Bücherwurmloch

Let me be Christl Clear

Wer Christl Clear auf Instagram folgt, weiß: Diese kluge, wunderschöne Frau nimmt kein Blatt vor den Mund. Und genau das macht auch ihr Buch so besonders. In dieser – wie mag man es nennen? – Essay-Sammlung erzählt Christl Clear von Selfcare und warum sie die Queen of Fuckboy-Dating war, von ihrer Kinderlosigkeit und wieso auch Männer unter dem Patriarchat leiden. In einer alle Themen abdeckenden Rundumschau widmet sie sich dem Internet und dem Heiraten, dem Geldverdienen und dem Rassismus. Das Erstaunliche ist: Nichts daran ist neu, aber selten wird es derart frisch, österreichisch goschert und unvergleichlich sympathisch rübergebracht, wie die Christl das kann. Die Mischung aus allgemeinen Fakten und persönlichen Infos ist ihr gut gelungen, ihre Kernbotschaft ist in erster Linie, öfter mal Nein zu sagen. Klingt nach „eh klar“, aber ganz ehrlich, wie schwer ist das im Alltag umzusetzen, obwohl man weiß, dass man auf sich und die eigenen Grenzen sowie Kapazitäten achten sollte? Eben. Ich hab bei vielen ihrer Sätze genickt, ich hab mich ertappt gefühlt, und auch wenn bei mir in solchen Fällen immer ganz klassisch der „Ich hab aber Kinder, ich kann mir keine Auszeiten freischaufeln“-Schalter umkippt, hat sie schon Recht, denn ich schramme andauernd am Over-and-out-Erschöpfungszustand entlang. Und das bringt ja auch niemandem was. Auf jeden Fall ist Christl Clear – mit ihrem Instagram-Account wie mit ihrem Buch – eine Inspiration und das, was wir in Österreich eine „g’standene Frau“ nennen: eine, die weiß, was sie will, wie sie es kriegt – und was sie dann macht, wenn sie es hat. In diesem Sinne: Go, Christl, wir folgen dir.

Let me be Christl Clear ist erschienen bei Kremayr & Scheriau.

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