Bücherwurmloch

Torsten Seifert: Wer ist B. Traven?

„Liebe ist für alles die beste Motivation“
Am Set zum Film „Der Schatz der Sierra Madre“ soll der Journalist Leon herausfinden, wer der Schriftsteller ist, der sich hinter dem Pseudonym B. Traven versteckt. Er hat nicht nur den Roman geschrieben, auf dem der Film basiert, der dort mit Humphrey Bogart gedreht wird, sondern viele mehr, und seine Identität ist ein Rätsel. Es zu lösen, daran ist Leon bald nicht mehr so brennend interessiert, denn lieber spielt er Schach mit Humphrey und schläft mit der schönen Maria. Bliebe ihnen mehr Zeit, würde vielleicht sogar mehr werden aus dieser Bettgeschichte, die abrupt mit dem Verschwinden Marias endet. So ganz lässt die Frage nach B. Travens Herkunft Leon aber nicht los, und so reist er Jahre später nach Wien, wo er entscheidende Hinweise erhält. Doch die Suche ist noch lange nicht zu Ende – und sie wird ihn bis an seine Grenzen führen.

Im Jahr 2017 hat Torsten Seifert mit dem Manuskript zu diesem Roman den ersten Blogbuster-Preis gewonnen. Da ich Mitglied der Blogbuster-Riege war, musste ich dieses Buch natürlich lesen und hab es nun reichlich spät endlich getan. Torsten Seifert, ich sag dir eins: Du hast mich mächtig überrascht. Ich wusste ja, worum es geht in dem Roman mit dem – Entschuldigung – sehr blassen Cover, und habe eine eher wirre, vielleicht sogar dröge Story erwartet rund um einen mysteriösen Schriftsteller, eine Story, die am Ende nicht aufgelöst wird und mich genervt zurücklässt. Genau das Gegenteil war der Fall: Schon nach wenigen Seiten hatte ich mich festgelesen. Und ich hab das Flair genossen, das wir ganz automatisch mit den großen Gangsterfilmen und -geschichten verbinden. Spannend und noir-schwarz ist auch Wer ist B. Traven?, das mich wirklich glänzend unterhalten hat.

Großartig sind die Szenen, in denen Leon mit Humphrey Bogart Schach spielt, rasant und klug konstruiert ist die Suche nach diesem Schriftsteller, der nicht gefunden werden will. Was ich sehr mochte an diesem Buch, ist, dass es nicht vorgibt, etwas anderes zu sein, dass es nicht in die Irre führt mit möglichst hochtrabenden Sprachbildern, sondern dass es sich auf seine Stärken konzentriert: eine gute Geschichte zu erzählen, eine, die man gern lesen mag, weil sie mitzieht und zum Tüfteln anregt. Torsten Seifert hat die Stilmittel der alten Gangstergeschichten nicht ironisch verwendet, er hat sich nicht erhöht, sondern ist mit Genuss hineingesprungen in diese Art des Erzählens: schnelle Schnitte, undurchsichtige Typen, geheimnisvolle Frauen und die eine oder andere Zigarre erwecken die Vierzigerjahre literarisch zum Leben. Well done!

„Diese Welt mit all ihren Problemen, Enttäuschungen, Schmerzen und Hagelstürmen ist alles in allem immer noch zu schön, um sie zu verlassen. Sogar wenn du krank bist, des Lebens müde oder nahe an einem hoffnungslosen Ende. Die Sonne ist doch noch immer am Himmel, umgeben von Sternen.“

Wer ist B. Traven? von Torsten Seifert ist erschienen bei Klett-Cotta (ISBN 978-3-608-50347-0, 269 Seiten, 20 Euro).

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