Gut und sättigend: 3 Sterne

KlarIm Wald, im Wald ist’s dunkel und kalt
Da ist ein Wald. Neben dem Wald ist ein Haus. Und in dem Haus ist etwas passiert. In dem Haus war Blut, und in der Garage hat das Fahrrad gefehlt, und dann gab es Geschrei und Schuldzuweisungen. Deshalb wohnt die Pflegetochter Lisa jetzt im Heim. Sie ist möglicherweise verrückt, irgendwie anders, keiner will etwas zu tun haben mit ihr. Den Wald, den gibt es noch. Das Haus, das steht noch daneben. In dem Haus wohnen jetzt Karin und ihr Freund Alexander. Und dann holt Karin ihre Schwester Lisa in das Haus zurück.

Das Debüt Wie im Wald der österreichischen Autorin Elisabeth Klar ist ein verstörendes, unheimliches, mörderisch anstrengendes Buch. Die Schriftstellerin leitet die Literaturwerkstatt Wien und wurde für ihre Erzählungen mit zahlreichen Preisen bedacht. Ihr Stil ist sehr eigen, sie schreibt Sätze wie Fesseln, lange Stricke, die mich an den Wald binden und an das Haus, die mich gefangen nehmen und einsperren in all die angeknacksten Psychen. Niemandem in diesem Roman geht es gut, alle tragen ihr Päckchen, alle misstrauen einander, alle schweigen. Was passiert ist, nun, das ist keine Überraschung, weil was kann schon passieren zwischen Pflegevater und halbwüchsiger Tochter, ja eben, genau. Und das ganze Buch dreht sich um das Nicht-Sprechen darüber, um das Nicht-Erinnern, um die Konkurrenz, die es gab zwischen Karin und ihrem Vater wegen Lisa. Dies ist ein Roman voller Worte, die das Schweigen verdecken sollen, sehr viele Worte sind es, aber das Schweigen hört man trotzdem. Es ist schwierig, ihn zu beschreiben, über ihn zu reden, weil er so vertrackt ist und ihr ihn selber spüren müsst – deshalb soll er selbst ein bisschen zu euch sprechen:

„Vielleicht ist es ja ein Schmetterling gewesen, denke ich, als ich Lisa und Alexander beim Spielen zusehe. Vielleicht sind sie beide Schmetterlinge gewesen, August und Lisa, und waren im Einklang dieser selben schmetterhaften Existenz. Vielleicht gingen ihre Gespräche um nichts und um alles und drehten und flatterten und waren doch nicht richtig möglich. Vielleicht haben sie nur so getan, als würden sie sprechen, haben nur die Lippen geöffnet und geschlossen und waren nicht lauter dabei als ihr eigener Flügelschlag.“

„Wir beide sind von einer Seele, Lisa, das weiß ich ganz genau. Du siehst sie, genau wie ich sie sehe. Dabei haben sie mich nie geschlagen. Aber das Gefühl hab ich gehabt, als ob sie mich ständig erschlagen könnten. Das Gefühl hab ich gehabt, als hätten sie ständig ihre Hand erhoben gehabt zum Schlag. Verbrennen hätte ich können unter ihren Blicken.“

„Wie sich deine Finger in meinen Rücken krallen, nimmt es mir fast die Luft weg. Gleichzeitig ist es notwendig. Verlieren wir uns in diesem Moment, verlieren wir alles, und alles kippt. Und doch. Noch während du meinen Körper so an dich drückst, als wären wir miteinander verwachsen, spüre ich, wie du dich anspannst, dich schon vorbereitest, dich von mir wegzustoßen. Ich spüre alles in dieser Umarmung, denn alles ist in dieser Umarmung enthalten, auch das, wovon wir noch nichts wissen.“

„Und was. Was, wenn wir im Wald spazierengehen. Was, wenn wir aufbrechen, durch den Waldrand brechen wie durch die Wasseroberfläche, das Wasser schlägt über uns zusammen und legt sich in unsere Ohren und auf unseren Mund und auf unsere Haut, kriecht in jede Höhle und dämpft, wie Wasser alles dämpft, kaum hat man ihn betreten, und schließt sich hinter uns.“

„Meine Worte legen sich auf meinen Hals und drücken. Ich halte dich in Händen. Überall sind sie wie Zungen, und er hält mich, und überall um seine Hände herum wuchere ich, und höre nirgendwo auf, in alle Richtungen höre ich nicht auf.“

„Sie kommt zu mir, unter die Decke. Ihre Haut legt sich an meine Haut. Meine Haut hört an ihrer Haut auf. Weil ihre Haut an meiner liegt, muss ich für einen Moment nicht weiter wachsen.“

Elisabeth Klar: Wie im Wald. Residenz Verlag 2014, 272 Seiten, 22,90 Euro. Und hier könnt ihr das Buch bei ocelot.de bestellen.

Gut und sättigend: 3 Sterne

LaneBeklemmender Bericht einer Manipulation
Frances ist nicht mehr ganz jung, alleinstehend, gelangweilt von ihrem Leben, in dem nicht allzu viel passiert: Sie wohnt in London, arbeitet beim Feuilleton einer Zeitung, darf aber keine Rezensionen schreiben, sondern liest nur Korrektur. Ab und an besucht sie ihre Eltern auf dem Land, mit denen sie derart wenig verbindet, dass sie kaum glauben kann, wirklich in ihrem Haus aufgewachsen zu sein. Als Frances kurz nach Weihnachten von einem dieser Besuche nach Hause fährt, sieht sie ein Auto, das über die Böschung gekracht ist und auf der Seite liegt. Frances kann die Frau, die im Auto eingeklemmt ist, nicht sehen, spricht aber mit ihr, bis die Rettungskräfte eintreffen. Später erfährt sie, dass die Frau Alys hieß und verstorben ist. Frances willigt ein, sich mit der Familie zu treffen, um Alys‘ Ehemann, dem Schriftsteller Laurence, sowie den erwachsenen Kindern Teddy und Polly von den letzten Momenten mit Alys zu erzählen. Die Familie ist reich, und Frances würde gern zu dieser Gesellschaftsschicht gehören. Sie freundet sich mit der labilen Polly an, bietet ihr Unterstützung, und kommt langsam ihrem eigentlichen Ziel näher: Laurence.

Alys, always von Harriet Lane ist mir durch eine Empfehlung in der New York Times aufgefallen. Die Geschichte klang spannend – und das ist sie auch. Mit ihrer Protagonistin hat Harriet Lane, die in London lebt und für verschiedene Zeitungen schreibt, eine Frau geschaffen, die zwar in der Ich-Form erzählt, trotzdem aber nicht zu durchschauen ist. Das, was geschieht, ist eine verrückte Mischung aus Zufall und gezielter Manipulation. Frances kann das Zusammentreffen mit Alys nicht steuern, auch nicht Pollys Interesse an ihr oder Laurences aufkeimende Gefühle. Gleichzeitig aber versucht sie sehr wohl, Einfluss auf die Geschehnisse zu nehmen – um sich in die Familie Kytes einzuschleichen. Das ist irgendwie beklemmend, wahnsinnig unsympathisch und dabei doch sehr menschlich. Frances ist ein Chamäleon, und es fasziniert mich, wie gut sie die Menschen beobachtet und einschätzen kann. Sie bedrängt niemanden, ist sehr geduldig und wartet ab, wird immer präsenter, bis sie aus der Familie nicht mehr wegzudenken ist. Alys, always ist die Studie einer unzufriedenen, hohlen, langweiligen Frau, die ihre Chance gekommen sieht – und skrupellos zugreift. Das Buch ist kein Thriller, sondern eher eine subtile, simple Erzählung mit dem einen oder anderen Überraschungseffekt. Lesenswert!

BannerAlys, always von Harriet Lane ist erschienen bei Weidenfeld & Nicolson (ISBN 978-0297865018, 224 Seiten, 9,30 Euro).

Gut und sättigend: 3 Sterne

DonoghueEine Liebe zwischen zwei Frauen
Jude Turner, Anfang zwanzig, lebt in einem verschlafenen Nest in Kanada und leitet ein Heimatmuseum, dessen einzige Mitarbeiterin sie ist. Sie verlässt ihr Städtchen nie und reist ungern mit dem Flugzeug. Als sie es ihrer Mutter zuliebe doch einmal tut, begegnet sie der Stewardess Síle O’Shaughnessy. Die Irin lebt in Dublin, ist Ende dreißig und seit fünf Jahren mit ihrer Freundin zusammen. Per E-Mail und Telefon entspinnt sich zwischen Jude und Síle eine Liebesgeschichte, mit der keine der beiden gerechnet hätte. Bei den gegenseitigen Besuchen merken sie, wie unterschiedlich ihre Lebenswelten sind, und schon bald taucht die Frage auf: Können wir zusammen leben? Und wenn ja – wie und wo?

Emma Donoghue ist lesbisch. Zarte Landung ist lesbisch. Da ich mich bisher absolut gar nicht mit lesbischer Literatur beschäftigt habe, bin ich erst einmal sehr überrascht. Und zwar einfach darüber, dass sie so lesbisch ist. Damit meine ich nicht die Intimitäten zwischen Jude und Síle, sondern die Tatsache, dass das Lesbischsein an sich immer und überall Thema ist. In Hetero-Büchern ist das Hetero-Sein ja meistens überhaupt kein Thema. Warum? Weil wir es als „normal“ und gegeben erachten? Weil man es nicht erklären und betonen muss? Jude und Síle bringen das Lesbischsein permanent zur Sprache: vor sich selbst, vor einander, vor den Freunden. Wie hat alles begonnen, wann haben sie sich geoutet? Wie stehen die Eltern dazu? Mit wie vielen Frauen und Männern haben sie geschlafen und was war besser? Bis zu diesem Buch, das im lesbischen Indie-Verlag Krug & Schadenberg erschienen ist, war mir in meiner offenbar grenzenlosen Ignoranz nur am Rande bewusst, dass es überhaupt lesbische Literatur gibt. Das hat sich nun geändert.

Emma Donoghue dagegen war mir sehr wohl ein Begriff – und zwar wegen ihres erschütternden Romans Room, den ich so gut fand, dass ich in 2011 zu meinem Buch des Jahres ernannt habe. Wenn ich nicht wüsste, dass Room und Zarte Landung von derselben Autorin stammen, ich würde es niemals glauben. Sie unterscheiden sich so stark in Inhalt und Stil voneinander, dass ich mir sicher wäre, sie wurden von zwei verschiedenen Menschen geschrieben. Ein Blick auf Emma Donoghues bisherige Veröffentlichungsliste zeigt, dass sie eine sehr vielseitige Autorin ist. Wo Room brutal, spitz und krass war, zeigt sich Zarte Landung liebevoll, sanft und harmonisch. Das ist allerdings insofern ein Vorteil, als dass mir gar nicht in den Sinn kommt, die beiden Romane zu vergleichen – und meine Nicht-mehr-als-ein-Buch-vom-selben-Autor-Phobie beruhigt wird.

Nun sind Emma Donoghues sorgfältig gezeichnete Figuren Jude und Síle natürlich nicht nur Lesben. Sie sind in erster Linie Menschen. Und so handelt der Roman von einer Liebesgeschichte – einer ganz normalen. Wenn zwei Verliebte zum Paar werden, kollidieren zwei Welten. In Zarte Landung geht es um Gefühle und Erwartungen, um Lebensentwürfe und Verlustängste. Dazwischen wird außerordentlich viel geredet und geschrieben – und zwar über die abstrusesten Themen. Die beiden Frauen spielen in ihren E-Mails mit bekanntem und unbekanntem Wissen, um sich gegenseitig zu beeindrucken. Das ist stellenweise interessant, witzig, flirty, stellenweise langatmig, und ich habe am Ende das Gefühl, dass der Roman nicht so viele Seiten gebraucht hätte, um zu sagen, was er sagen wollte. Zarte Landung ist ein Buch, das im Kopf beim Lesen zugleich wie ein Film abläuft, weil es viele sehr szenisch geschriebene Abschnitte enthält. Alles in allem war dieser Roman für mich schön, sentimental, lustig, dank der Figuren zum Gernhaben ein hitzig-verliebtes Abenteuer und wegen des lesbischen Aspekts – entschuldigt das kleine Wortspiel – eine völlig neue Erfahrung.

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Zarte Landung von Emma Donoghue ist erschienen bei Krug & Schadenberg (ISBN 978-3-930041-90-9, 424 Seiten, 22,90 Euro).

Noch mehr Futter:
– „Ein Buch voller Wärme, Intelligenz und Leidenschaft“, heißt es bei den Bücherfrauen.
– „Emma Donoghue hierzulande frisch veröffentlichter Roman erzählt eine wunderbare schöne Liebesgeschichte“, befindet Schwulissimo.
– „Dieser Roman ist so wunderbar vielseitig und ausgereift, das er gelesen werden MUSS. Doch wie so oft bei den Büchern, die der Verlag Krug & Schadenberg verlegt, ist auch dieses im Nullkommanichts ausgelesen“, schwärmt femalegold.
– Und hier könnt ihr das Buch bei ocelot.de bestellen.

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Gut und sättigend: 3 Sterne

Bargum„Einsam zu sein, ist genau, wie eine Diät zu machen oder mit dem Rauchen aufzuhören: Man gewöhnt sich daran“
Zwei Männer, Olof und Harald, gehen gemeinsam segeln. Sie haben einander seit 20 Jahren nicht gesehen, kannten sich auch damals nur flüchtig, und doch gibt es etwas, das sie verbindet: Elin, die Frau, mit der beide verheiratet waren. Nacheinander, versteht sich. Das ist allerdings lang her, Elin ist nicht mehr am Leben, warum also begeben diese zwei Männer sich zusammen auf ein Boot? Und was geschah dann? Vielleicht redeten sie darüber, dass Olof einst Harald die Frau ausgespannt hat. Merkwürdig ist nur, dass ausgerechnet Olof allein zurückkommt …

„Die Leute glauben immer, es müsse jede Menge aufwallende Gefühle und knallende Türe geben.“ In der Septembernovelle von Johan Bargum knallt keine einzige Tür, und Gefühle wallen nur im Verborgenen auf. Der finnland-schwedische Autor, der Romane, Drehbücher und Theaterstücke schreibt und mehrfach ausgezeichnet wurde, hat den schmalen Band zweigeteilt: Erst spricht Olof, dann folgt ein Brief von Harald. Olofs Teil ist ein Monolog, den er der Polizei gegenüber hält, denn natürlich ist er verdächtig. Hat er Harald vom Segelboot gestoßen? Aber warum hätte er das tun sollen? Olof versucht, den Verdacht von sich fortzureden – und will unbedingt Haralds Brief sehen. Den hat Harald unterwegs geschrieben, als er schon mit Olof segeln war – und er widerspricht Olofs Erzählung in einigen entscheidenden Punkten. Vor allem rückt er auch Elin in ein ganz anderes Licht – religiös, verrückt, von einer Wahnvorstellung besessen – und setzt ein Fragezeichen hinter ihren Tod.

Trotz ihrer Knappheit mit gerade mal 108 Seiten ist Johan Bargums Septembernovelle sehr kraftvoll. Ein dünnes, aber intensives Buch, dessen Sprache genauso ist wie das Cover: schlicht, einfach und gleichzeitig von einer Tiefgründigkeit, die man nicht so recht erfassen kann. Diese Erzählung ist ein Rätsel, eine Medaille mit zwei Seiten – und es ist nicht herauszufinden, welcher der beiden Männer lügt und welcher die Wahrheit sagt. Eine schöne Lektüre, an der mich nur die Kürze stört – ich hätte gern noch mehr gelesen.

BannerSeptembernovelle von Johan Bargum ist erschienen im mare Verlag (ISBN 978-3-86648-193-0, 112 Seiten, 18 Euro).

Noch mehr Futter:
– „Diese Novelle ist ein kleines Geschenk. Schnell ist der Text gelesen und die Handlung inhaliert. Dennoch bleibt lange ein nebliger Nachgeschmack im Leser, der sich wohl noch länger mit dem Inhalt beschäftigen wird“, heißt es auf leseschatz.
– Die Buchempfehlung der ARD Mediathek könnt ihr euch hier anhören. Auch der Autor kommt zu Wort.
– „Der Autor überlässt das Spekulieren dem Leser und davon ist nach der Lektüre des Buches lange nicht loszukommen“, schreibt Heike Rau in der leselupe.
– Hier könnt ihr das Buch bei ocelot.de bestellen.

Gut und sättigend: 3 Sterne

MeynDie geheimnisvolle Kraft der Anziehung
Der Bildhauer Peter, der einst in Hamburg studiert hat, aber seit 20 Jahren in Frankreich lebt, kehrt nach Deutschland zurück – wegen eines Schecks in Höhe von sechs Millionen Euro, den ihm seine Ex-Freundin Anelis geschickt hat. Sie leitet inzwischen eine Kunstgalerie. Mit ihr und seinem Freund Theo war Peter eng verbunden, bevor er das Dreiecksverhältnis nicht mehr ertrug und nach Frankreich flüchtete. Dort führt er mittlerweile mit einem Kompagnon ein sehr erfolgreiches Restaurant, in dem es nur ein Gericht gibt. In Hamburg fällt ihm in erster Linie auf, wie sehr sich die Stadt verändert hat – genau wie seine früheren Freunde Mark, Julia und Swantje. Peter sieht sich alles an, taucht in die Vergangenheit ein, zieht Vergleiche – und schließt endgültig ab.

Der deutsche Autor Boris Meyn, der als Verfasser historischer Krimis zu Ruhm gelangte, hat mit Der Kuss eine Geschichte über einen Egozentriker geschrieben, der einen Blick auf das Leben wirft, das jene führen, die ihm zwei Jahrzehnte zuvor zu Füßen lagen. Boris Meyn bedient sich dazu einer reichlich exaltierten, gestelzten Sprache, die sich eher ruckartig liest, weil sie so arg darauf bedacht ist, Wortwiederholungen zu vermeiden und rundum schön zu sein. Trotzdem ist der Roman unterhaltsam und interessant, mit netten Wendungen und einem absolut vorhersehbaren, aber sehr stimmigen Ende. Ich hab ihn gern und schnell gelesen und mich über die eingebildeten Schnösel, zu denen die einstigen vermeintlichen Revoluzzer geworden sind, amüsiert.

Das Problem, das ich mit Der Kuss habe, ist ein klassisches Klappentext-Problem. U2 und U4 attestieren dem Protagonisten eine geheimnisvolle Gabe, die Fähigkeit, seine Mitmenschen zu bezaubern. Das klingt für mich nach Magie, nach einer unwiderstehlichen Anziehungskraft, nach vielen Überraschungen und surrealen Ereignissen. Tatsache aber ist: Peter wird im Zug von einer Frau angesprochen. Ein Mann verliebte sich einst in ihn. Zwei Frauen auch. Manch eine wollte mit ihm zusammenziehen und Kinder bekommen. Was er als ungewöhnliche Vereinnahmung bezeichnet, die nur ihm geschieht und sonst niemandem, wirkt auf mich ganz normal. Er ist ein Mensch mit Charisma – mehr nicht. Seine Gabe existiert nur in seiner arroganten Fantasie. Zudem heißt es im Umschlagtext, Peter merke, „dass es ein verhängnisvoller Fehler war, aus der Stadt zu fliehen“. Das macht neugierig. Stimmt aber überhaupt nicht. Denn im Buch steht: „Ich konnte nur ahnen, was sich hier abgespielt hatte, und im Nachhinein fühlte ich mich in dem Entschluss bestätigt, dem Ganzen rechtzeitig den Rücken gekehrt zu haben.“ So viel also zu den interessanten Verhängnissen – es gibt sie nicht. Aufgrund dessen waren meine Erwartungen an die Lektüre völlig falsch. Das ist schade, aber nicht unbedingt weiter schlimm – das Buch ist trotzdem gut. Wenn auch nicht so herausragend, wie ich gehofft hatte.

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Der Kuss von Boris Meyn ist erschienen im Osburg Verlag (ISBN 9783955100544, 266 Seiten, 19,99 Euro).

Noch mehr Futter:
– Hier könnt ihr dem Autor beim Lesen zuhören.
– „Die innere Zerrissenheit des Peter Baumann, die er auch nach knapp 30 Jahren Abwesenheit aus Hamburg hier jetzt wieder spürt, ist sehr gut beschrieben und nachzuempfinden“, heißt es auf sabstern.de.
– Auf lovelybooks.de gibt es eine Leserunde zum Buch.
– Hier könnt ihr den Roman auf ocelot.de bestellen.

Gut und sättigend: 3 Sterne

BeckerDie Geschichte einer Mörderin
Der Vater ist fast 90 Jahre alt. Jeden Samstag besucht die Tochter ihn, wäscht ihn, geht mit ihm Eis essen, plaudert mit ihm. Die Mutter ist bereits verstorben, der Kommunismus den Bach runtergegangen, die Tage sind gezählt. Immer öfter schaut der Vater zurück, und dann beginnt er, der Tochter von seinem größten Fall zu erzählen: Er war als Polizist zuständig für die Eisenbahn, wo selten etwas Aufregendes geschah. Bis eines Tages der Kopf eines Mannes in einer Zugtoilette gefunden wurde. Die Mörderin war schnell gefunden: Es war die Ehefrau. Sie hat ihn getötet, zerstückelt und verbrannt. Der Vater gab sich aber nicht damit zufrieden, bohrte in der Vergangenheit der Mörderin, deckte ein Verbrechen auf, das sie in Tschechien begangen hatte. Von seiner eigenen Frau, die unbedingt zur Chefredakteurin der Zeitschrift, bei der sie arbeitete, aufsteigen wollte, entfernte er sich während der Ermittlungen immer mehr. Die Tochter, damals noch ein Teenager, sah das alles mit an, beschäftigte sich mit den grausigen Morddetails und verlor über der Ehekrise der Eltern die Fassung. Und jetzt, all die Jahre später, will der Vater, dass die Tochter, die Schriftstellerin ist, ein Buch über seinen größten Fall schreibt.

Zdenka Becker ist in Bratislava aufgewachsen, lebt aber in Österreich und schreibt auf Deutsch. Ihre Bücher sind mehrfach ausgezeichnet. In Der größte Fall meines Vaters erzählt sie vom Leben in einem kommunistischen Land genauso wie von einem aufsehenerregenden Mordfall. Sie lässt ihre beiden Protagonisten – Vater und Tochter – die inzwischen in ihrem Lebensabend angekommen sind, Zeitreisen unternehmen und die polizeilichen Ermittlungen von damals wieder aufrollen. Das ist gut zu lesen, kurzweilig, unterhaltsam, aber spannend ist es nicht. Die Mörderin ist gleich die Erste, die befragt wird, und es ist sofort klar, was sie getan hat und warum. Krimi ist das Buch deshalb keiner. Eher eine Art Sozialstudie, Porträt einer Mörderin, Porträt einer Familie zu Zeiten des Kommunismus. Ich habe nichts explizit an diesem Roman auszusetzen, aber auch nichts hervorzuheben. Eleganter Stil, flüssig erzählt – für mich jedoch kein Highlight.

Der größte Fall meines Vaters ist erschienen im Deuticke Verlag (ISBN 978-3-552-06207-8, 224 Seiten, 18,90 Euro).

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Noch mehr Futter:
Hier könnt ihr der Autorin beim Vorlesen zuschauen und zuhören.
– „Nach Becker kann man süchtig werden! Der Lesegenuss ist vollkommen“, findet Matthias Mander.
– „Dieses Buch habe ich in die Liste meiner 20 Lieblingsbücher im Frühjahr 2013 auf­genommen“, heißt es auf buecherrezensionen.org, wo der Roman fünf Sterne bekommen hat.
– Und hier könnt ihr das Buch bei ocelot.de bestellen.

Gut und sättigend: 3 Sterne

Morley„Niemand ist so dankbar wie der Mensch, dem man genau das Buch gegeben hat, das seine Seele brauchte, obgleich er es nicht wusste“

Dieses Buch ist …

… sehr antiquiert in seiner Ausdrucksweise

… höchst amüsant

… total naiv

… irgendwie absurd

… inhaltlich völlig verrückt

… aus dem Jahr 1919

… wirklich lesenswert

… ein fantasievoller Reigen aus Emotion und

… die Geschichte von Roger Mifflin, der in Brooklyn alte Bücher verkauft, seinem Hund Bock, der schönen Titania Chapman und dem jungen Werber Audrey Gilbert

… voller Bücher, Bücher, Bücher

… eine Liebesgeschichte (zwischen Mann und Frau)

… eine Liebeserklärung ( an das Lesen)

… eine Sammlung von wunderbaren Zitaten über die Wichtigkeit von Lektüre

… sehr unterhaltsam

… zwischendrin anstrengend, weil es weit ausholt und abschweift

… ein kleiner Schatz

… vor allem lesenswert, wenn man eine Vorliebe für Bücher und Buchhandlungen hat

… einfach reizend

… eine Story über ein Antiquariat, eine junge Frau und ein geplantes Attentat

… unbedingt eine Empfehlung wert!

BannerDas Haus der vergessenen Bücher von Christopher Morley ist erschienen im Atlantik Verlag (ISBN 978-3-455-60012-4, 256 Seiten, 18 Euro).

Noch mehr Futter:
– „Morleys harmonischer Sprachduktus wird von wohl formulierten Sätzen und eleganten Metaphern bestimmt, seine Worte schmiegen sich gerade zu mit Wonne an das Papier und man kann gar nicht anders, als mit strahlenden Augen zu lesen“, heißt es in der Buechernische.
– „Dieser Roman wurde kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs geschrieben. Damals hatte es sicher noch eine ganz andere Brisanz als heute, aber selbst jetzt, knapp hundert Jahre später, kann man sich noch an den wundervollen Aussagen erfreuen, die durch ihre Zeitlosigkeit immer aktuell bleiben werden“, schwärmt irveliest.
– Eine virtuelle Leserunde zum Buch hat unter anderen die Bibliophilin ins Leben gerufen.
– Hier könnt ihr den Roman bei ocelot.de bestellen.

Gut und sättigend: 3 Sterne

WolitzerWie der Zufall so will

Die handelnden Personen:
Julie Jacobsen, ein unscheinbares Mädchen aus der Provinz, später Psychotherapeutin und Mutter einer Tochter
Ash Goodman, eine wunderschöne junge Frau aus reichem Haus, die als Erwachsene feministische Theaterstücke inszeniert und zwei Kinder bekommt
Wolf Goodman, Ashs Bruder, in den Julie verknallt ist und der eine Straftat begeht
Ethan Figman, ein hässlicher Bursche, verliebt in Julie, der mit seiner Zeichentrickserie Figland wahnsinnig erfolgreich wird

Der Ort:
Ein Sommercamp an der Ostküste, wo Julie in den elitären Kreis der Freunde aufgenommen wird, zu dem auch Jonah und Cathy gehören: Sie nennen sich Die Interessanten. Später leben alle Beteiligten in New York.

Der Inhalt:
Jedes Jahr trifft die Weihnachtspost von Ash und Ethan ein – und jedes Jahr frisst Julie, die mit beiden seit dem Sommercamp viele Jahrzehnte zuvor befreundet ist, der Neid. Weil sie und ihr Mann Dennis nicht so sehr auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Es war nur ein Zufall, der Julie mit 15 Jahren in das Kreativcamp und in den neuen Freundeskreis gebracht und der ihr ganzes Leben komplett verändert hat. Sie wird sich für immer an der schönen Ash messen und mit sich selbst unzufrieden sein, sich für weniger interessant halten. Dabei verteilt das Leben seine Schicksalsschläge durchaus gerecht: Ashs Sohn ist autistisch, ihr Bruder versteckt sich im Ausland. Julies Mann ist depressiv. Und wirklich glücklich ist eigentlich niemand.

Meg Wolitzer hat mit Die Interessanten einen recht umfangreichen Roman geschrieben, der mich in einen Zwiespalt geschubst hat. Denn während ich mich auf den ersten 100 Seiten mit dem Weiterlesen ziemlich quäle, gibt es dann einige Passagen, in denen die Handlung vorangeht und die sehr spannend sind – bis ich dann wieder verzweifle, weil noch so viele Seiten vor mir liegen. Dabei reißt das Buch reihenweise die Kritiker von den Hockern. Was mache ich falsch? Die amerikanische Autorin, die bereits elf Romane publiziert hat und Creative Writing unterrichtet, präsentiert mir eine Handvoll Menschen, die sich selbst das Prädikat interessant aufgeklebt haben. Nun erwarte ich freilich herausragende Besonderheiten, ungewöhnliche Eigenschaften, glanzvolle Karrieren, tiefgründige Persönlichkeiten. Oder – auch diese Möglichkeit ziehe ich in Betracht – Meg Wolitzer betrachtet ihr Buch als großen Gag und ruft am Ende lachend: Ha! Die sind ja gar nicht so interessant. Ganz normale Leute.

Ich finde das Buch für 600 Seiten reichlich ereignisarm. Der Circle of Trust der Protagonisten ist eng, und sie sind Menschen, die nur um sich selbst kreisen. Meg Wolitzer erzählt sehr distanziert und wenig szenisch von den Problemen, die Ethan, Ash und Julie beschäftigen, beschreibt sie, skizziert sie auf sehr klassische Weise, die reiche Ehefrau, die sich langweilt, der Depressive, der immer schläft. Ich kann das alles sehen, aber es berührt mich nicht im Geringsten. Zudem bekommt ausgerechnet die zentrale Figur, um deren Aufmerksamkeit alle buhlen und die so seltsam entrückt wirkt, keine eigene Perspektive: Ash. Sie ist schön, ja, aber glatt, kühl, egozentrisch, vielleicht – ich weiß es nicht, weil ich diese Figur in ihren Handlungsweisen und Gefühlsregungen bis zum Ende nicht verstehe. Nun ist es so, dass dieses Buch viel Lob bekommen hat, und ich habe es tatsächlich bis zum Schluss gelesen. Zwischendrin sogar sehr gern. Weil die Autorin auf jeden Fall ihr Handwerk versteht, weil ich wissen wollte, wie es den Charakteren ergeht. Sie hätte eventuell chronologisch vorgehen und die Spannung erhalten können, aber ich vermute, dass es ihr darum nicht ging. Sie wollte wohl einfach nur berichten, wie ein paar exemplarische Leben im New York der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hätten verlaufen können. Viele Leser fanden das interessant, ich fand es okay.

BannerDie Interessanten von Meg Wolitzer ist erschienen im Dumont Buchverlag (ISBN 978-3-8321-9745-2, 608 Seiten, 22,99 Euro).

Noch mehr Futter:
– „Und wenn man ihn zuklappt, diesen Roman, ist man wieder ein bisschen dankbarer, dass es die Literatur gibt“, schwärmt Sophie von Literaturen.
– „Schon das regenbogenfarbene Cover des Buches lässt vermuten, dass hier viel buntes, aufregendes Leben im Spiel sein muss. Und das ist es wahrhaftig“, zeigt sich die Klappentexterin begeistert.
– „Wolitzers Stärke liegt dabei nicht so sehr im Hintersinn, das wird schnell deutlich. 40 Jahre wollen erst mal erzählt sein, für sprachliche Originalität, für Indifferenzen ist wenig Platz“, heißt es auf spiegel.de.
– Und hier könnt ihr den Roman auf ocelot.de bestellen.

Gut und sättigend: 3 Sterne

Wacker14 Alltagsgeschichten aus dem Leben gegriffen
Sie sind ganz normale Leute. Maler, Polizisten, Zugführer, Trailerbewohner. Und ihnen passieren ganz normale Dinge. Sie brauchen eine Operation, sie schlafen mit einer Frau, finden ein Haus, das ihnen gefällt, aber nicht gehört, sie gehen verloren. Sie heißen Kolb, Schopp, Budde oder Brandt. Sie sind sehr deutsch. Ihr Schicksal ist nicht unbedingt ein Schicksal im Sinne von Drama, mehr ein beiläufiges Spazierengehen durch ein unspektakuläres Leben. Sie arbeiten brav, ticken manchmal ein bisschen aus, hauen daneben, fangen sich wieder oder nie mehr. Davon erzählt in 14 Kurzgeschichten der junge deutsche Autor Florian Wacker, der am Deutschen Literaturinstitut Leipzig studiert hat.

Diese 14 Short Storys sind Skizzen und Momentaufnahmen, beleuchten eine Begegnung, eine Gefühlsregung, eine Freundschaft. Sie sind gut, interessant und amüsant. Aber sie reißen mir nicht den Boden unter den Füßen weg. Sie hinterlassen auch – bis auf einige wenige – bei mir nicht unbedingt einen bleibenden Eindruck. Manche verblüffen mich, andere lassen mich ratlos zurück, weil ich sie ganz einfach nicht verstehe. Schade ist, dass die Geschichten sich kaum mit dem Dahinter beschäftigen und wenig preisgeben. Dass ein Zugführer einfach aussteigt und in einer Kneipe in einem Ort, in dem er noch nie war, mit einer fremden Frau tanzt, ist eine wunderschöne Idee. Dabei bleibt es dann aber auch. Und das muss man wohl mögen. Ich dagegen freunde mich ja gerade erst mit Kurzgeschichten an und hätte gern etwas, an dem ich mich festhalten kann. Aber da gibt es in Albuquerque nichts, alles ist seltsam losgelöst, frei von Erklärungen, frei von roten Fäden. Bei fast jeder Story habe ich das Gefühl, dass Florian Wacker mir etwas verschweigt. Manchmal kann ich mir vorstellen, was das ist, manchmal hab ich nicht die geringste Ahnung. Das ist irgendwie gut, weil es mich nachdenklich stimmt, mich nicht loslässt, und es ist irgendwie schlecht, weil es mich nervt. Trotzdem hab ich Albuquerque gern und schnell gelesen. Es hat mich unterhalten, ist kurzweilig und am Anfang jeder Geschichte von Neuem spannend, weil ich neugierig bin auf das, was kommt. Manchmal wird meine Erwartung erfüllt, manchmal nicht. Deshalb bleibt das Buch am Ende für mich so wie seine Figuren: ganz normal irgendwie.

BannerAlbuquerque von Florian Wacker ist erschienen im Mairisch Verlag (ISBN 978-3-938539-32-3, 160 Seiten, 16,90 Euro).

Noch mehr Futter:

Gut und sättigend: 3 Sterne

RaveyDer unerkannte Feind
Madame Rebernaks Cousin Freddy hat vor vielen Jahren einem kleinen Mädchen etwas angetan, für das er ins Gefängnis gehen musste. Nun kommt er nach 15 Jahren wieder frei und kehrt in sein Heimatdorf zurück, wo die Behörden versuchen, Madame Rebernak zu überreden, ihn aufzunehmen. Die will davon jedoch nichts wissen. Sie hat zwei fast erwachsene Kinder und tut alles, um ihre Tochter Clémence vor Freddy zu schützen, dem sie eine weitere Straftat zutraut. Mit einem hat sie auf jeden Fall Recht: Clémence ist in Gefahr. Das Problem ist nur: Diese Gefahr geht nicht von Freddy aus.

Yves Ravey ist nicht nur Autor, sondern auch Professor für bildende Kunst. Sehr kunstvoll hat er seine kurze Erzählung Ein Freund des Hauses gestaltet, die überraschend leicht und dennoch beklemmend ist. In klaren, schnörkellosen Worten porträtiert er eine Familie, die lädiert ist – der Vater verstorben, der Cousin der Mutter ein Sexualstraftäter –, aber dennoch zusammenhält. Die Rückkehr des Cousins aus dem Gefängnis droht das labile Gleichgewicht endgültig zu zerstören. Dabei hat die Mutter es schon fast geschafft, ihre Kinder sicher ins Erwachsenenalter zu geleiten. Sie kann nicht zulassen, dass ihnen – vor allem Tochter Clémence – etwas zustößt. Sie spürt die Bedrohung, erkennt aber die Richtung nicht, aus der diese kommt. Als sie es schließlich tut, fackelt sie nicht lange.

Ein Freund des Hauses ist gut geschrieben. Klar erzählt und strukturiert, sehr knapp und karg. Insgesamt war mir das Ganze einfach zu kurz. Gerade einmal 93 Seiten gibt Yves Ravey seiner Erzählung rund um die Gier eines Mannes, der sich einfach nimmt, was er haben will. Das bedingt freilich, dass er nicht genug Raum hat, um die Charaktere mit Lebendigkeit und Farbe auszustatten, sie bleiben ein wenig bleich und ähneln den typischen Abziehbildern von stereotypen besorgten Müttern, unbedarften Töchtern und schmierigen älteren Männern. Das ist freilich schade, denn der Roman hätte mit Sicherheit noch viel mehr Potenzial gehabt, hätte er sich auf 256 Seiten entfalten dürfen. In anderen Worten: Ich war mit Ein Freund des Hauses in einer Stunde fertig. Und hätte gern mehr davon gehabt.

Ob die Idee, die Geschichte aus der Perspektive von Clémences Bruder zu erzählen, so gut war, sei dahingestellt: Er hat einen frischen, freien Blick auf alles – war aber an keinem einzigen Ereignis beteiligt. Etwas unklar ist mir auch, warum Madame Rebernak denkt, Freddy würde ihrer Tochter etwas antun, ist er doch offenbar pädophil – und ihre Tochter so gut wie erwachsen. Wer der wahre Übeltäter ist, ist dem Leser aufgrund des Klappentexts und der Personenkonstellation von Anfang an klar. Aufgrunddessen kann Yves Ravey einzig und allein mit der Schlusspointe überzeugen. Die sitzt. Und knallt.

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Ein Freund des Hauses von Yves Ravey ist erschienen im Antje Kunstmann Verlag (ISBN 978-3-88897-969-9, 96 Seiten, 14,95 Euro).

Noch mehr Futter:
– „Es ist eine als Thriller genial verkleidete Gesellschaftsstudie, die durch ihre skizzenhafte und raffiniert genügsame, ja fast schon enthaltsame Schreibweise den Leser so in den Bann zieht und gleichzeitig aufrüttelt, dass die entstehende Angst beim Lesen, den eigenen Vorurteilen nicht entfliehen zu können, lange nachwirkt“, schreibt der vom Buch sehr begeisterte Durchleser.
– „Mit wenigen Worten Spannung schaffen und Stimmungen evozieren: Das ist große Kunst“, heißt es in der Rezension auf tagesspiegel.de.
– „Eigentlich genügt es, den Klappentext zu lesen, um zu wissen, wie dieser Roman ausgeht. Was eigentlich das Schlimmste ist, was man über einen Roman wie diesen sagen kann, denn dieser Roman ist ein Spannungsroman“, urteilt spiegel.de, findet den Roman aber dennoch sehr empfehlenswert.
– Hier könnt ihr das Buch bei ocelot.de bestellen.