Ein Mann, der am Leben scheitert
Per Pettersons Buch Pferde stehlen war eins der besten, die ich im letzten Jahr gelesen habe. Es geht darin um die Beziehung zwischen Vater und Sohn – und dies scheint das zentrale Thema von Petterson zu sein, denn auch Im Kielwasser handelt davon. Arvid, 43 Jahre alt und mehr oder weniger erfolgreich als Schriftsteller, setzt sich 6 Jahre nach dem Unfalltod seines Vaters (und seiner Mutter sowie seiner zwei jüngeren Brüder) mit den Erinnerungen an ihn auseinander. Es geht ihm nicht gut, er ist müde, verwirrt, er ist, wie er selbst sagt, fort von der Welt. Da gibt es vieles, das ihm zu schaffen macht, seine Kindheit, seine Scheidung, sein älterer Bruder, der (unfreiwillig) noch am Leben, dem er aber nicht genug ist.
Im Kielwasser ist ein sehr melancholisches Buch über einen dominanten Vater und einen am Leben scheiternden Sohn. Wie bei Pferde stehlen (das mir noch ein bisschen besser gefallen hat) fasziniert mich weniger die spärliche Handlung als mehr Pettersons eindringliche Sprache, die Arvids Gefühle derart präzise auf den Punkt bringt. In Pettersons Büchern ist kein Wort zu viel – aber auch keines zu wenig. Wie Arvid gegen die Erinnerungen und die Einsamkeit kämpft, beschreibt Petterson lebensklug, mit einem traurigen Lächeln in den Mundwinkeln. Im Kielwasser wirkt auf mich mehr wie eine Erzählung, ein Fragment aus dem Leben von Arvid – das ist etwas, was ich für gewöhnlich nicht leiden kann. Ich will in einem Roman eine ausgefeilte Erzählstruktur und eine gut überlegte Handlung haben. Doch hier, ich kann nicht anders, gefällt es mir, das Herausgerissene, das Offenbleibende. Fünf Punkte daher für diese beeindruckende Sogwirkung von Pettersons Sprache. Sehr lesenswert.
Lieblingszitat: Noch war keiner geschieden, keiner war tot, wir fuhren mit der Fähre, wie wir es immer getan hatten, und schliefen in einer Nacht, die wir kannten.
Wie kann eine Frau ihr Kind einfach verlassen?
Unglaublich, aber wahr: Ganze sieben Titel haben es 2008 in die Liste der Best of geschafft:
Nur ein einziges Buch hat es 2007 geschafft, mich von vorn bis hinten zu überzeugen. Dabei ist es wirklich ein Überraschungssieger, bei dem ich niemals damit gerechnet hätte:
Zur Crème de la crème erhoben wurden 2006:
Das sind die Lese-Gustostückerl von 2005:
Fangen wir mit dem Besten an, was 2004 zu bieten hatte:
Da wäre noch die Sache mit den Punkten: Vor einigen Jahren habe ich mir – aus purem Spaß am Bewerten – ein Punktesystem für die Bücher, die ich esse, ausgedacht. Es gibt zwar nicht 12 Punkte wie beim Grandprix, aber immerhin 5 goldene Sternchen zu erreichen. Geschieht aber nur selten. Was natürlich nicht an mir liegt, sondern an der Grottigkeit der Bücher.
Größer, schöner, besser – das ist das neue Bücherwurmloch auf WordPress. Zwar habe ich auch bei blogworld.at WordPress benutzt, allerdings mit vielen Einschränkungen. Das soll nun anders werden: Hier gibt es in Zukunft mehr Fotos, mehr Links, Ratings und so weiter. Da ich es dann doch geschafft habe, ein paar Leser täglich auf meine Seite zu locken, habe ich beschlossen, das Bücherwurmloch ein wenig aufzupeppen und zu verschönern – daher der Umzug. Was die Rezensionen und Kommentare betrifft, bleibt alles beim Altbewährten. Die bereits verfassten subjektiven Meinungsabgaben aus dem alten Bücherwurmloch werde ich hierher umsiedeln, das neue Futter wird dann bereits auf der neuen Seite besprochen. Ich freue mich auf viele Besuche, Diskussionen und Empfehlungen!