Die Geschichte einer einseitigen Liebe
Am College war Charlie Blakeman schrecklich verliebt in Sophie Wilder, das Mädchen mit den kurzen schwarzen Haaren aus seinem Schreibkurs, das ihm die richtigen Bücher zu lesen gab und ihn formte. Sie führten eine anstrengende On-off-Beziehung, schlossen sich tage- und nächtelang in Sophies Zimmer ein – unterbrochen von Phasen, in denen Sophie mit anderen Männern schlief. Charlie spielte den Coolen, kam aber nicht darüber hinweg – vor allem, weil Sophie plötzlich mit einem der anderen zusammen war und ihn sogar heiratete. Das war ihr ein Anliegen, weil sie aufgrund eines erleuchtenden Erlebnisses Christin geworden war. Jahre später lebt Charlie mit seinem Cousin, der Sophies Reizen einst ebenfalls erlag, in einem Haus in New York, in dem jeden Abend eine Party gefeiert wird. Und an einem dieser Abende befindet sich Sophie unter den Gästen. Nun erfährt Charlie, warum Sophie nach dem großen Erfolg ihres ersten Buchs nie wieder schreiben will, weshalb das mit der Hochzeit doch keine so gute Idee war und was mit dem Vater ihres Ehemanns geschehen ist.
What happened to Sophie Wilder ist die Geschichte eines Mannes, der verrückt ist nach einer Frau – und nicht weiterkommt im Leben, nachdem sie ihn zurückgelassen hat. Und es ist leider eine sehr schlechte Geschichte. Ich hab mir den Roman aufgrund einer Empfehlung in der New York Times gekauft – und hätte das mal besser bleiben lassen. Denn es ist durchaus wahr, dass Christopher B. Reha gut schreiben kann. Nur ist sein Buch inhaltlich Bullshit. Es hat Figuren, deren Handlungen absolut nicht nachvollziehbar sind. Es ist dröge, merkwürdig und inkonsequent. Und es hat ein Ende, das viel zu viele Fragen offen lässt. Das ist schade, weil: Die Ansätze sind gut. Eine Frau, die der Protagonist am College geliebt hat – und die unvermittelt auftaucht. Das Geheimnis des Vaters, den Sophie nie kennenlernen durfte und der plötzlich im Sterben liegt. Das hätte eine interessante Story ergeben können. Tut es aber nicht. Sophie ist unsympathisch und eine Heuchlerin, einerseits hochgläubig, andererseits überraschend berechnend. Sie rennt jeden Morgen in die Kirche, verhält sich aber wie ein Arschloch und tut am Ende etwas, das alles, wirklich alles infrage stellt und zudem überhaupt keinen Sinn ergibt. Und Charlie? Der ist ein wahnsinnig blasser Langweiler, dessen einzig guter Charakterzug darin besteht, dass er gern liest. Das Beste an diesem Buch waren allein seine schönen, dicken, aufgerauten Seiten. Nun gehe ich davon aus, dass niemand von euch What happened to Sophie Wilder kennt. Und glaubt mir: Das müsst ihr auch nicht.
What happened to Sophie Wilder von Christopher B. Reha ist erschienen bei Tin House (ISBN 978-1-935639-31-2, 256 Seiten, 12,75 Dollar).