Bücherwurmloch

Global Female Future. Wie feministische Kämpfe Arbeit, Ökologie und Politik verändern

Okay, wow. Ehrlich, Leute: WOW. Dieses Buch hat mich umgehauen, mir ganz neue Erkenntnisse geschenkt, es war unglaublich bereichernd. Seine Anfänge liegen im Jahr 1982, da haben sich nämlich einige Aktivistinnen in Wien getroffen und gefordert, die internationalen Beziehungen des Landes Österreich und seine „Entwicklungshilfe“ anhand von feministischen Kriterien zu überprüfen. Die Gruppe machte ernst und gründete die Frauen*solidarität. Ihr Anliegen war und ist es, weltweite Ungleichheit aus Frauensicht zu analysieren und dagegen anzugehen. Heute, vierzig Jahre später, haben die Gründerinnen in diesem Buch zusammengefasst, wo die feministischen Debatten rund um den Globus aktuell stehen – und wie es weitergeht. Dabei thematisieren sie sexualisierte Gewalt genauso wie den Kampf gegen den Klimawandel, reproduktive Selbstbestimmung und Rassismus. Umfassend, klug und international aufgefächert ist dieser Sammelband. Hervorragend finde ich die Kürze der Beiträge, die meisten haben gerade mal drei oder vier Seiten. Das ist genug für einen Überblick und eine Anregung zum Nachdenken, lässt sich immer mal wieder zwischendurch als informative Happen lesen – und gibt gleichzeitig den nötigen Stupser, weiterzuforschen, zu recherchieren, um mehr zu erfahren. 

Die Themen sind vielseitig: das Erbe des Kolonialismus in Afrika, die NATO-Generation in Afghanistan, antiasiatischer Rassismus, Zwangssterilisationen in Peru, Geschlechterpolitik und Körperpolitik, auch über Georgiens Feministinnen wird berichtet, genauso wie über weibliches Gesundheitspersonal in China. Feminismus ist nicht weiß und ist es nie gewesen, das beweist dieser Zwischenbericht sehr eindrücklich. Dies ist für mich eines der besten und wichtigsten aktuellen Sachbücher, und es hat mich – abgesehen davon, dass ich so viel Wissenswertes gelernt habe, das uns nie irgendjemand erzählt, nicht die Schule, nicht die Medien – auch ein wenig hoffnungsfroh gestimmt, weil es beweist, dass sich durchaus etwas bewegt hat in den letzten vierzig Jahren und dass es zahlreiche mutige, intelligente, miteinander vernetzte Kämpferinnen gibt. Und zwar überall auf der Welt.

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