„Sind Sie jetzt zufrieden, Sie zartes Generation-Y-Pflänzchen?“
Patsy Logan, die aus Irland stammt und bei der Münchner Kripo arbeitet, bekommt einen neuen Fall: Die Managerin eines hippen Online-Unternehmens, das in Kürze an die Börse gehen soll, ist bei der Eröffnungsfeier aus dem Fenster gefallen. Oder gesprungen. Oder geschubst worden. Welche von den drei Möglichkeiten es war, das soll Patsy herausfinden. Die hat eigentlich gar keinen Kopf dafür und wollte Urlaub machen, den sie dringend benötigt: Sie hat erfahren, dass sie mit ihrem Mann keine Kinder bekommen kann, und hadert mit dieser Tatsache. Doch ihr bleibt keine Zeit, über die Leere in ihrer Gebärmutter zu grübeln: Zu rätselhaft sind die Leute, die bei der Online-Tauschbörse Skiller arbeiten, zu verdächtig verhalten sich Ehemann, Chef und Kollegen, und zu sexy ist der Partner, der ihr in Irland an die Seite gestellt wird. Patsy muss, um mehr herauszufinden, ins Skiller-Hauptquartier nach Dublin. Ausgerechnet jene Stadt, die sie seit vielen Jahren nicht betreten hat – aus gutem Grund …
Können wir bitte kurz dieses Buch feiern! Ich hab es an einem Nachmittag im Freibad innerhalb weniger Stunden praktisch inhaliert. Die Kinder und der Mann waren not amused, aber ich konnte einfach nicht aufhören zu lesen: Das ist es, was ein guter Krimi mit einem macht. Und Ellen Dunnes Krimi ist so gut. Er ist spannend, interessant, witzig, herrlich sarkastisch und mit einer originellen Story sowie einem glaubwürdigen Ende ausgestattet. Ein Jackpot sozusagen. Mit ihrer Heldin Patsy Logan hat die österreichische Autorin, die selbst seit Langem in Irland lebt, eine grandiose Frauenfigur geschaffen – kein Weibchen, kein Püppchen, sondern eine smarte, aufgeweckte, sehr sympathische und menschliche Ermittlerin. Patsy hat eine große Klappe, was die Lektüre noch spaßiger macht. Genial finde ich zudem die Kulisse: Die Handlung spielt in einem Online-Unternehmen, wie sie heute überall zugange sind, aber bisher viel zu selten in Romanen thematisiert werden. Man merkt, dass Ellen Dunne, die selbst für Google gearbeitet hat, sich auf diesem Feld auskennt: Ihre Beschreibung von Skiller ist treffend, sarkastisch und wahnsinnig amüsant zu lesen. Ich texte viel für Digitalagenturen und kann nur sagen: Man redet dort wirklich so. Und die Idee, einen Todesfall in dieses Milieu zu setzen, ist wunderbar, weil die Machenschaften hinter dieser Kulisse einem ohnehin immer irgendwie dubios vorkommen. Wahrscheinlich, weil sie es sind.
Es gab eine Zeit, da habe ich Krimis und Thriller nicht nur gelesen, sondern geliebt. Am meisten mochte ich jene Suspense-Titel, die über klassische Whodunnits hinausgingen und den ermittelnden Figuren eine neue, eigene Tiefe gaben. Ich war so ein großer Crime-Fan, ich habe sogar mit 18 Jahren Elizabeth Georges Bücher zum Spezialgebiet meiner Englisch-Matura gewählt. Später hab ich mich dann sattgelesen oder besser gesagt derart überfressen, dass ich keine Krimis mehr ertragen konnte. Zu vorhersehbar, zu schematisch, immer dasselbe. Ab und an versuche ich es mit einem Thriller, aber ich finde sie alle platt und lahm. Es ist sehr schwierig mit mir und diesem Genre. Doch dann kam Ellen Dunne. Sie hat mir ein paar Stunden größtes Lesevergnügen geschenkt, einen Rausch, ein Mitraten und Mitfiebern und zugleich die Erinnerung an die Zeit, die ich mit den früheren Kollegen von Patsy Logan verbracht habe. Dank Harte Landung wusste ich wieder, warum ich Krimis einst so sehr mochte. Und das ist das größte Kompliment, das ich ihr machen kann.
Harte Landung von Ellen Dunne ist erschienen bei Insel Taschenbuch (ISBN 978-3-458-36288-3, 441 Seiten, 10,95). Das Buch ist übrigens der erste Teil einer Serie. Und hier könnt ihr Ellen Dunne ein bisschen kennenlernen.
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Das hört sich sehr verlockend an! Ich war auch ein großer Krimi-Fan, habe mich aber leider auch sattgelesen. Nur Klassiker wie die Fälle von Sherlock Holmes und Auguste Dupin gehen immer. Wenn ich mit meinem Ausflug in das von mir bisher komplett missachtete Fantasy-Genre durch bin, nehme ich mir Ellen Dunne vor. “Wildauge” ist auch eines meiner Lieblingsbücher (danach wollte ich unbedingt Finnisch lernen und bin kläglich gescheitert!), deshalb mache ich sicher nichts falsch, deinen Empfehlungen zu folgen. 🙂 Liebe Grüße!
Wildauge ist sooo gut! Dass du an Finnisch gescheitert bist, ist natürlich schade … aber verständlich 🙈
Eigentlich bin ich überhaupt kein Freund von Krimis, aber diese Rezension hat mich jetzt doch sehr neugierig gemacht. Vielleicht sollte ich doch mal einen Krimi – also dieses Buch – auf meinen Lesestapel legen.
Liebe Grüße!