Anya ist mit ihrem Freund Luke im Urlaub und hat das Gefühl, dass die Beziehung eigentlich am Zerbrechen ist. Zwar kommunizieren sie noch, reden aber oft aneinander vorbei. Anya, die mit ihrer Schwester aus Ex-Jugoslawien geflüchtet ist, trägt schwer an dieser Vergangenheit, Luke ist allerdings ebenfalls unzugänglich und launisch. Doch zu Anyas Überraschung macht Luke ihr einen Antrag, und sie kehren als Verlobte nach London zurück. Bald darauf machen sie sich zum ersten Mal gemeinsam auf den Weg in Anyas ehemalige Heimat, wo sie zunächst auf die Hilfe einer früheren Freundin angewiesen sind, weil Anya ihr Notizbuch und ihr Handy im Flugzeug vergisst und die Adresse ihrer Eltern nicht weiß. Nach dem Besuch in Kroatien reisen sie nachhause zurück, und es stellt sich heraus, dass Anyas ursprüngliches Gefühl doch nicht so falsch war.
Olivia Sudjic hat ein seltsam zerfranstes, melancholisch-langsames Buch geschrieben, das im ersten Drittel meine Neugier noch aufrechtgehalten, mich dann aber immer mehr gelangweilt hat. Die Lobeshymnen kann ich nicht nachvollziehen, denn: Von der Schlagkraft, die die Autorin in ihrem Debüt Sympathie gezeigt hat, ist hier nichts zu spüren, stattdessen ist „Asylum Road“ ein Mischmasch aus vielem, nichts davon ist richtig ausgearbeitet. Da ist zum einen die fade, leidenschaftslose Beziehung zwischen Anya und Luke, bei denen man sich fragt, warum sie überhaupt zusammen sind, und naja, letztlich bleiben sie es nicht, doch nicht einmal das geht einem nahe, weil es so „egal“ beschrieben ist. Dann werden Heimatlosigkeit und Migration zwar angeschnitten, aber nicht tiefgehend genug thematisiert, um irgendeine Art von Emotion zu erzeugen. Die Protagonistin ist passiv, uninteressant und einigermaßen blutleer. Als dann auch die Begegnung mit den Eltern zu schlicht und ergreifend gar nichts führt, ist meine Laune endgültig Richtung Enttäuschung gekippt. Ein Roman, der ausnahmsweise mal so absolut gar nichts in mir ausgelöst hat außer das Gefühl, ihn nicht rechtzeitig abgebrochen zu haben.