Verrückt, verrückter, Luiselli
„Ich bin der beste Auktionator der Welt. Das weiß aber keiner, denn ich bin ein zurückhaltender Mensch. Ich heiße Gustavo Sánchez Sánchez, und man nennt mich, liebevoll, wie ich meine, Carretera.“ So stellt er sich vor, und dann erzählt er seine Geschichte: Von seinem Plan, Auktionator zu werden, berichtet er, von dem Weg dorthin, von seiner Besessenheit, sein eigenes Gebiss durch ein wesentlich besseres zu ersetzen. Doch er will nicht irgendwelche Zähne, sondern die von Marilyn Monroe. Auch eine Frau findet Carretera, nicht nur eine, sondern eine nach der anderen, er lässt sich stets aufs Neue scheiden. Seinen Sohn Ratzinger – benannt nach dem Papst, bevor der ein Papst war – darf er nicht sehen. Und genau dieser Sohn wird ihm viele Jahre später zum Verhängnis …
Valeria Luiselli hat dieses Buch als modernen Fortsetzungsroman geschrieben für die Arbeiter einer Saftfabrik in Jumex. Er ist entstanden im Rahmen eines Kunstprojekts, und er ist auch als solches zu lesen: Kunst. Manches daran ist amüsant und anregend, manches schwer verständlich und sinnentleert. Mir persönlich sagt der Beginn des Buchs am meisten zu: die Geschichte, wie Carretera zu Marilyn Monroes Zähnen kommt, ist in sich geschlossen und wäre eine wunderbar unterhaltsame Short Story. Was danach folgt, verwirrt mich zusehends, ich verliere ein wenig den Faden und die Geduld. Es geht um das Versteigern von Objekten, die je nachdem, welche Geschichte über sie verbreitet wird, mehr oder weniger wert sind, um Kunst, die zur Ware wird, um das Verzerren der Wahrheit. Valeria Luiselli bietet eine Art Collage, keine stringente Erzählung. Als am Ende viele Fotos in Kombination mit fiktiven Zitaten auftauchen, bin ich längst ratlos: Mit den zehn parabolischen Stücken kann ich wenig anfangen, genauso wie mit den Verwicklungen rund um den ominösen Ratzinger. Der abrupte Perspektivenwechsel am Ende, der noch eine völlig neue Figur zu Wort kommen lässt, erklärt zumindest so einiges und löst manches Rätsel. Trotzdem lässt das Buch mich unbefriedigt und nachdenklich zurück. Da könnte man jetzt auch sagen: So ist das eben mit Kunst. Sie muss und will nicht verstanden werden.
Die Geschichte meiner Zähne von Valeria Luiselli ist erschienen im Verlag Antje Kunstmann (ISBN ISBN 978-3-95614-092-1, 192 Seiten, 18,95 Euro).
ich bin definitiv der Meinung : DAS MUSS WEG ! So ein hanebüchener Unsinn. Ich drücke mich schon seit tagen vor einer Rezension….
lg,
Susa
Aaah du hast es gelesen? Und für sinnlos befunden?
aber sowas von ! Und dafür mussten Bäume sterben….
DAS denke ich mir bei schlechten Büchern auch immer 😉
Ich mochte den Anfang gern, wie geschrieben, der könnte eine nette Kurzgeschichte sein. Dann würde es meeerkwürdig …
vollkommen d`accord ! Mein positiver erster Eindruck beim reinlesen wurde ganz schnell ins Gegenteil verkehrt. Ein einziges Ärgernis.
Wir müssen uns denken: Keep calm and read another book 😉
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jetzt ist der Unsinn auch möglicherweise noch preisverdächtig :http://www.sueddeutsche.de/kultur/literaturpreis-zwischen-den-sprachen-1.2998189
ist es zu fassen ? nein.
fassunglos,
Susa
Huch 😳