Bücherwurmloch

11 Gründe, warum Männer, die über Bücher bloggen, cool sind

Die Liste, die hier folgt, bezieht sich auf eine bestimmte Auswahl an Buchblogs, die von Männern geführt werden. Ich meine damit keine Blogs, auf denen Fantasy- oder Erotikromane rezensiert werden und auf denen es merkwürdige Gothic-Schriftarten gibt. Mag sein, dass diese Liste hier sexistisch ist. Möge sie es sein! Und möget ihr alle die Ironie und das Augenzwinkern dahinter erkennen. Die Männerblogs, von denen die Rede ist, gibt es zum Großteil noch nicht allzu lang, und hier sind die Gründe, warum sie cool sind.Bildschirmfoto 2015-12-28 um 20.24.17

  1. Lesende Männer sind sexy. Nicht umsonst hat der Instagram-Account Hot Dudes Reading, der lesende Männer zeigt, mehr als 774.000 Follower. Ich interessiere mich für Männer. Und für Bücher. Beides in Kombination? Jackpot!
  2. Männer lesen eigentlich nicht. Oder geben es zumindest nicht zu. Andrea Gerk schreibt in ihrem Buch Lesen als Medizin. Die wundersame Wirkung der Literatur (Rogner & Bernhard, 2015): „Bis heute behaupten viele Männer, keine Romane, sondern nur >>vernünftige<< Texte zu lesen, womit sie vor allem Sachbücher und Zeitungen meinen.“ Sie zitiert die Schriftstellerin Siri Hustvedt, der zufolge Männer denken, „dass Männlichkeit auf der Linie ernst zu nehmender Sachbücher liegt, während Weiblichkeit mit albernen Romanen, erfundenen Geschichten assoziiert wird“. Sich über dieses merkwürdige Geschlechterbild hinwegzusetzen, sich als lesender Mann zu „outen“, ist cool.
  3. Männer lesen andere Bücher. Auf ihren Blogs entdecke ich Lesestoff, nach dem ich selbst nicht gegriffen hätte oder den ich eher skeptisch beäugt habe.
  4. Männer haben schlichtere Blogs ohne Feenstaub und fragwürdige Farbkombinationen.
  5. Viele männliche Buchblogger sind arrogant oder – mit etwas Milde ausgedrückt – selbstbewusst. Sie nennen sich „Alternative zum Feuilleton“ und „last man reading“, bezeichnen sich als „Dorfschönheit, Intellektueller, Kulturphilosoph“. Sie positionieren sich sehr eindeutig. Und davon können wir Frauen auf jeden Fall was lernen: mehr Glaube an uns selbst und unsere Fähigkeiten. Und ein selbstbewussteres Auftreten nach außen.
  6. Männer rezipieren und rezensieren anders. Oft ist ihre Sicht auf ein Buch sehr interessant und zeigt mir Seiten daran auf, die ich nicht so oder anders wahrgenommen habe. Oder ich erkenne dadurch, dass ein bestimmter Roman ganz sicher nicht der richtige für mich ist.
  7. Buchblogmänner sind davon überzeugt, dass gelesen wird, was sie zu sagen haben, dass Interesse an ihren Worten und an ihrer Meinung besteht. Das ist quasi die Definition von Coolness. Natürlich ist es auch gut möglich, dass sie nur so tun als ob. Das weiß man bei Männern ja nie so genau.
  8. Sie kokettieren mit ihrem Standing und ihrem Seltenheitsfaktor. Sie wissen, dass es nicht allzu viele lesende Männer gibt – und schon gar nicht solche, die auch darüber bloggen. Sie schmücken sich mit diesen raren Federn, stellen ihre Pfauenräder auf. Das ist vielleicht berechtigt und in jedem Fall amüsant.
  9. Sie sind oftmals sehr belesen und kennen sich gut aus, vor allem mit den Klassikern. Das gibt ihrer Kritik eine Rechtfertigung, die nicht zwingend notwendig ist, sie aber sehr versiert wirken lässt.
  10. Sie sind eigenwillig und stur. Sie sind ausgeprägte Persönlichkeiten und wissen ganz genau, was sie (lesen) wollen.
  11. Sie bringen Vielfalt. Und Vielfalt ist immer cool.

64 Comments to “11 Gründe, warum Männer, die über Bücher bloggen, cool sind”

  1. Wenn man lesende Männer in diese elf Schubladen biegen will schafft Frau es auch / ich selbst würde mich hüten lesende Frauen in Schubladen zu packen / es kann so sein und im nächsten Moment ist es anders / und da der Mensch nur allzu gerne in Schubladen greift möge auch deine eine von vielen sein / und da ich die Möbel entsorgt habe brauche ich demzufolge auch keine Schubladen mehr / doch für viele ist das bestimmt eine Halteschnur.

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  2. Zitat: “Sie sind eigenwillig und stur. Sie sind ausgeprägte Persönlichkeiten und wissen ganz genau, was sie (lesen) wollen.”
    Das würde ich von mir und ich schätze (und hoffe) ziemlich viele andere Buch-Bloggerinnen ebenfalls von sich behaupten!

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  3. Hm. Weiß nicht. Punkt 2 läuft mir nun schon zum widerholten Male virtuell über den Weg. “Männer lesen eigentlich nicht. Oder geben es zumindest nicht zu.” Ich muss in einer Parallelwelt leben. Ich habe das hundertmal reflektiert: in meinem Leben gab/gibt es keinen Mann, der nicht las oder über so wenig Selbstbewusstsein verfügt/e, es nicht zuzugeben (wieso auch, welche Nachteile hätte er?). Ich hab auch nie feststellen können, dass Männer anders lesen als Frauen. Der Punkt verwirrt mich echt. Von Großvater über Vater, Exehemann (Bibliothekar!), nicht allzu wichtigen Verflossenen bis zum langjährigen Lebenspartner finde ich nicht EINEN.
    Ansonsten müssen Männer halt mit den -zugegebenermaßen teilweise amüsanten- Schubladen leben. Ich mache beim Lesen von Blogs eigentlich nicht wirklich einen Unterschied zwischen m/w bzw. nehme ich das auch nicht so unterschiedlich wahr…war interessant, mal eine andere Sichtweise zu lesen.

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    1. Mariki Author

      Wow! Bei mir ist es genau umgekehrt. Ich habe keinen EINZIGEN lesenden Mann in meiner Umgebung. Nicht einen! Opa nicht, Dad nicht, Bruder nicht, Ehemann nicht – niemand. Die besitzen vielleicht zwei, drei Sachbücher, wenn’s hochkommt…

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    2. Mariki Author

      Ob 2. oder andere Punkte “wahr” sind, sei dahingestellt. Das ist bloß eine subjektive, ironisch gemeinte, bewusst sexismenaufgreifende Liste, die ein wenig amüsieren soll.

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  4. Ich bin zwar kein typischer Buch-Blogger, fühle mich dennoch angesprochen und durchschaut. Männer, die “nur” Sachbücher lesen, sind phantasielose Wesen. Der Roman, das Drama, die Poesie sind das Nonplusultra, erklären die Welt, berühren und ergreifen mich. Oder aucht nicht, dann ist es schlechte Literatur. Liebe Grüße, Gérard

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  5. Philipp Elph

    WOW! Dieser Post ist Pflichtlektüre für meine Frau, damit sie weiß, dass ich nicht nur “Aufsätze” schreibe – wie sie mein Bloggen nennt -, sondern ein ganz toller cooler Typ bin. 😉

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  6. Ja, ja und ja. So und genau so ist es. Bei der Arroganz allerdings besteht der Trick darin, sie niemals allzuheftig heraushängen zu lassen. Niemals! Immer nur wie beiläufig. Kommt auch auf Partys gut an. Mein Trick zudem: wenige Fremdwörter benutzen und trotzdem ein hohes Niveau an Komplexität erzeugen, indem der Mann im Assoziationsstrom an seinem profunden Wissen auch die Frau teilhaben läßt. Ich selber gestalte es so, daß auch mein Gegenüber oft zu Wort kommt. Sprechen macht am meisten Spaß ,wenn es nicht im Monolog mündet, sondern dialogisch ist. Denn erst im Dialog kann ein Mann zur Hochform auffahren und zeigen, was Esprit ist, indem er elegant auf eine Erwiderung einen unwiderstehlichen Einwurf bringt. Trick zwei: der Frau nie das Gefühl geben, daß sie in Disput oder Gespräch verloren habe. Der Mann weiß zwar, daß es objektiv so ist. Aber er spricht es nicht aus. Niemals.

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    1. Mariki Author

      Hahaha! Ich musste gerade sehr schmunzeln darüber, wie viele Fremdwörter du in dem Satz “wenige Fremdwörter benutzen und trotzdem …” verwendet hast. 😉

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  7. Hallo Mareike,
    auch wenn es augenzwinkernd präsentiert ist, steckt doch immer ein Körnchen Wahrheit drin. Und mach dir nix draus, in meinem Bekanntenkreis kenne ich kaum welche von der xy-Fraktion, die lesen. Entweder Zeitungen oder Sachbücher über den zweiten Weltkrieg. Sehe mich da schon als Exot im Verwandten- und Bekanntenkreis
    Der Beitrag wird noch geteilt
    Gruß
    Marc

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    1. Mariki Author

      Die bloggenden Männer, die ich virtuell kenne, sind die einzigen lesenden Männer, die ich überhaupt kenne. Dich eingeschlossen 😉 Ob das so ist, wie Andrea Gerk schreibt, sei dahingestellt, in meinem Umfeld stimmt es jedenfalls. Und schade ist es allemal!

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      1. Sei mir nicht böse, aber ich glaube, da bin ich lieber ein Esel. 😉
        Bei Zeit und Gelegenheit unbedingt lesen: Jutta Person: Esel. Ein Portrait. – Berlin: Matthes & Seitz 2013. Auch bibliographisch ein sehr, sehr schönes Buch.

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  8. Danke für den letzten Satz des Blogs. Danke auch für die vielen, oft versteckten, Komplimente. Wir sind weiter bemüht unserem Ruf gerecht zu werden.
    Weiterhin viel Spaß und erfolgreiches Bloggen.

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  9. Haha. Jeder nichtlesende Mensch stellt sich vermutlich einen typischen männlichen Bücherwurm mit dicker Hornbrille und Rollkragenpulli oder Sakko mit Lederbatzen an den Ellbögen vor. Aber du enthüllst endlich, wie der lesende Mann heutzutage wirklich aussieht. Ich hoffe aber, der Typ auf dem mittleren Bild hält das Buch richtig herum. Aber seine Frisur sitzt. Da kann ich mich mit identifizieren.
    Ach ja, zu 4) Was noch fehlt: Männer haben keine Katzen in ihren Blogs.

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  10. Also ich finde lesende Männer nicht sexy sondern wahrscheinlich interessant, kompetent, qualifiziert, etcetera, das mit den Sachbuchvorzügen stimmt wahrscheinlich und das mit dem größeren Selbstvertrauen wahrscheinlich auch.
    Das ist sicher gut und was die weiblichen Blogerinnen mit den Literaturvorlieben betrifft denke ich, daß man aufpassen und nicht den Fehler machen sollte, die selbstbewußten lesenden Männern anzuhimmeln und die das vielleicht weniger weiblichen Bloggerinnen, als weniger uninteressant zu ignorieren.
    Mehr Selbstbewußtsein kann den bloggenden Frauen nicht schaden, die können sich hier sicher ein Beispiel nehmen und ihre Stimme höher erheben und dann weiterlesen, was sie wollen, Jane Austin wenn es passt, statt aggressive Abenteuerromane etcetera und ansonsten weiterbloggen und lesen würde ich empfehlen, hüben und drüben und wenn es zwei bloggende Männer und acht bloggende Frauen gibt, dann sind alle gleich oder jeder jede für sich interessant und die Unterschiede, die sich dadurch ergeben sind das sicher auch!

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  11. Amelie

    Um das hier wirklich ironisch aufzufassen, ist es nicht übertrieben genug. Andererseits möchte ich lieber glauben, dass etwas mit meinem Humor nicht stimmt, als dass das hier alles ernst gemeint ist…

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  12. Absolut toller Beitrag. Ich teile deine Meinung durch und durch 😀 Aber männliche Leser und männliche Blogger über Büchen haben es tatsächlich schwerer als Frauen. Sie können sich viel schlechter mit anderen Blogs vernetzen, weil sie männlich sind und die Frauen lieber unter sich bleiben wollen.

    Ich probiere mich auch gerade als männlicher Blogger über Literatur durchzusetzen. Ich würde mich freuen, wenn du mal auf meinen Blog vorbei schaust. Vielleicht gefällt dir ja sogar der ein oder andere selbstgeschriebende Text 😉

    https://captainbooksweb.wordpress.com/

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    1. Mariki Author

      Oh, meinst du wirklich, dass die Frauen lieber unter sich bleiben wollen? Also, mein Bloggernetzwerk besteht aus weiblichen UND männlichen Bloggern … und deine Seite schau ich mir gleich mal an!

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