Bücherwurmloch

Vea Kaiser: Makarionissi

„Das würde ihr erst ein Jahrzehnt später einfallen, als bereits alles zu spät war“
Lefti und Eleni sind Cousin und Cousine, trotzdem sollen sie miteinander verheiratet werden. Eigentlich wurde Eleni sogar einzig aus diesem Grund gezeugt: um den Fortbestand der griechischen Familie zu sichern. Die Großmutter hat diesen Plan ausgeheckt, und niemand erhebt Einspruch. Die Sache ist nur: Lefti liebt Eleni, aber Eleni liebt Lefti nicht. Sie ist widerspenstig und ein Wildfang, schließt sich später, als sie älter ist, den Kommunisten an und bringt sich dadurch in große Gefahr. Wie es Eleni und Lefti nach Deutschland verschlägt, was sie dort erleben, wieso Eleni nach Amerika kommt, schließlich aber auf der Insel Makarionissi bleibt und wie sie beide doch noch die wahre Liebe finden, davon erzählt Vea Kaiser in Makarionissi oder die Insel der Seligen. Und sie tut dies auf so bildhafte, vor Ideen sprühende Art und Weise, dass der Roman zu einem wahren Lesevergnügen wird.

In Österreich ist Vea Kaiser eine große Nummer, und nicht nur hier: Schon mit ihrem ersten Roman Blasmusikpop hat sie in der deutschsprachigen Literaturwelt für Furore gesorgt, ihre Romane wurden zudem in verschiedene Sprachen übersetzt. Ich hab das gespannt verfolgt, bisher aber nichts von ihr gelesen. Und falls es euch genauso geht, solltet ihr das dringend ändern. Ich hab dieses Buch nämlich regelrecht verschlungen und dabei gedacht: Endlich! Endlich mal wieder eine Geschichte, die sich so richtig ausbreiten darf und mehrere Jahrzehnte umfasst, eine Geschichte, die kuriose, witzige, anrührende Elemente haben darf und eine Sprache, die nicht streng darauf getrimmt ist, durch Auslassung zu punkten. Ganz im Gegenteil: Vea Kaiser hat Spaß am Formulieren und Spaß an ihren Figuren, das ist dem Buch deutlich anzumerken – und deshalb macht es auch Spaß beim Lesen. Da schwingen Melancholie und Traurigkeit mit, doch die Lebensfreude überwiegt. Da geht es um zwei, die nicht zueinander passen, aber glücklich werden sie dennoch. Die Sprachbilder sitzen, die Vergleiche sind schön originell, und am Ende ist man so zufrieden, wie man es nach einem Leseerlebnis nur sein kann. Deshalb: Reist mit Eleni und Lefti nach Griechenland, nach Deutschland, nach Chicago und in die Schweiz, ihr werdet es nicht bereuen.

Makarionissi oder die Insel der Seligen von Vea Kaiser ist erschienen bei Kiepenheuer & Witsch.

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