Bücherwurmloch

Asako Yuzuki: Butter

„Ideal für den Heiratsmarkt sind Frauen mit geringer Vitalität. Solche, die eher tot als lebendig sind“
Rika ist Journalistin in Tokio und stößt auf den Fall von Manako Kaji, die für Aufsehen gesorgt hat, weil drei an ihr interessierte Männer auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen sind. Obwohl man ihr keinerlei Tötungsabsicht nachweisen konnte, sitzt Kaji im Gefängnis. In erster Linie ist die Öffentlichkeit jedoch schockiert, weil sie so gerne kocht und isst und nicht – japanischem Standard zufolge – dünn ist. Die kleinen, sehr zarten Frauen sollen, auch Rika, sich zusammenreißen und Diät halten. Wir sprechen hier davon, dass Rika nicht mehr als 55 Kilo wiegen darf, dann gilt sie bereits als dick. Es gelingt ihr, Kontakt zu Kaji herzustellen, die sehr von sich eingenommen und sprunghaft ist. Sie zwingt Rika erst einmal dazu, Butter zu kaufen und zu essen.

„Eine Frau musste schon sehr resolut sein, um sich zu entscheiden, keine Diät zu machen und einfach dick zu sein.“

Rika entdeckt dadurch neue kulinarische Genüsse, bekommt Probleme mit ihrem Partner und ihrer besten Freundin, weil sie mehr wiegt, setzt sich mit der Lage der Frau in Japan auseinander und macht sich schließlich auf, alles über Kajis Vergangenheit herauszufinden.

„Von Japanerinnen wird verlangt, geduldig, fleißig und leidensfähig zu sein und sich zugleich weiblich, nachsichtig und fürsorglich gegenüber Männern zu verhalten.“

Butter von Asako Yuzuki hat mich arg genervt. Ich finde die Ausgangsidee genial und auch viele Gedanken, die das Buch transportiert, wichtig: Dass da zwei Frauen miteinander reden, dass die eine die andere dazu inspiriert, zu essen, zu genießen, sich aufzulehnen, Raum einzunehmen. Doch so einfach ist es nicht, denn der Roman ist langatmig und kommt nicht zum Punkt – er hat mich sehr an Brüste und Eier von Mieko Kawakami erinnert, die ihre zentrale Botschaft auch mit viel Belanglosem zugedeckt hat. Die Butter als Metapher für das „Dicksein“ ist so überstrapaziert, irgendwann dachte ich: Wenn noch einmal das Wort Butter vorkommt, schreie ich. Asako Yuzuki winkt nicht mit dem Zaunpfahl, sie schlägt einem permanent damit ins Gesicht, und Plot holes hat die Geschichte auch noch. Aber: Es geht um Körperwahrnehmung und Frauen, die sich wehren, es geht um weibliche Wut und die wahnsinnigen Anforderungen an Japanerinnen. Darüber zu schreiben, ist wichtig, darüber zu sprechen, ist essenziell. Für einen Roman wäre mir eine knappere, spannendere Form allerdings lieber gewesen.

Buttervon Asako Yuzuki ist erschienen bei Aufbau.

 

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