Bücherwurmloch

Saba Sams: Send nudes

„We have one final trick, they said, and then they jumped“
Ich gebe es zu: Dieses Buch war ein reiner Titelkauf. Es ist mir irgendwo im Internet untergekommen, und ich dachte, das klingt doch gut – worum es geht, darauf hab ich gar nicht geachtet. (Wie gut hört sich außerdem der Name der Autorin an und ist das Cover nicht auch cool?) Volles Risiko also, und: Es hat sich ausgezahlt! Saba Sams hat mich mit ihren Kurzgeschichten absolut begeistert. Bis auf eine, die ich zu lang fand und irgendwie auch ein wenig sinnlos, haben sie die verrücktesten Gefühle in mir ausgelöst: Ekel, Verwunderung, Irritation, Empathie, bei der letzten hab ich fast geweint. Sie handelt von ein paar Stunden im Lockdown, erzählt aus der Sicht eines Kindes, das mit der Mutter in der Wohnung eingeschlossen ist. Ich weiß, viele Lesende in meiner Bubble betonen, dass sie nichts von der Pandemie in Büchern lesen wollen, aber ich bin der Meinung, dass alles, was wir wegen und in den Shutdowns erlebt haben, seinen Weg in die Literatur finden wird und muss. Dass da großartige, zeitgeistige Geschichten auf uns warten. „Send nudes“ ist 2022 erschienen, da ist es absolut legitim, dass eine Story die Pandemie als Hintergrundkulisse hat. Die anderen Geschichten spielen nicht in diesem Rahmen, in der ersten verliebt eine sehr junge Frau sich mehr in den Hund ihres Tinder-Dates als in ihn selbst, in der titelgebenden Story geht es um Körperlichkeit und Dating-Apps, und dann sind da noch die Zirkusmädchen und die Pflegekinder. In zehn Storys zeigt die Autorin aus Brighton eine erstaunliche Bandbreite, und nachdem ich sie alle gelesen habe, wünsche ich mir dringend einen Roman von ihr. Große Empfehlung!

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