Zehn herrlich skurrile Kurzgeschichten
Barbara freut sich, dass ihr etwas zurückgebliebener Sohn so gern in seinem neuen Baumhaus sitzt. Bis sie erfährt, was er dort treibt … Eine negative Überraschung erlebt auch Nina, die ihrer wagemutigen Freundin Irma nach Panama folgt und dort mit aller Kraft versucht, ihre siebentausend Ängste zu überwinden. Ellen lernt endlich ihren alten Vater kennen und hat ihm nichts zu sagen, und Rebecca muss sich von einer Großmutter verabschieden, die sie nie gekannt hat …
Viele Blogger rufen regelmäßig Challenges aus, bei denen man ein neues Genre entdecken oder viel Englisch lesen soll. Es ist zwar keine derartige Challenge, aber ich möchte an meiner Aversion gegen Kurzgeschichten arbeiten. Ich habe gemerkt, dass mein Leseverhalten sich verändert hat, dass ich jetzt oft nur für kurze Zeitphasen lese und Short Stories vielleicht besser zu mir passen als früher, da ich für Stunden in einem Roman abtauchen wollte. Bei meiner Suche für die nächste Herausforderung bin ich über eine Empfehlung für Das Glück geht aus von Sonja Heiss gestolpert – und ich bin froh, dass ich ihr gefolgt bin. Die Stories der jungen deutschen Autorin sind tatsächlich so lakonisch, wie der Klappentext behauptet.
Mit ihrem ruhigen, geerdeten Erzählton tut die Autorin so, als sei in ihren Geschichten ja alles ganz normal – obwohl eigentlich nichts normal ist, wenn man genauer hinschaut. In den vermeintlich banalen Alltagsmomenten finde ich mich zum Teil wieder oder kann sie mir zumindest lebhaft vorstellen – doch Sonja Heiss hat meist eine kleine Überraschung in petto, die mich verblüfft auflachen lässt. Ihre Geschichten entfalten keine nachhaltige Wirkung, sie stellen die Welt nicht auf den Kopf, aber sie sind amüsant, schlau, witzig und unterhaltsam – genau das Richtige, um zwischendurch minutenweise oder eine halbe Stunde lang zu lesen. Das bedeutet aber nicht, dass Das Glück geht aus leichte, oberflächliche Kost ist, im Gegenteil: Die Lebensweisheit steckt im Detail. In jeder Story verbirgt sich eine authentische kleine Botschaft darüber, dass der Anschein niemals die Wahrheit ist. Ist doch normal.
Durchgekaut und einverleibt. Von diesem Buch bleibt:
… fürs Auge: sehr lustiges Cover, schön abgefuckt.
… fürs Hirn: dass Lebenswahrheiten nicht immer groß, pathetisch und metaphorisch sein müssen, sondern auch stimmen, wenn sie das Gegenteil sind.
… fürs Herz: all die tragikomischen, tapferen, lebensechten Figuren.
… fürs Gedächtnis: die Geschichte “Sprich mit mir”!