Bücherwurmloch

Rafia Zakaria: Against white feminism. Wie weißer Feminismus Gleichberechtigung verhindert

„Weiße Frauen wollten um jeden Preis mit weißen Männern gleichziehen, auch indem sie die Vorherrschaft über BiPoC an sich rissen“

Ich weiß gar nicht, wie man Mensch sein kann, ohne sich zu schämen. Ich schäme mich schon so lange für das, was wir als Menschheit sind, wie wir uns verhalten, wie grausam, blind und selbstsüchtig wir sind. Die Lektüre von Rafia Zakarias Buch hat dieses Gefühl noch weiter befeuert. Frauen sind nicht die besseren Menschen. Feministinnen sind keine besseren Menschen. Schon gar nicht, wenn sie weiß sind. Warum ein Feminismus, dem man sich anschließen könnte, unbedingt und zwingend intersektional sein muss, erklärt die Anwältin und Aktivistin Rafia Zakaria, selbst in Pakistan geboren und durch eine Ehe mit einem gewalttätigen Mann in die USA gekommen, schlüssig und nachvollziehbar anhand von Beispielen aus Vergangenheit und Gegenwart. Und gerade jetzt habe ich es getan: eine Verknüpfung hergestellt zwischen ihrer pakistanischen Herkunft und ihrer Biografie als Frau, die häusliche Gewalt überlebt hat. Das ist das Bild, das wir im Kopf haben von Frauen überall auf der Welt, solange sie nicht in Europa sind: dass sie sich in einer prekären Lage befinden, dass sie unsere Hilfe brauchen, unsere Belehrungen, unsere Expertise, unser Geld.

„… wird der weiße Feminismus immer noch als der Feminismus schlechthin präsentiert. Wenn Frauen of Color im weißen Feminismus eine Rolle spielen, dann sind sie Nebendarstellerinnen oder Bemitleidenswerte. Sie kämpfen um ihr Überleben oder um eine Schule oder ein Krankenhaus, und nicht um die Wahrnehmung als ganzheitliche und komplexe Menschen.“

Tatsache ist: Femismus ist in Wahrheit eine globale Bewegung, hat überall ihren Ursprung, nur sehen wir das in unserem Eurozentrismus nicht. Wir ignorieren die Folgen der Kolonialisierung und dass wir es waren, die vielerorts die Emanzipation der Frauen ausgebremst haben. Wir sind zutiefst rassistisch und unsolidarisch, geprägt von unserem White Savior Complex.

„Der Trickle-down-Feminismus, bei dem eine Lösung von oben heruntergereicht wird, ist kein intersektionaler Feminismus, sondern ein diktatorischer Feminismus.“

Rafia Zakarias Buch ist eine Herausforderung in jeder Hinsicht, und das ist gut so. Vielleicht hilft das Buch dabei, uns wachzurütteln und uns zu zeigen, dass wir niemals über Frauen anderer Herkunft stehen. Dass es, wenn überhaupt, nur gemeinsam möglich ist, etwas zu verändern.

„Es geht nicht darum, weiße Frauen aus dem Feminismus zu verdrängen, es geht darum, das Weißsein aus dem Feminismus zu verdrängen, in dem Sinne, dass Weißsein gleichbedeutend mit Herrschaft und Ausbeutung ist.“

Lest das.

Against white feminism von Rafia Zakaria ist erschienen bei hanserblau.

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