Bücherwurmloch

Emi Yagi: Frau Shibatas geniale Idee

„Meinen Eltern habe ich nichts von dem Kind erzählt“
Jeden Tag wird von Frau Shibata an ihrem Arbeitsplatz erwartet, dass sie neben ihren üblichen Aufgaben alles übernimmt, was so im Büro anfällt, Kaffee kochen, Geschirr abräumen, Süßigkeiten verteilen – weil sie die einzige Frau ist. Keiner der anwesenden Männer käme auch nur die Idee, selbst in die Büroküche zu gehen. Als es ihr eines Tages reicht, behauptet sie spontan, schwanger zu sein. Sie ist 34 und unverheiratet, ab sofort wird sie völlig anders behandelt: Man begegnet ihr zuvorkommend und freundlich, sie muss keine Überstunden mehr machen, hat auf einmal Zeit für sich. Die sie zum Kochen, Essen, Filmeschauen und für Schwangerschaftsyoga nutzt – schließlich bekommt sie bald ein Kind. Sie besucht Aerobic-Kurse, um sich fitzuhalten und nicht mehr als nötig zuzulegen, freundet sich mit anderen Schwangeren an und hat die beste Zeit ihres Lebens.

Für diesen Roman hatte die japanische Autorin Emi Yagi selbst eine geniale Idee: Anhand einer Fake-Schwangerschaft erzählt sie von Kapitalismus und Ausbeutung, von Sexismus und der verzerrten Wahrnehmung schwangerer Körper, letztlich sogar von der übersteigerten Erwartung an Mütter sowie deren Erschöpfung. Ein schmales, intelligentes und wirklich gut gemachtes Buch, das mich zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken gebracht hat und das seine Kritik an der Gesellschaft auf verschmitzte Weise und gut verpackt anbringt. Absolute Empfehlung!

Frau Shibatas geniale Idee von Emi Yagi ist erschienen bei Atlantik.

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