Eine fesselnde Geschichte um Einsamkeit und Rache
Als besondere Empfehlung einer befreundeten Leseratte ist dieses Buch bei mir gelandet: Und ich wusste gar nicht, was ich erwarten sollte außer Schnee und Einsamkeit. Davon gibt es auch eine Menge in diesem abgeschiedenen Wald in Maine: Hier lebt Julius Winsome in einer einsamen Hütte, zusammen mit seinem Hund Hobbes und über 3000 Büchern, die ihm sein Vater vererbt hat. Sein ganzes Leben hat Julius bereits in dieser Hütte verbracht, er kennt den Wald, er kennt den Himmel, die Tiere, die Jäger. Er ist ein friedfertiger und belesener Mann. Doch als Hobbes erschossen wird, ist es mit Julians Friedfertigkeit vorbei. Er spürt plötzlich ein völlig neues Gefühl. Das Bedürfnis nach Rache.
Es überrascht mich selbst, dass ich Donovan seine Geschichte aus dieser fast menschenleeren Ödnis glaube. Es gelingt ihm auf verblüffende Weise, aus seinem Protagonisten einen kaltblütigen Killer zu machen, ohne dass man als Leser die Sympathie für ihn verliert. Autor und Leser stehen auf der Seite des Mörders. Das macht aus diesem Roman eine spannende und faszinierende Studie einer methodischen Racheaktion. Und hinter allem steht die Liebe, unabhängig von ihrer Form. Schön sind auch die eingebundenen Hinweise auf die Literatur, mit der sich Julius vor der Kälte schützt. Und der Autor hat gut recherchiert: Informativ und gleichzeitig nicht uninteressant schreibt er vom Krieg, vom Schießen, vom Jagen, vom Töten. Geschickt dehnt er die fesselnden Momente durch Einschübe mit allgemeinen Informationen.
Winter in Maine ist ein gnadenloses, ein originelles und sehr eindrucksvolles Buch. Die unglaublichen Ereignisse in der Ruhe der Abgeschiedenheit entwickeln einen Sog, dem man sich kaum entziehen kann, der zum Weiterlesen zwingt. Und man muss nachdenken über diese Geschichte, ob man will oder nicht. Sehr lesenswert!
Claud schrieb am 6. Juli 2009 @ 15:07
Ich hätte ihm ja volle Punktzahl gegeben… was hat dich daran gehindert?
Mariki schrieb am 6. Juli 2009 @ 15:30
Ich hab sogar überlegt. Aber mir hat dieses Gespräch mit Troy am Ende nicht gefallen, das war mir zu wenig geradlinig, dieses Hin und Her, und nicht stimmig mit dem Rest des Buchs. Klar, das ist zu kritisch, das ist nur ein unwichtiger Punkt, aber für mich war es so ein kleiner Knick, der den fünften Punkt geklaut hat.