrscheinlich, woher ich das wissen will. Die Sache ist: Diese Wutschnur, dieses Gefühl des berechtigten Zorns, hat uns beide zusammengeführt. Wie das passiert ist? Zuerst hat Stefanie meinen Roman gelesen, und weil der sie so entzündet hat, hat sie ihn an eine Produktionsfirma herangetragen (eigentlich sogar an zwei), die dann auf die Filmrechte geboten hat. Nach einigem Hin und Her zur Entscheidung war für mich klar: Ich möchte mit dem Team aus Frauen gehen, die für die Geschichte brennen, die Wutschwestern sind und das Ganze gemeinsam entwickeln wollen. Da ging es auch darum, ihnen etwas zuzutrauen, und als ich Stefanie kennengelernt hab, hab ich sofort gemerkt: Ihr trau ich das zu. In Wien sind wir dann an einem Tisch gesessen, sie und die Theaterregisseurin und ich, und da hab ich gedacht, wie dankbar ich meinem Roman bin, dass er mich mit all diesen Frauen zusammengebracht hat an unterschiedlichen Orten, die dasselbe denken und fühlen und mit denen es immer innerhalb von Sekunden eine ganz tiefe, sehr eigene Verbindung gibt. Erst danach hab ich „Ganz schön wütend“ gelesen, und es war noch wie das letzte Puzzlestück: Hier hat Steffi aufgeschrieben, wie es in ihr gewachsen ist, dieses Wutgefühl. Welche Menschen dazu beigetragen haben und warum. Wie das eigentlich damals war als Buhlschaft in Salzburg. Wieso sie genug hat von den Übergriffen auf ihren Körper, den die anderen als nicht schön genug einstufen. Diese Frau ist wunderbar und mutig und wild und pur, und ihr Buch ist es auch. Es wird euch nicken lassen und wie eine verständnisvolle Freundin mit euch am Tisch sitzen. Es ist ehrlich und direkt, ungeschönt und dabei so wahr. Ich freu mich auf alles, was Stefanie und ich in Zukunft gemeinsam machen werden. Auf alles, was aus der Wut entstehen wird.

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