Bücherwurmloch

Boris von Heesen: Was Männer kosten. Der hohe Preis des Patriarchats

„Es gibt ein unsichtbares Band, das die Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern in dieser Gesellschaft jeden Tag von Neuem miteinander verwebt“

Dieses Buch mit dem reichlich polemischen Titel, den ich gar nicht so gern mag, weil er auf das bekannte Schema „Männer gegen Frauen“ einzahlt, der aber sehr am Punkt ist, hat mich wirklich Nerven gekostet: Ich musste es immer wieder zur Seite legen, weil ich es kaum ertragen konnte. Alles, wovon Boris von Heesen darin schreibt, ist jedem, der sich mit dem Patriarchat beschäftigt, bewusst – aber nicht in diesem Ausmaß. Nicht in Form von Zahlen. Wir wissen, dass Gefängnisse voller männlicher Insassen sind, dass Männer den Großteil der Verkehrsunfälle verursachen, dass sie ein viel höheres Risiko für Alkohol- und Drogenmissbrauch sowie für Suizid haben als Frauen. Aber wir wissen nicht, was uns das jedes Jahr kostet – uns alle als Gesellschaft. Und das ist eigentlich interessant, denn: Wir leben im Kapitalismus. Das patriarchale und das kapitalistische System sind extrem eng miteinander verzahnt. Wir wollen Geld. Wir wollen Erfolg und Wachstum und Expansion. Wir haben Strukturen erschaffen, in denen Frauen unterdrückt und alle Menschen ausgebeutet werden – auch die Männer. Es ist jedoch so gut wie unmöglich, das aufzuzeigen. Von einer männerdominierten Gesellschaft, so glauben wir, profitiert eben diese eine Hälfte der Bevölkerung: die Männer. Doch das ist nicht wahr. Es geht ihnen schlecht im Patriarchat. Es geht ihnen beschissen. Das lässt sich anhand vieler Fakten beweisen, nicht zuletzt durch die Zahlen, die Boris van Heesen zusammengetragen hat: Diebstähle und ungesunde Ernährung, Klimaschutz und Rechtsextremismus, Sport und Bildungspolitik. Er kommt zu dem Schluss, dass wir dringend etwas ändern müssen – und zwar Männer und Frauen gemeinsam.

Leave a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.