Allgemein, Bücherwurmloch

Jacinta Nandi: 50 ways to leave your Ehemann

„Jeden Cent, den ich verdiene, verdiene ich trotz meiner Exe, und fast jeden Cent, den sie verdienen, schulden sie meiner unbezahlten Care-Arbeit“

Mein Exemplar von Jacinta Nandis neuem Buch hat sehr viele Eselsohren. Eigentlich wollte ich nach jedem Kapitel „Mic Drop!“ rufen. Und am liebsten, wenn ich ehrlich bin, würde ich alle Menschen mit diesem Buch auf den Kopf hauen. Damit in ihre Gehirne hineingeht, was in diesem Buch drinsteht. Da geht es um Sorgearbeit und alleinerziehende Mütter, um Hartz IV und um die Frage, warum es Frauen verunmöglicht wird, aus gewaltvollen Beziehungen zu fliehen (oder auch einfach nur Beziehungen zu beenden, die sie nicht mehr führen möchten). Ich habe Jacinta beim Festivalkongress zu Care-Arbeit in Göttingen ein Kapitel vorlesen hören, ich habe auch ihr Buch „Die schlechteste Hausfrau der Welt“ gelesen und gefeiert, und weil ich diese Frau so klug, witzig und großartig finde, habe ich sie gebeten, einen kurzen Ausschnitt aus „50 ways to leave your Ehemann“ für euch vorzulesen. 

„Ich glaube nicht, dass Männer nur Täter sind und Frauen nur Opfer. Aber ich glaube, dass der Grund, weshalb so viele männliche Partner ihre Partnerinnen so scheiße behandeln, der ist, dass sie nicht glauben können, dass ihre Frauen sie je verlassen werden. Es ist so leicht für Männer, ihre Frauen scheiße zu behandeln, weil es so schwer ist für Frauen, sie zu verlassen.“

Alles an diesem Buch ist subjektiv, und alles daran ist wahr. Jacinta schreibt ihre eigene erlebte Realität auf, die den Lebensumständen so vieler Frauen entspricht – die von der Gesellschaft systematisch abgewertet werden. Es könnte alles anders sein, und das wäre auch gar nicht so schwer. Lösungen und Möglichkeiten gäbe es genug. Aber dazu müssten wir zuerst einmal hinschauen und uns bewusstmachen, wie misogyn wir wirklich sind und wie sehr wir Mütter im Stich lassen. Dieses Buch leistet einen Beitrag zu dieser Bewusstmachung, und es ist – bei aller Verzweiflung – auch noch schrecklich lustig. Ihr müsst, müsst, müsst es lesen.

„Ich sage denen immer, eigentlich ist Jacinta eine tolle Frau, sie denkt nur, dass fast alle Menschen Rassisten sind, und redet sehr viel über Vergewaltigung.“ „Das hätte ich gern auf meinem Grabstein“, sage ich.

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