Gut und sättigend: 3 Sterne

Stefan Merrill Block: Wie ich mich einmal in alles verliebte

Eine schräge und ungewöhnliche Geschichte
Abel ist verliebt in Mae. Er ist verliebt in die Art, wie sie Kaffee einschenkt, und in ihre Zehen. Das wäre ja noch nicht so schlimm. Aber Mae ist die Frau von Abels Zwillingsbruder Paul. Ungerecht verteilt ist zwischen den Brüdern nicht nur die Liebe, sondern auch die Schönheit: Abel hat einen Buckel und kann mit Attraktivität nicht punkten. Paul dagegen scheint Mae auch nicht glücklich zu machen … Aber darum geht es eigentlich überhaupt nicht. Denn vielmehr handelt Wie ich mich einmal in alles verliebte von einem seltenen Gendeffekt, der zu geistigem Verfall und einem verfrühten Tod führt. Paul und Abels Mutter litt daran – und das kranke Gen hat sie vererbt. Aber nicht an alle. Woher die Krankheit stammt und wie mit ihr umzugehen ist, das erforscht der 15-jährige Seth, den mit Abel mehr verbindet, als beide anfangs ahnen.

Bis ich in diesen Roman hineinfinde, dauert es sehr lange. Der Klappentext und der Beginn führen mich vollkommen in die Irre, ich bin eingestellt auf eine Dreiecksgeschichte zwischen Abel, Paul und Mae, und wer dieser Seth überhaupt ist, durchschaue ich erst nach einiger Zeit. Langsam fügen sich die Puzzleteile zusammen, wirr bleibt die Geschichte aber dennoch. Stefan Merrill Block hat einen ungewöhnlichen Roman geschrieben, der sich nur sehr schwer einordnen lässt. In jeder Geschichte steckt wieder eine Geschichte, die entblättert wird: Da wäre etwa Lord Mapplethorpe aus Iddylwahl im 17. Jahrhundert, bei dem der Ausgangspunkt für die zermürbende genetische Krankheit liegt, dann die Goldene Stadt Isidora, in der die Menschen nicht reden, sondern sich berühren, um zu kommunizieren, und schließlich gibt es da eben jene Story zwischen Abel und Mae. Das passt alles überhaupt nicht zusammen – und tut es irgendwie doch.

Was also will Wie ich mich einmal in alles verliebte eigentlich erzählen? Die Angst des Menschen vor dem Verlust der Kontrolle, vor dem Vergessen wird dargestellt, dem nahenden Tod wird ins Auge gesehen und die Liebe wird verloren. Zum Beispiel. Leider kippt die an sich amüsante Erzählung stellenweise ein wenig ins Lächerliche, und seine Fantasie hat der Autor gar zu zügellos umherspringen lassen. Das Ende aber ist sehr passend, wenn auch keine Krönung. Wegen der euphorischen Kritiken habe ich definitiv mehr erwartet: Anfängerfehler! Was also bleibt? Jede Menge Verwirrung. Eine noch nie dagewesene Geschichte. Und ein, zwei wirklich schöne Sätze.

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