Bücherwurmloch

Maggie O’Farrell: Ich bin ich bin ich bin

„Die Menschen, von denen wir lernen, nehmen einen besonderen Platz in unserer Erinnerung ein“

Fast gestorben zu sein ist nichts Einmaliges oder Besonderes. Der Tod begegnet uns ständig; wohl jeder, wage ich zu vermuten, war ihm schon einmal nahe, vielleicht ohne es zu merken.

Es sind diese Situationen, von denen Maggie O’Farrell erzählt: Momente, in denen der Tod nah war. So nah, dass sie es sehr wohl gemerkt hat. Sie, die bekannt ist für ihre bisher sieben Romane, hat sich der eigenen Geschichte angenommen, hat eine Art bruchstückhafte Autobiografie geschrieben, hat sich mit ihrem Leben beschäftigt und nur jene Augenblicke behandelt, in denen ebenjenes Leben beinahe zu Ende gewesen wäre.

Maggie O’Farrell wäre beinahe ertrunken und einer Infektion erlegen, sie wurde mit einer Waffe bedroht und war bei der Geburt ihres Kindes in Lebensgefahr. Das beschreibt sie jedes Mal mit einer Detailverliebtheit, dass ich mich frage, wie viel Wahrheit darin steckt, wie viel Fiktion, was sind unsere Erinnerungen denn anderes als Gedanken, die wir uns heute über das Damals machen? Erstaunlich finde ich die Tatsache, wie oft Maggie O’Farrell – von Kindesbeinen an – offenbar dem Tod ins Auge geblickt hat. 17 solcher Geschichten umfasst das Buch. Ich kann von keinen solchen gefährlichen Dem-Himmel-so-nah-Momenten in meinem Leben berichten, oder vielleicht: Mir war nie bewusst, dass dieser Hauch mich beinahe gestreift hätte. Die wild durcheinandergewürfelten Kapitel sind spannend und kurzweilig zu lesen, im Ganzen ergeben sie einen Bericht über Nahtoderfahrungen, eine Mahnung, das Leben zu nutzen mit dem Wissen, dass es vorbei sein kann jederzeit. So gesehen: Carpe Diem in Buchform.

Ich bin ich bin ich bin von Maggie O’Farrell ist erschienen bei Piper (ISBN 978-3-492-05889-6, 256 Seiten, 22 Euro).

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