„Wir erkennen den Moment nicht, in dem der Verlust beginnt“
„Alles ist geschenkt auf Zeit. Wenn man glücklich ist, wenn das Glück einen blendet, meint man zu spüren, dass alles bleibt. Hinter dem Glück wohnt die Zeit.“
Zwei Männer töten ein Reh und schlagen Franz’ Vater brutal zusammen. So brutal, dass im Krankenhaus klar wird: Der alte Mann wird das nicht überleben. Franz, der als Kriegsfotograf in aller Welt unterwegs war und die schlimmsten Gräueltaten gesehen hat, weiß, dass er den Vater wird rächen müssen. Dass er mit seinem Freund Noeten wird herausfinden müssen, wer dafür verantwortlich ist, um die Täter zu finden und zu bestrafen. Darüber zerwirft er sich mit seiner Freundin Karen, der Frau, die er liebt. Und über allem liegt sein größter Verlust: Er vermisst seinen Sohn, der nicht mehr bei ihm ist. Und dann kommt Franz an einen Punkt, an dem es gefährlich wird: Er hat nichts mehr zu verlieren.
Willi Achten hat eine Höllenfahrt von einem Roman geschrieben. Man braucht gute Nerven und auch einen starken Magen, um Nichts bleibt aushalten zu können. Das liegt zum einen an den Ausflügen in die Vergangenheit des Protagonisten, der als Kriegsfotograf viele Jahre lang das Grausamste, zu dem die Menschheit in der Lage ist, auf Bildern festgehalten hat. Es liegt aber auch an der Gegenwart, in der es um Tierquälerei geht und Rache, blutige Rache. Willi Achten spricht dabei eine sparsame Sprache, die mich an Sven Heuchert erinnert. Starke, schnörkellose Sätze, die ihre eigene Wucht entfalten, sehr straight und gnadenlos. Viele Sätze bohren sich in die Haut des Lesers, ob man will oder nicht. Unaufhaltsam marschiert Franz auf das Ende zu, das man so oder ähnlich natürlich kommen sieht, und man möchte eigentlich nicht mitgehen, hat jedoch keine Wahl.
Nichts bleibt ist ein sehr eindrucksvolles, hartes Buch, das von Bosheit und Sadismus handelt, von Liebe und Verlust, von Tod und Trauer. Die großen Themen sind das, die hier ihren Platz finden, und doch fühlt es sich an wie eine kleine, feine Geschichte in einem Wald, an einem See, mit einem Vater, der sich um seinen Jungen sorgt. Das ist eine geschickte Täuschung, die mich tatsächlich beeindruckt hat. Ein Buch wie ein Faustschlag.
Nichts bleibt von Willi Achten ist erschienen bei Pendragon (ISBN 978-3-86532-568-6, 367 Seiten, 17 Euro).
Der Roman hat mich auch sehr gefesselt, eine der interessantesten Lektüren für mich im vergangenen Jahr. Ich fand vor allem auch die Hinweise auf seine Arbeit als Kriegsfotograf und die gefühlte Hilflosigkeit angesichts der schrecklichen Ereignisse, die er überall auf der Welt gesehen hat, sehr interessant. Viele Grüße
Ja, und auch schwer auszuhalten …
So ein Buch könnte ich im Moment nicht aushalten
Das kann ich verstehen.
Liegt schon halb parat. So ein düsteres Buch muss ich einfach lesen 😉
Bin gespannt auf deinen Eindruck!