„Manchmal besteht das größte Mysterium einfach nur darin, dass die Dinge so sind, wie sie sind“
Drei Geschwister: Sidsel, Niels und Ea. Der Vater ist lange schon tot, ist an dem weit entfernten Ort gestorben, für den er die Familie stets aufs Neue verlassen hat, nun ist auch die Mutter nicht mehr am Leben. Ea versucht, mittels einer Seherin Kontakt zu ihr aufzunehmen, und erlebt eine Überraschung. Sie ist in einer Beziehung mit einem Mann, der eine Tochter hat, und weiß nicht, ob sie weitere Kinder möchte. Ihre Schwester Sidsel dagegen ist alleinerziehend, der Vater des Kindes, ein Professor in London, weiß nicht einmal von dessen Existenz. Dann soll Sidsel nach London reisen, um eine beschädigte Skulptur in einem Museum zu reparieren, und bittet Bruder Niels, auf ihre Tochter aufzupassen. Er ist ein Rastloser, ein Wanderer, der sich schwer damit tut, die Bedürfnisse anderer zu erfüllen, aber für ein Wochenende gibt er sich Mühe.
Der Panzer des Hummers erzählt von fünf Tagen im Leben dreier Geschwister sowie der Wahrsagerin Bee, die nur eine Beziehung zu den anderen Figuren hat, weil sie Eas Mutter zu channeln versucht. Im Leseexemplar befindet sich ein Interview mit der Autorin, das mir tatsächlich geholfen hat, das Ganze – ein bisschen besser – zu verstehen. Denn auch wenn ich das Buch gern gelesen habe und angenehm fand, hat es mich doch ratlos zurückgelassen: Wozu diese Geschichte, was sollte sie mir sagen? Laut Autorin ist sie nach der Carrier Bag Theory geschrieben und enthält Elemente von Elternsein, Gleichzeitigkeit, Tod und dem Leben danach, ideengebend war die Aussage, dass man alles über eine Gesellschaft erfahren kann, indem man sich anschaut, wie sie den Fremden, den Vaterlosen und die Witwe behandelt. Einige Gedankengänge dazu fand ich sehr gut, das Buch ist modern, zeigt Patchwork-Familien und die Last, die auf Alleinerziehenden liegt. So richtig in die Gänge kommt die Handlung aber nicht, im letzten Drittel fasert sie aus, und auch die Passagen mit dem Leben danach hätte ich nicht gebraucht. Als Urlaubslektüre war es jedoch ideal und ich war gechillt genug, mich einzulassen auf den unaufgeregten Ton und den Figuren zuzuhören, wie sie aus ihren Leben erzählen, die zwar einigermaßen unspannend sind, aber sie plaudern so nett, und manchmal ist ein fein dahinplätschernder Roman genau das, was man braucht.
Der Panzer des Hummers von Caroline Albertine Minor ist erschienen bei Diogenes.
Vielleicht grad mal das Richtige…
Dankeschön!