„Aber deine Seele gehört dir und steht nicht zum Verkauf. Auch wenn du’s versuchst, sie wird trotzdem da sein und darauf warten, dass du dich an sie erinnerst“
Ich muss euch was gestehen: Ich hab dieses Buch im Mai gelesen – und bis heute nicht darüber geschrieben. Weil ich in der aufgeheizten Jeder-kritisiert-jeden-Stimmung Schiss bekommen habe, was Falsches zu sagen, einen Ausdruck zu gebrauchen, den ich nicht verwenden darf, und abgewatscht zu werden für meinen vermeintlich unsensiblen Umgang mit dem Thema Rassismus. Also bin ich um dieses grandiose Buch von Nana Kwame Adjei-Brenyah herumgeschlichen und hatte schon überlegt, einfach zu schweigen. Aber das kann nicht Sinn der Sache sein, Leute. Ich weiß, dass ich weiß und privilegiert und – auch wenn es mir nicht bewusst ist – rassistisch bin, das sind wir alle, wir wurden so sozialisiert, und genau darum geht es: Es soll sich endlich was ändern. Und wenn ich auf Fehler hingewiesen werde, dann ist das gut so, dann kann ich daraus lernen. Bücher bringen uns weiter, Bücher lehren uns, was wir nicht wissen, eröffnen uns neue Perspektiven, machen uns toleranter und sanfter. Wir müssen sie vorstellen und empfehlen und kaufen und verschenken, damit sie gelesen werden. Friday Black ist ein solches Buch: Nana Kwame Adjei-Brenyah erzählt darin Geschichten, die ebenso brutal wie augenöffnend sind. Weil ein weißer Mann fünf schwarze Jugendliche ermordet und damit durchkommt, weil in einer Art Virtual-Reality-Spiel schwarze Menschen erschossen werden, weil Gewalt so normal ist, dass man denkt: Zum Glück ist das in der Realität nicht so, und gleichzeitig merkt: Natürlich ist das in der Realität so. Das ist hart, das tut weh, und es soll auch wehtun, unbedingt. Ein stechender Schmerz soll dieses Buch für alle sein, die sich lieber taub stellen würden. Der New Yorker Autor feierte mit dieser Short-Story-Kollektion einen Sensationserfolg. Zu Recht, kann ich nur sagen, denn die Kurzgeschichten sind heftig, intelligent, schonungslos und originell. Sie sind Botschaften aus einer Lebenswelt, die direkt vor unseren Augen existiert, sie machen atemlos und sie schocken. Deshalb sind sie genau das, was wir brauchen. Jetzt und in Zukunft und immer.
Friday Black von Nana Kwame Adjei-Brenyah ist erschienen im Penguin Verlag.