Bücherwurmloch

Sybil Schreiber: Safranhimmel

„Es war kein beklemmendes Nichtssagen, sondern vielmehr ein zartes Denken im Duett“

Ich möchte eines gleich vorwegschicken: Die in diesem Band versammelten Erzählungen gehören zu den besten, die ich seit langer Zeit gelesen habe. Sie sind wundervoll, lustig, anrührend und einfach großartig. Ich mag es, wenn gute Short Storys für sich stehen, mit einer Verwirrung aufhören und mich verblüfft stehenlassen, genauso mag ich es aber auch, wenn ich in einem Buch mit Kurzgeschichten immer mal wieder zu den Figuren zurückkehren und erfahren darf, was weiter mit ihnen geschieht – das ist hier teilweise der Fall, und die subtile Verstrickung ist absolut gelungen. Da gibt es beispielsweise Barbara, die den Kühlschrank putzt und über ihren Sauhund von Ehmann nachdenkt, Kirsten, die es bereut, Kinder bekommen zu haben, Maxi, die sich die Haare blau färbt und ihrem Freund was sagen muss, und Paula, die einen Schrank vom Balkon wirft, während vielleicht jemand drunter steht. Verschiedene Frauenperspektiven, Frauenstimmen, Frauenblicke auf die Welt – die manchmal aneinander vorbeigehen und sich manchmal treffen. Es geht um Trennungen, Abschiede und das Älterwerden, es geht um Mutterschaft und das Alleinsein, um Hoffnung und das Schwimmen in kaltem Wasser. Es ist eines dieser Bücher, das so nah an den Frauen bleibt, dass ich mehrmals gedacht habe: Danke dafür. Danke, dass das geschrieben und verlegt wurde, denn das sind exakt die weiblichen Storys, die sonst so oft fehlen. Ich war begeistert, weil ich so einen Spaß beim Lesen hatte, oft geschmunzelt habe und die Geschichten auf angenehmste Weise nett, aber auch herrlich ironisch fand. Etwas Sarkastisches blitzt immer durch, und sprachlich sind sie fein ausbalanciert. Ich möchte jetzt auch unbedingt Sybil Schreibers ersten Erzählband „Sophie hat die Gruppe verlassen“ lesen und hoffe, er ist genauso gut. Große Empfehlung meinerseits!

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