Bücherwurmloch

Taylor Jenkins Reid: Daisy Jones & The Six

„My heart knows we’d never make it/A hope like you could break it”
Es geht um Musik in diesem Buch, um eine Band, um den Weg zum Ruhm, um Geld, Drogen, Alkohol und um die Liebe. Also sagen wir, wie es ist: Es geht um alles. Wir befinden uns in den 1970ern, das muss eine spezielle Zeit gewesen sein zum Plattenmachen, zum Berühmtwerden und Feiern. Daisy Jones wächst in einer reichen, lieblosen Familie auf, schon mit vierzehn geht sie rüber zum Strip und rein in die Clubs. Sie hat Talent, sie kann singen, sie möchte eigene Songs schreiben. Quasi zeitgleich gründen die Brüder Billy und Graham Dunne in Pittsburgh eine Band, die sie The Dunne Brothers nennen. Sie sind gut genug, um „entdeckt“ zu werden, sie tun sich mit anderen Musikern zusammen, benennen sich in The Six um und gehen mit einem ersten Album auf Tournee. Doch der richtige Durchbruch gelingt ihnen, als sie auf Daisy Jones treffen und sie, nach einem Duett von Daisy und Billy, in die Band aufnehmen. Ausverkaufte Stadien, Nummer-eins-Chart-Plätze, Unmengen von Geld, Alkohol und Koks: Das ist ihr neues Leben. Und weil man ein solches Leben nicht sehr lange führen kann, kommt es 1979 zum Bruch.

Alles an diesem Buch ist fiktiv, und zugleich nicht. Die Autorin, die selbst in LA lebt, hat die Geschichte einer erfundenen Band aufgeschrieben und zugleich die Geschichte fast jeder real existierenden Band: Es scheint, dass man nicht weltberühmt werden kann, ohne abzustürzen. Wie viele Sänger kennen wir, die drogensüchtig waren, ständig in Skandale verwickelt? Das ist unser Bild vom Rock’n’Roll. Die „Braven“, die gibt es auch, und manchmal werden sie trotzdem Stars, aber so richtig interessant sind nur die Kaputten. Daisy und Billy sind kaputt. Sie sind einander ähnlich, sie hassen sich und lieben sich. Was vielleicht nicht so problematisch wäre, wäre Daisy nicht tablettenabhängig und Billy ein verheirateter trockener Alkoholiker, der seine Frau und seine drei Töchter nicht verlieren will. Das klingt alles nicht neu und ist es auch nicht, aber Taylor Jenkins Reid hat sich etwas Geniales ausgedacht, das dieses Buch rettet: Es besteht zur Gänze aus mündlicher Rede, aus einem Interview, in dem alle Beteiligten abwechselnd zu Wort kommen. Einen auktorialen Erzähler gibt es nicht. Das ist klug gemacht und hat mich trotz Klischees bei der Stange gehalten. Auch das Ende ist rund, und so ist Daisy Jones & The Six ein lesenswerter Trip in die Welt der Musik und ihre Abgründe.

Daisy Jones & The Six von Taylor Jenkins Reid ist erschienen bei Ullstein.

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