Gut und sättigend: 3 Sterne

Helen Fitzgerald: Dead Lovely

Herrlich böse
Krissie ist Sozialarbeiterin – und eine Schlampe. Sie geht mit jedem ins Bett, der ihr auch nur ansatzweise gefällt. Das führt dazu, dass Krissie von einem Teneriffa-Urlaub mit einem Embryo im Bauch zurückkommt, der beim Toilettensex mit einem Fremden entstanden ist. Krissie ist geschockt, aber noch mehr trifft die plötzliche Schwangerschaft ihre beste Freundin Sarah: Sie versucht schon seit Jahren, mit ihrem Mann, dem gutaussehenden Arzt Kyle, ein Baby zu bekommen. Mittlerweile ist Sarah von ihren Eierstöcken besessen und die Ehe am Ende. Als Baby Robbie geboren wird, ist Krissie heillos überfordert: Nichts klappt, wie es soll, und sie erlebt nun von der anderen Seite, was es bedeutet, wenn das Jugendamt auf eine Mutter aufmerksam wird. Zur Ablenkung und Erholung beschließen Sarah, Kyle und Krissie, gemeinsam durch Schottlands Berge zu wandern. Was wie eine gute Idee klingt, wird jedoch zum mörderischen Reinfall: Nicht alle werden lebend von diesem Ausflug zurückkehren …

Ich muss gestehen, dass ich von selbst nie zu Dead Lovely gegriffen hätte, mir das Buch aber habe empfehlen lassen. Ich bin kein großer Fan von Suspense – weil es in den meisten Fällen, seien wir ehrlich, nicht gut gemacht ist. Ganz anders bei Helen Fitzgerald: Sie erzählt mit Witz und Tempo. Gleich zu Beginn stattet sie ihre Charaktere mit einer gehörigen Portion Frust, Neid und unterdrückter Wut aus – um diese explosive Mischung dann im geeigneten Moment hochgehen zu lassen. Dann, wenn es dunkel ist, und keiner die Schreie hört, natürlich. Eifersucht, Misstrauen und unerfüllte Wünsche zermürben die drei Protagonisten und treiben sie zum Äußersten. Zwar ist der Perspektivenwechsel für mich gewöhnungsbedürftig – Krissie erzählt meistens in der Ich-Form, aber nicht immer – aber verkraftbar, da sich am Ende alles zusammenfügt. Die Autorin hat ein rasantes und sehr amüsantes Buch hingelegt, das alle Erwartungen an einen spannenden Roman erfüllt und es trotzdem noch schafft, nicht allzu vorhersehbar zu sein. Ein Schwachpunkt ist in meinen Augen der Grund für die Ereignisse, der hätte weniger klischeehaft und origineller ausfallen müssen. Dennoch bietet Dead Lovely, das auf Deutsch unter dem Titel Furchtbar lieb erschienen ist, gute Unterhaltung – und legt einem beim Lesen ins Gesicht, was man auf Englisch “smirk” nennt.

2 Comments to “Helen Fitzgerald: Dead Lovely”

  1. Das Buch steht auf Deutsch bei mir im Regal. Ich wollte es schon weggeben, weil ich es immer noch nicht gelesen habe, aber nach Deiner Rezension werde ich vielleicht doch mal reinschauen.
    Danke!

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  2. Novel

    Sofi Oksanen – Fegefeuer!

    solltest du dir unbedingt zulegen! DAS schreibtalent überhaupt!! hat sich den skandinavischen buchpreis geschnappt und ist nachfolgerin von per petterson!

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