Kleine Köstlichkeiten: 4 Sterne

460 Seiten voller Überraschungen!
Am New Yorker Flughafen stoßen Madeline Green aus Paris und Jonathan Lempereur aus San Francisco zusammen – und vertauschen im allgemeinen Tumult ihre Smartphones. Zurück zuhause, bemerken sie verärgert, was geschehen ist, und vereinbaren, die Handys per Post zu tauschen. Doch beide sind überaus neugierig und stöbern in den tragbaren Telefonen. Was sie zutage fördern, ist schier unglaublich: Sie entdecken das Geheimnis des jeweils anderen. Jonathan war einst extrem erfolgreich, ehe er alles, alles verlor, und Madeline, die in Paris einen Blumenladen führt und mit einem reichen, attraktiven Mann verlobt ist, stammt nicht aus Frankreich und ging früher einem ganz anderen Job nach. Obwohl sie einander bei ihrer kurzen, unangenehmen Begegnung äußerst unsympathisch fanden, sind sie plötzlich Feuer und Flamme für das Leben des anderen, suchen im Internet nach Informationen und finden schließlich etwas Absurdes: Es gibt ein Mädchen, das Jonathan und Madeline verbindet. Ein Mädchen, das vor Jahren verschwunden ist und nie gefunden wurde …

Guillaume Musso ist in Frankreich ein Literaturstar. Nachdem ich Nachricht von dir gelesen habe – was heißt gelesen, in knapp vier Stunden verschlungen! – , muss ich sagen: zu Recht! Ich habe als Kontrastprogramm zum hochliterarischen Roman Am Schwarzen Berg zu diesem französischen Bestseller gegriffen und leichte Kost erwartet – stattdessen bekam ich einen richtig spannenden Thriller, der mich nicht losließ. Etwas reißerisch spricht der Klappentext von den Geheimnissen, die Jonathan und Madeline verbergen, und was für Geheimnisse sollten das schon sein, dachte ich, die üblichen Klischees: Kindheitstraumata, verstorbene Familienmitglieder, Ehebruch, sexueller Missbrauch. Weit gefehlt. Guillaume Musso bietet tatsächlich etwas, das die Bezeichnung Geheimnis verdient: sehr originell, fesselnd und verblüffend ist das, was durch die Neugier der beiden ans Licht kommt. Was mit einer Schicksalsbegegnung beginnt und sich, wie ich vermutete, zu einer Liebesgeschichte entwickeln wird, wird plötzlich zu einem rasanten Thriller inklusive Entführung und Verfolgungsjagd. Abwechselnd aus der Sicht seiner beiden Protagonisten erzählt, entspinnt Guillaume Musso eine aufregende, vielleicht ein wenig haarsträubende, aber sehr unterhaltsame Geschichte. Sprachlich und stilistisch ist sie im Mittelmaß angesiedelt, wobei der Autor aber immerhin an den schlimmsten ausgelutschten Formulierungen vorbeischrammt und sehr wohl Talent beweist – und ein gewisser lockerer, leicht eingängiger Stil genau das Richtige ist für einen Roman, der in einem Rutsch gelesen werden soll. Das ist gelungen, denn die Mischung aus schicksalshafter Lovestory und prickelnder, gefährlicher Suche ist perfekt für einen Nachmittag auf der Couch, den man mit der Nase im Buch und dem Kopf bei Jonathan und Madeline verbringt. Inhaltlich ist Nachricht von dir für mich die bisher größte Überraschung des Jahres. Guillaume Musso feuert mir köstliche Sternen-Rezepte, mehrere Morde, grausige Opferfotos, Informationen über Blumen und verräterische E-Mails um die Ohren, sodass ich kaum noch Luft bekomme. Nachricht von dir ist das perfekte Buch für alle, die sich ein bisschen entspannen möchten – aber nicht zu sehr …

Durchgekaut und einverleibt. Von diesem Buch bleibt …
… fürs Auge:
schön gemacht, luftig, liebesgeschichtenmäßig.
… fürs Hirn: wer glaubt, nicht allzu viel mitdenken zu müssen, irrt sich. Überanstrengt wird das Hirn aber natürlich nicht. Die Wendungen und Lösungen sind aber wirklich originell!
… fürs Herz: viel! Eine Vater-Kind-Beziehung, Ehebruch, Verliebtheit und der Tod.
… fürs Gedächtnis: meine eigene Verblüffung darüber, dass der Roman mir mehr Vergnügen beschert hat als gedacht. War ich so geflasht, weil ich nie Thriller lese? Sollte ich etwa öfter zu vergnüglicher Unterhaltungslektüre greifen? Neue Abgründe tun sich auf!

Nachricht von dir von Guillaume Musso ist erschienen im Pendo Verlag (ISBN 978-3-866-12313-7, 464 Seiten, 14,99 Euro).

Für Gourmets: 5 Sterne

Fünfecksbeziehung
Peter ist wieder da. Doch seine Rückkehr nachhause ist weder für Peters Eltern – Hajo und Carla Rau – noch für die Nachbarn – Emil und Veronika Bub – , die so eng mit dem jungen Mann verbunden sind wie mit einem leiblichen Sohn, eine gute Nachricht. Denn Peter liegt an einem Abgrund, sein Kopf hängt schon darüber, er isst, trinkt und spricht nicht, er ist apathisch, meidet die Dusche und hat seinen Job als Logopäde verloren. Seine Frau Mia ist mit den beiden Söhnen Ivo und Jörn auf und davon, ihr Aufenthaltsort ist unbekannt. Emil und Veronika vergehen fast vor Sorge um den Jungen, der ihr kinderloses Leben seit seinem Einzug nebenan im Alter von neun Jahren bereichert hat. Und sie erinnern sich. Veronika war damals überfordert vom Auftauchen des Kindes: „Damals erwog Veronika ernsthaft, sich von ihrem Mann zu trennen, weil sie die Anwesenheit des kleinen Jungen, der auf einmal immer öfter an ihrem Küchentisch saß, nicht ertrug.” Stattdessen eroberte Peter ihr Mutterherz, und sie baute eine Beziehung zu ihm auf, genau wie Emil, der Geschichts- und Deutschlehrer, der Peter mit sagenhaften Geschichten und der Suche nach Eduard Mörikes verschollenem Dichterschatz zu sich lockte, was bei Hajo und Carla für Eifersüchteleien und bissige Kommentare sorgte. Auch später blieb Emil dem Umweltaktivisten Peter, dem Träumer, dem leidenschaftlichen Vater ein Vertrauter, auch wenn die Bindung weniger eng ist: „Von dem Kind Peter hatte er vieles gewußt. Der Erwachsene war nicht mehr so offen. Emil vermißte die selbstverständliche Nähe und suchte sich andere Wege. Er brauchte das Gefühl, mit ein paar Tauen an diesem weit draußen herumschlingernden Schiff verankert zu sein.” Trotzdem hat er nichts gemerkt, hat Peters drohenden Absturz nicht kommen sehen. Und er ist angesichts von Peters Lethargie genauso hilflos wie die anderen drei, die Peter lieben und ihm nichts zu geben haben außer diese Liebe, und die Frage dabei ist: Reicht das?

Am Schwarzen Berg von Anna Katharina Hahn ist ein Buch wie warme Melasse: dickflüssig, zäh, golden, duftend. Dieses Buch kann vieles, und vor allem kann es erzählen: von Gerüchen und Erinnerungen, von Blumen und Fischen, von menschlichen Beziehungen und dem Schmerz, den sie mit sich bringen – immer. Vier Menschen, vier Erwachsene sozusagen, gruppieren sich um einen fünften, den Jungen Peter, der sich sorglos all der Zuneigung bedient, die ihm geschenkt wird, der überhaupt sorglos durchs Leben spaziert, später vor allem, der sogar glücklich ist – bis das Leben ihm eine Stopptafel mit aller Wucht ins Gesicht schlägt. Er wird aufgefangen in seinem Zuhause, wird versorgt von jenen vier Menschen, die ihn großgezogen haben – und löst bei ihnen mit seiner Traurigkeit eine tiefe Angst aus. Woher diese Angst rührt und was sie umfasst, erfahre ich von Emil und Veronika. Lange schon sind die beiden verheiratet, haben Gutes wie Schlechtes erlebt, Seitensprünge verziehen und sich eingerichtet Seite an Seite, beide klammern sich an Flaschen alkoholischen Inhalts, wenn sie Halt brauchen. Fünf Menschen stehen in Beziehung zueinander, und was wirkt wie ein sicheres, stabiles Gebilde, ist in Wahrheit bröckelig wie eine Kirchenruine. Denn es stehen zu viele Gefühle auf dem Spiel, und wie immer geht mit ihrer Liebe Besitzdenken einher. Sehr dicht, klug und mit elaborierten, fein ausbalancierten Sätzen gibt Anna Katharina Hahn den Blick frei auf Menschen, die eben das sind: Menschen, sie sind verzweifelt, egoistisch, unvorbereitet, neidisch, aber auch hilfsbereit, treu, zuverlässig. Hochinteressant sind die Exkurse zum Dichter Eduard Mörike, auf dessen Spuren Emil wandelt und der in Bezug zum Wohnort der Protagonisten steht, sehr aktuell – wenn auch schon abklingend – sind die Proteste gegen den neuen Stuttgarter Bahnhof, die im Buch vorkommen. Für mich ist dieser Roman wie ein Lehrer, der mich am der Hand nimmt, um mir allerlei Wunderliches zu zeigen: Pflanzen am Wegesrand, ein altes Buch, ein wundes Herz, und wenn ich nicht aufmerksam genug bin, packt er mich ermahnend am Arm, zwingt mich, genauer hinzusehen und zu verstehen. Erwachsen ist deshalb ein Adjektiv, das ich mit diesem Roman in Verbindung bringe, genauso wie: fantastisch, grandios, herausragend.

Durchgekaut und einverleibt. Von diesem Buch bleibt …
… fürs Auge:
ein schlichtes Cover, schwarz wie die Trauer, die Fische finden ihre Berechtigung durch den Inhalt.
… fürs Hirn: viel Wissenswertes über Stuttgart und seine Geschichte, seine berühmten Söhne.
… fürs Herz: die scheiternden Versuche der vier “Eltern”, an Peter heranzukommen, in herauszureißen aus seiner Leblosigkeit, und gleichzeitig das Erinnern, das sie überwältigt.
… fürs Gedächtnis: das Ende, das ich nahen sah und gleichzeitig fürchtete.

Am Schwarzen Berg von Anna Katharina Hahn ist erschienen im Suhrkamp Verlag (ISBN 978-3-518-42282-3, 236 Seiten, 19,95 Euro).

Für Gourmets: 5 Sterne

Ein unmenschliches Experiment als genetische Zeitreise
Sie war Anthropologin, und sie würde über die dunklen Anfänge der Menschheit, ihre Geschichte vor jeder Geschichte, mehr erfahren, als irgendjemand vor ihr jemals gewusst hatte.” Doch was Maria dann erfährt, ist eigentlich zu viel Wissen, zu viel davon am eigenen Leib: Sie ist schwanger mit einem Neandertaler. Professor Tim Nagel, ihr Liebhaber, hat ihr die DNA eines Menschen einpflanzen lassen, dessen Zeit seit 30.000 Jahren zu Ende ist: „Die Nabelschnur, an der er sich vertrauensvoll festhielt, verband nicht nur ihn und sie, sondern einen Zeitraum von fast dreißigtausend Jahren, die seit dem Ende seiner Art vergangen waren.” Der Mutterinstinkt bringt Maria dazu, am Tag der geplanten Abtreibung zu fliehen, mit einem Wohnmobil, das Baby bringt sie in Rumänien auf der Welt. Dann ist es da, ein unfassbar hässliches Kind, dessen Geruch sie kaum ertragen kann und für das sie sich doch verantwortlich fühlt. Gelb-rötliche Augen hat es und eine vorspringende Stirn, einen gedrungenen Körper und viel Kraft. Sie nennt es Jo und versteckt sich mit ihm an einem sehr ursprünglichen Ort in den kroatischen Bergen, der der Welt, wie er sie kannte, vielleicht noch ein bisschen ähnlich ist. Doch die moderne Gesellschaft mischt sich in Form von besserwisserischem Jugendamt und strengen Nonnen ein – und Jo verschwindet. Doch seine Geschichte ist damit nicht zu Ende, viel zu wertvoll ist er für die ruhmsüchtigen Wissenschaftler: Sie machen Jagd auf ihn …

Wie waren sie wirklich, die von jener Art, die unserer voranging? Zu wenig wissen wir, nur Skelette und Fragen sind uns geblieben, die wir ihnen niemals stellen können. Bestsellerautorin Sibylle Knauss, die mit Preisen bedacht und deren Roman Evas Cousine 2002 von der NYT unter die “Books of the Year” gewählt wurde, erweckt in Fremdling einen von ihnen zum Leben: Sie versetzt einen Neandertaler in unsere Welt. Seine Fremdheit ist anders als jene von Migranten, sie ist vollständiger, endgültiger, denn auf dem ganzen Planeten gibt es niemanden, der ist wie er. Sibylle Knauss’ Fremdling ist stark und erfüllt von einem alten Jagdinstinkt, aber gutmütig und ausgestattet mit einem tiefen Verständnis für die Natur. Er kommuniziert mit den Anderen, den Verstorbenen, und mit Tieren – sogar eine Tigerin schenkt ihm ihre Seele: „Jede Katze beherrscht diese Sprache und drückt sich in ihr aus, indem sie einen Platz belegt, ihren Körper ausrichtet, ihren Blick fokussiert oder verschleiert oder ganz hinter die Lider nimmt. Sie spricht mit ihrer Muskulatur, dem Grad ihrer Anspannung oder Entspannung. Sie drückt darin alles aus, jede Abstufung von Verachtung, Aufmerksamkeit, Missfallen oder Wohlwollen. Er antwortete ihr auf dieselbe Art.” Unter großer Anstrengung erlernt Jo unsere heutige menschliche Sprache, aber sein Mundraum ist nicht gemacht für die Laute, niemand versteht ihn, man hält ihn für einen Behinderten von extrem abstoßendem Äußeren. Er ist das Ergebnis eines illegalen, unethischen Experiments, die Antwort auf die Frage, wie weit Forschung gehen darf.

Sybille Knauss moralisiert nicht lange herum, sie erzählt eine packende, mystische, sehr traurige und sehr kluge Geschichte, die nichts mit Fantasy zu tun hat, wie der Inhalt vielleicht vermuten lassen könnte. Dazu ist die Sprache zu gut, zu niveauvoll und elegant, ein Wunderwerk ist diese Sprache, eine Perle jeder Satz: „Einer dieser törichten Sätze zwischen Liebenden in Momenten, die unwiederholbar sind. Sätze, die sich wie von selbst sprechen, ohne Absicht und Gedanken, die vorausgehen, und die nichts anderes als die Höhe des Seils angeben, auf dem man gerade tanzt.” Sehr hoch ist das Seil, auf dem der Stil dieser talentierten Schriftstellerin tanzt, höher, als viele andere Romane reichen. Ich bin berauscht von ihrer flirrenden, dichten Sprache, von der geheimnisvollen Back-to-the-roots-Atmosphäre, und folge Jos Schicksal atemlos. Denn ich kann nicht anders, als ihn ins Herz zu schließen, ihn beschützen zu wollen in einer grausamen Welt, die nicht die seine ist. So geht es auch Maria, und es verleiht der Geschichte Glaubwürdigkeit, dass sie als Mutter Gefühle hat, aber keine verkitschte Liebe empfindet. Sensationell sind die vielen Wendungen, die mich bis zum Ende des Buchs – einem ganz unerwarteten und halbtraurigen Ende – anspringen. Dieser Roman ist eine Reise ins Außergewöhnliche, eine Reise in eine Welt aus Schnee und Eis, in die Steinzeit. Souverän zeigt Sibylle Knauss, für wie intelligent wir uns halten und wie dumm wir eigentlich sind. Im Sinn der Evolution ist es logisch, dass unsere Spezies überlebt hat, doch für den Planeten Erde war es eine Katastrophe. Geschickt umschifft sie dabei die glitschigen Steine der Klischees und einer allzu verhaspelten Ethik und präsentiert informatives Wissen über die Neandertaler auf die lebendigstmögliche Art. „Gab es jetzt und hier vielleicht die Chance auf Wiedergutmachung?”, fragt sie. „Seine Existenz in der Gegenwart, war das der Anfang der Wende, auf die die Welt seit mehr als einem halben Jahrhundert hoffte, die Abkehr von der Zerstörung der Lebensgrundlagen, die unser Überleben als Spezies in Frage stellt?” Nein, muss die Antwort natürlich lauten. Ein grandioses Buch!

Durchgekaut und einverleibt. Von diesem Buch bleibt …
… fürs Auge:
ein sprichwörtlicher eyecatcher.
… fürs Hirn: da gibt es viel nachzudenken! Wozu berechtigt uns die Neugier? Wo liegen die Grenzen im Umgang mit genetischem Material? Sie sind längst dehnbar geworden, diese Grenzen, und haben Löcher. Herrlich ist, wie Sibylle Knauss die Wissenschaftler porträtiert, die geil sind auf Berühmtheit, eigentlich aber nur mit Knochen hantieren können und nicht mit echten Menschen.
… fürs Herz: Jo und seine Verzweiflung, seine Andersartigkeit, sein Fehl-am-Platz-Sein.
… fürs Gedächtnis: da ich mich nicht entscheiden kann, gibt es dieses Mal gleich zwei Lieblingszitate: „Ist nicht mehr modern rauchen, sagte der alte Mann. Wollen Menschen lange leben. Aber kann Leben so traurig sein.”
„Wissen Sie, wenn man ein Kind in die Welt gesetzt hat, dann hält man es nicht gut aus, dass das so ein Scheißort zum Leben ist.”

Fremdling von Sibylle Knauss ist erschienen bei Hoffmann & Campe (ISBN 978-3-455-40358-9, 384 Seiten, 22,99 Euro).

Gut und sättigend: 3 Sterne

Was wäre, wenn …?
“Sie ist nicht der erste Mensch auf diesem Planeten, der sich aus seinem Leben verabschiedet und neu anfängt, wie sie in ihrer Wahlheimat sagen. Sie ist nicht die erste Mutter, die ihre Kinder verlässt. So etwas passiert, und doch schockiert es uns, wenn wir davon erfahren.” Lydia ist aus England in die USA geflohen: 10 Jahre ist es her, dass sie ihren eigenen Tod vorgetäuscht und ihr altes Leben zurückgelassen hat. Sie hat sich selbst von ihrer Familie abgeschnitten, von ihren beiden Söhnen und von der englischen Krone. Denn früher einmal war Lydia die Prinzessin von Wales und die meistfotografierte Frau der Welt. Daran denkt sie nicht gern, und doch tut sie es jeden Tag. Ihr Sekretär Lawrence war ihr einziger Vertrauter, doch er ist lange schon tot. In der Kleinstadt Kensington hat sie sich etwas Neues aufgebaut, sie arbeitet in einem Tierheim, trifft sich mit Freundinnen und hat einen unspektakulären Alltag, der längst schon abgekühlt und gewöhnlich ist. Ihr Liebhaber heißt Carson und er spürt, dass sie etwas vor ihm verbirgt, doch wenn er sie danach fragt, weicht sie aus. Andererseits empfindet sie aber zu viel für ihn, um sich zu trennen: “Das Problem war nicht, dass er Fragen stellte. Das Problem war, dass sie sie beantworten wollte.” Und dann kommt Grabowski in die Stadt, ein Paparazzi, der Lydia einst auf Schritt und Tritt verfolgte, der Zufall führt ihn hierher. Er erkennt sie an ihren Augen. Lydia weiß, dass er sie verraten wird, und sie muss handeln.

Die gläserne Frau von Monica Ali ist ein bathtub-read: mit diesem Buch in den Händen in die wohlig warme Badewanne sinken und sich unterhalten lassen – perfekt. Dies ist ein typischer Frauenroman, angenehm leicht, sehr flüssig geschrieben, in einem gefälligen Stil. Es dauerte einige Zeit, bis mir die Parallelen im Leben von Protagonistin Lydia und der echten Prinzessin Diana auffielen – und noch einen Moment länger, bis mir klar wurde, dass sie Absicht sind. Die englische Bestsellerautorin Monica Ali hat sich überlegt: Was wäre, wenn Diana nicht tot wäre? Wo und wie könnte sie heute leben? Kein Autounfall war es – dieser kommt auch vor, ist aber nicht tödlich – , der sie das Leben kostete, sondern der eigene Wille: Sie taucht ab, zieht die Notbremse, rettet sich vor Depessionen, verräterischen Liebhabern und der Presse. Es passen allerdings nur die äußeren Umstände auf Lydia, Prinzessin Diana ist für mich nach wie vor eine eigenständige, andere Person. Deshalb ist Die gläserne Frau kein Biografieversuch und will das auch gar nicht sein. Vielmehr hat Monica Ali das Leben einer realen Person zum Anlass genommen, ihre Fantasie spielen zu lassen und eine spannende Geschichte zu kreieren, die trotz der unglaublichen Elemente nicht an den Haaren herbeigezogen ist. Ihr Schachzug, die Geschehnisse rund um Lydias Flucht anhand der Tagebucheinträge von Lawrence zu erzählen, ist genial – so muss sie sich nicht mit langen erklärenden Erinnerungen aufhalten. Ich habe ein komplett anderes Ende erwartet und bin von der Wendung überrascht, sehr zu meinem Wohlgefallen. Nichts spießt sich in diesem Roman, er ist wie ein Kinder-Pingui: etwas, das ich selten esse, ein bisschen zu süß eigentlich, aber manchmal, da muss man einfach ein Kinder-Pingui schlemmen. Am besten in der Badewanne.

Durchgekaut und einverleibt. Von diesem Buch bleibt …
… fürs Auge:
ein richtig schönes, stilvolles Cover!
… fürs Hirn: die Fantasie wird angeregt durch die Frage: was wissen wir wirklich? Könnte nicht doch alles ganz anders sein?
… fürs Herz: der große Schmerz einer Mutter, die ihre Kinder verlassen hat. Die Literatur behandelt ja meist die Gegenseite – die einsamen und traurigen Kinder, die sich nach der Mutter sehnen.
… fürs Gedächtnis: die Erinnerung an die kleine leckere Unterhaltungssünde von zwischendurch.

Die gläserne Frau von Monica Ali ist erschienen bei Droemer Knaur (ISBN 978-3-426-19929-9, 384 Seiten, 19,99 Euro).

Kleine Köstlichkeiten: 4 Sterne

„Es ist unmöglich, auf Dauer dankbar zu sein”
Als Mädchen kommt sie in die Schweiz, das gelobte Land für Flüchtlinge, sauber, schön und meinungsfrei, „bei uns hast du es gut”, bekommt sie oft zu hören. Aber so gut findet sie es nicht unter den Menschen, die fremd sind und in ihr nur die Fremde sehen: „Ich war nicht auf ihre Art anders, ich war ein Gast vom Mond. Bei uns war alles durchlässig, die Türen der öffentlichen Toiletten ließen sich nicht schließen, wir waren nämlich ein einziger unteilbarer Körper. Und ich wurde von diesem Körper wegamputiert.” Bei der Gegenüberstellung der alten Heimat, der sie entflohen ist, und der neuen Bleibe, in der sie stets um Akzeptanz flehen muss, offenbaren sich unüberbrückbare Differenzen: „Ich blieb störrisch und weigerte mich, in der Zwangsehe mit meinem Gastland glücklich zu werden.” Zu steif sind die Schweizer, zu distanziert, zu pünktlich und zu organisiert. Sie halten sich für Gutmenschen, obwohl sie nicht tolerant sind, erwarten Assimilation, obwohl sie Ausländer stets als solche stigmatisieren. Und so bleibt sie ganz bewusst eine undankbare Fremde, umgibt sich mit ihrer Andersartigkeit wie mit Chitin, behält ihren anstößigen Humor und ihre Bissigkeit – und findet in den Sprachen ein Wasser, in dem sie schwimmen kann. Sie wird Dolmetscherin und hilft in Krisenfällen, wenn Flüchtlinge und Einheimische vor Sprachbarrieren stehen, übersetzt in Krankenhäusern oder der Psychiatrie und wird mit tragisch-traurigen, alltäglich-schrecklichen Immigrantenschicksalen konfrontiert: „Als sprachlicher Notdienst kurve ich in Sprachen wie in verwinkelten Gassen herum, berühre den einen oder anderen Arm und schaue in viele Augen. Aufwühlende Fahrten sind das.” Sie passen zu ihrem aufmüpfigen Naturell und bieten ihr eine neue Art von Heimat: in einem sicheren Land zu leben und jederzeit Zuflucht zu finden im Hafen der Sprachen.

18 Jahre war Irena Brežná alt, als sie 1968 von der Tschechoslowakei in die Schweiz emigrierte. Sie machte sich als Journalistin einen Namen und legt mit Die undankbare Fremde ihren zweiten Roman vor. In jeder Zeile spürt man, dass die Autorin weiß, wie es sich anfühlt, zu stranden in einem Land, in dem man eigentlich nicht sein will und in dem man keinen Anker findet. Ihre Ich-Erzählerin ist jung und abenteuerlustig, es dürstet sie nach Liebe und Geheimnissen, doch sie knallt gegen die Pedanterie und Ordnungsliebe der Schweizer – die in diesem Fall austauschbar sind mit Österreichern und Deutschen – wie gegen eine Granitplatte. Sie soll nicht so bleiben dürfen, wie sie ist, aber so zu werden wie die Einheimischen, ist nicht möglich – und ebenfalls unerwünscht. Welche Art von Integration kann es geben? Wie lässt sich das Zusammenleben von so unterschiedlichen Kulturen gestalten? Das sind die Fragen, denen die Autorin nachgeht. Die undankbare Fremde ist eine intensive, gehaltvolle Auseinandersetzung mit dem Gefühl des Fremdseins, eine Aneinanderreihung von Gedanken und Begebenheiten. Eine Romanhandlung im eigentlichen Sinne gibt es nicht, vielmehr wird ein schillernder Reigen an eingefangenen Situationen präsentiert, es entsteht ein Mosaik, das begreifbar machen soll, wie zersplittert ein solches Leben dern der Heimat ist, dass es aus 7000 Scherben besteht, die in der Sonne funkeln.

Herausragend ist die Sprache, die Irena Brežná als Werkzeug benutzt, um die Welt so zu beschreiben, wie ihre Ich-Erzählerin sie sieht, voll lebendiger Metaphern, sehr fordernd, eingängig und sperrig zugleich. Mit Worten erschafft die Schriftstellerin einen Menschen und zeigt ihn mir so klar, dass es mir vorkommt, als könnte ich ihn tatsächlich kennenlernen: „Im Dolmetschervertrag steht, dass wir verpflichtet sind, das Gesagte gewissenhaft wiederzugeben. Für vorsätzlich falsches Übersetzen gibt es eine mehrjährige Freiheitsstrafe. Und pünktlich sollen wir sein und gepflegt aussehen. Aber ich bin zu zerzaust für diese frisierte Aufgabe. Das Schicksal des anderen treibt mich ans offene Meer, und der Wind rupft an meinen Gefühlen und Gedanken.” Nie passt er ins Schema, dieser Mensch, und trotzdem findet er einen Weg, eine Nische. Abwechselnd berichtet die Erzählerin von Ankunft und Eingewöhnung bzw. vom Alltag als Dolmetscherin, jede Geschichte erzählt von einem anderen Einwanderer. Die Eltern und der Bruder kommen nur bei der Einreise kurz vor und werden danach nie wieder erwähnt, lange habe ich auf ihre Rückkehr gewartet. Die undankbare Fremde ist ein kleines Büchlein mit großer sprachlicher und inhaltlicher Wucht – ausgezeichnet.

Durchgekaut und einverleibt. Von diesem Buch bleibt …
… fürs Auge:
der Tanz auf dem Seil ist bildlich für das ganze Leben.
… fürs Hirn: wer ist fremd und wie lange? Kann man jemals nicht mehr anders sein und ist das überhaupt erstrebenswert?
… fürs Herz: das Aufatmen, das mit der Hoffnung einhergeht, dass am Ende vielleicht doch jeder seinen Platz finden kann.
… fürs Gedächtnis: die wunderbare Sprache und der völlig andere Blick auf die mitteleuropäische Mentalität – die ja auch meine ist.

Die undankbare Fremde von Irena Brežná ist erschienen bei Galiani Berlin (ISBN 978-3-86971-052-5, 140 Seiten, 16,99 Euro).

Außer Konkurrenz

Außer Konkurrenz
Margarete und Fritzi sind übrig geblieben in einem Gebiet, in dem es keine jungen Menschen mehr gibt, in dem einst Leben und Wohlstand war, weil Kohle abgebaut wurde. Doch unter der Erde brennt es, die Orte sind verlassen. Die Mutter ist fort, genauso wie der Fluss, den es vielleicht einst hier gegeben hat, Bonaventura hieß er, und die Mädchen wollen ihn finden. Dorothee Elmiger ist eine junge Schriftstellerin, die Literatur studiert hat – und in Einladung an die Waghalsigen Zitate von Friedrich Engels, Robert Walser, Émlie Zola und Joseph Conrad sowie vielen anderen frei verwendet, sie aneinanderreiht, mit eigenen Gedanken durchzieht, sodass ein wildes, tatsächlich waghalsiges Konglomerat aus Sätzen entsteht – das den Rahmen einer Romanhandlung sprengt, sich drumherum rankt wie stachelige Rosen. Teilweise steht nur ein Satz auf einer Seite oder paar mehr, richtig dicht wird die Leseatmosphäre nie. Manche Kritiker lobten die poetische Kühnheit des Romans, der mit Preisen bedacht wurde, andere sprachen von “Ostereiersuche für Literaturwissenschaftler” und “dezentem Geschwafel”. Dieses Buch ist ein Experiment, das sich nicht einordnen oder bewerten lässt, nur seinerseits – wie es sich für die Autorin bewährt hat – zitieren, um einen Einblick zu geben in dieses Gebilde:

Hebt eure kleinen Fäuste wie Antennen zu den Himmeln.

Die Jugend liest Bücher und sucht einen Fluss. Die Jugend denkt daran, sich in Zukunft am Fluss zu treffen. Sie kann sich nicht an die Zeit vor dem Feuer erinnern, aber sie versucht es trotzdem. Reisen werden unternommen. Ein Pferd stößt dazu.

Es gab keine Landkarten, keine akkuraten Landkarten mehr für das nördliche Kohlerevier. Es fehlte auf allen Plänen, es war ein großer Fehler sozusagen, der Lauf der Straßen längst leicht verschoben, Hügel abgefallen, Ortschaften aufgehoben.

Abends um sieben sah ich Häuser, zum ersten Mal, sie tauchten auf am Straßenrand aus dem Nebel als stille Beistände.

Ich suchte das Echo nicht nur in den verlassenen Schächten, in die hinein ich rief.

Kleine Köstlichkeiten: 4 Sterne

Knallharte Gangster in Lederhosen
Matthias Pascolini, der “bayerische Hiasl”, ist der Nationalheld von Ettengrub. Das liegt vor allem an der verherrlichenden Biografie, die Freiherr von Ergoldsbach über ihn geschrieben hat. Camilla Friedmann weiß es allerdings besser. Sie ist eine erfolgreiche Anwältin und denkt nur noch selten an ihre Verwurzelung in Ettengrub. Denn dort ist viel passiert rund um die wilde Gang von Hias, den Habererbund, die bayerische Partikularismusbewegung und den blühenden Handel mit Kokain – und das, was passiert ist, hat Camilla um ihre Familie gebracht. Sie war ein Teenager, als sie dem berüchtigten Hiasl begegnete, und sie erzählt eine andere Geschichte als der träumerische Freiherr: Sie berichtet, wie Pascolini mit 19 Jahren anfing, Zigaretten, Alkohol und weißes Pulver über die Tiroler Grenze zu schmuggeln, wie er sich durch einen Mord zum Chef der Schmugglerbande machte und später durch eine List vor der Polizei rettete, sie schildert die Jagd auf ihn und die Kämpfe, die Protestanten und Katholiken miteinander ausfochten. Beschaulich ist in ihrer Erzählung nur die schöne Bergkulisse, vor der die Lederhosen-Buam rauben, morden und Drogensüchtige mit Stoff versorgen. Camilla hatte eine heimelige Kindheit auf dem Land – und das verfolgt sie bis heute.

Pascolini von Matthias Steinbeis ist ein wildes, amüsantes, sehr originelles und elegantes Buch, das ein etwas anderes Bild vom idyllischen Bayern entwirft: Jähzornig sind die Menschen und einander spinnefeind, bei Gelegenheit schlagen sie dem anderen den Schädel rein. Gestandene Mannsbilder sind sie, allen voran Matthias Pascolini, der wie ein Wild-West-Cowboy in bayerischer Tracht auftritt. Verwegen, mutig und draufgängerisch sind sie, die Bayern, und sie gehen über Leichen. Ein Jauchefass voll stinkendem Spott ergießt Matthias Steinbeis über Traditionsfanatikern und Touristen-in-den-Hintern-Kriecher, über heuchlerischen Politikern und wahrheitsverdrehenden Biografen. Er hat sich eine dermaßen absurde und komische Geschichte ausgedacht, dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag. Und er bedient sich einer Sprache, die ich zum Erzählen einer solch anekdotenreichen, extrem sarkastischen Handlung nie vermutet hätte: Wohltemperiert ist sie, melodisch, eloquent, gespickt mit herrlich feinen Metaphern: “Die Mädchen staken in Miederkleidern in benzinpfüzenhaft schillernden Himmelblau mit erdbeerrosa Schürzen und trugen eine höchst sonderbare grüne Kopfbedeckung, geformt wie ein Katzenfressnapf und den Ettengruber Mädchen bei Besuchen außerorts ein Quell beständiger Pein, aber unglückseligerweise auf alten kolorierten Stichen des Münchner Staatsarchivs wiedergegeben und deshalb von Kurt Duftinger mit brutaler Autorität durchgesetzt.” Berauschend ist diese Sprache, und während ich – passend zum Thema – Bier erwartet habe, prickelt sie wie Champagner: “Nie sah ein bayerisches Mannsbild prächtiger aus als Kurt Duftinger in seiner Feiertagstracht: genageltes Schuhwerk, graugestrickte Wadenstrümpfe, zwei nackte Knie, bucklig und leicht gerötet, der Saum der schwarzen Lederhose, seitlich mit grasgrünem Seidenband verschnürt und mit gleichfarbiger Eichenlaubstickerei appliziert, die Hose nach oben hin stark in die Breite geschnitten wie ein Blumentopf, um den mächtigen aufwölbenden Leib aufzunehmen, und vorne mit einem ebenfalls reich bestickten Hosenlatz versehen, in dem eingehakt Duftingers linker Daumen seine Ruhestätte fand.” Alle Achtung! Oder, wie die Bayern sagen: sauber. Dieser Roman ist wie ein Wanderausflug: beschwingt und heiter, aber auch voller Abgründe. Ich-Erzählerin Camilla blickt zurück in die Vergangenheit, greift dabei aber immer wieder vor und heizt die Neugier an: “Bogenschütz war noch nicht so fett wie später auf den Fahndungsplakaten”, heißt es beispielsweise. Ein Manko ist, dass das Buch im letzten Drittel deutlich schwächer wird und am Ende ein paar Fragen offen bleiben, das hätte Steinbeis meines Erachtens besser lösen können. Interessant sind dagegen die historischen Fakten, die er eingebaut hat und die bewirken, dass der Roman authentisch wirkt und man nach seiner Lektüre tatsächlich belesener ist. Dass ich selbst in einer ländlichen Gegend von Österreich aufgewachsen bin und mein Elternhaus in Fußwegdistanz zu Bayern liegt, führt dazu, dass mir das Buch gleich sieben Mal so viel Spaß macht. Auch über die Dürrnberger Grenze wurde früher viel geschmuggelt – aber nicht so viel gemordet wie in Ettengrub. Empfohlen sei Pascolini allen, die einen persönlichen Bezug als Einheimische zum Dorfleben haben, denen, die gern in Bayern urlauben, und allen, die sich einfach nur amüsieren wollen.

Durchgekaut und einverleibt. Von diesem Buch bleibt …
… fürs Auge:
die Farbkombination ist krass grell, der Hirsch logisch.
… fürs Hirn: wissenswerte Infos über Bayerns Geschichte.
… fürs Herz: am ehesten noch Camillas Familiendrama, aber eigentlich geht der Roman mehr an die Lach- als an die Herzmuskeln.
… fürs Gedächtnis: mein Lieblingszitat: “Österreich und Bayern sind sich ähnlich, ohne dass man genau sagen könnte, warum. In den letzten tausend Jahren haben die beiden Länder einander permanent mit Krieg, Elend und Brandschatzung überzogen, haben sich wechselseitig ihre nationalen Opfermythen gestiftet – mit der Sendlinger Mordweihnacht die einen den anderen und mit Andreas Hofers Heugabelguerilla die anderen den einen – , und erst als es gegen Preußen und ein noch gar nicht existierendes Gebilde namens Deutschland ging, kämpften sie Seite an Seite und verloren, woraufhin die einen begannen, die Deutschen als die anderen zu definieren, und die anderen nicht.”

Gut und sättigend: 3 Sterne

Ich bin tot, Papa, na und?
“Langsam hebe ich die rechte Hand, eine beschwichtigende Geste, ein leises Lächeln. Es ist die letzte klare Botschaft, die er von mir in Erinnerung behalten wird, mein Lächeln. Gar nicht übel.” Als Michel Rostain seinen 21-jährigen Sohn Lion danach das nächste Mal sieht – kurze Zeit später – , ist er tot. Was Ärzte und Eltern für eine Grippe hielten, war in Wahrheit eine Meningitis, die den jungen Studenten ohne Überlebenschance dahingerafft hat. Er war zu jenem Zeitpunkt zuhause bei seinen Eltern, nicht in der Stadt, in der er studierte, und während sie glücklich sind, ihn wenigstens bei sich gehabt zu haben vor seinem Tod, hadern sie auf schlimmste Weise mit dem Schicksal: weil ihr Sohn vor ihren Augen starb, ohne dass sie es merkten, weil sein Tod hätte verhindert werden können, hätte jemand die Symptome erkannt. Da stehen sie nun, die Theaterkünstler und Easy-going-Menschen, und wissen nicht weiter. Das Leben hat ihnen den Sohn entrissen, und sie zerlegen jede Minute mit ihm in ihre Einzelteile, erinnern sich an gute Momente, bereuen die schlechte, grämen sich und wünschen sich in die Vergangenheit. “Immer wieder wird Papa diese unzähligen Minuten gedanklich durchspielen, die er wartend am Fuße des Krankenwagens vergeudet hat, anstatt hier zu sein, im Bett, im Zimmer, im Krankenwagen, bei mir, bei ihm.” Die Eltern organisieren eine wunderschöne Trauerfeier, bei der alle Freunde mit Musik, Gesang und Geschichten dem Sohn gedenken. Die eigentliche Trauerarbeit beginnt dann erst so richtig: “Papa ist mitten im Chaos seiner ersten richtigen Trauerwoche, nachdem alle Feierlichkeiten stattgefunden haben und die Freunde wieder abgereist sind. Erst mit der Einsamkeit beginnt wirklich der Tod.” Sie tun ihr Bestes, sie weinen und halten einander im Arm, sie lachen, sie finden einen Ort, um Lions Asche zu verstreuen. Jeden Tag besucht der Vater den Sohn auf dem Friedhof. Und jeden Tag merkt er: Lion wird ihm immer, immer fehlen.

Ich-Erzähler Lion berichtet in Michel Rostains autobiografischem Roman Als ich meine Eltern verließ von seinem eigenen Tod. Durch die Augen des Sohnes wirft der in Frankreich bekannte Opernregisseur einen sehr genauen Blick auf sich selbst. Nüchtern, kritisch und mit einer gehörigen Portion Schmunzelei lässt Michel Rostain seinen toten Sohn Bericht erstatten über den Schock, die Beerdigung, die Wochen danach. Dieser tut das auf die typisch lässige Weise der Zwanzigjährigen, die scharfzüngig sind in ihrem Sarkasmus und neunmalklug in ihrer Weltsicht, denn sie sind jung und glauben, sie könnnten nichts verlieren. Dass Lion aber alles verloren hat, was es zu verlieren gibt, verleiht seinem Erzählton eine hochgradig beißende Ironie. Ich kann während der Lektüre nie vergessen, dass es eigentlich der Vater ist, der spricht, dass er sich dem fiktiven Spott des Sohnes aussetzt und sich dabei gewissermaßen selbst verhöhnt: “Als guter, moderner Stoiker glaubt Papa – wie heute wahrscheinlich jeder – , dass das wahre Glück der Augenblick sei, den man gerade erlebt. Nicht auf die Zukunft hoffen, sich nich an der Vergangenheit festhalten, voll und ganz den Moment leben, und schon habe man Glück. Eine Gleichung: Ist also jetzt, da ich tot bin, dein wahres Glück der empfundene Schmerz?” Frei von Pathos sei das Buch, heißt es in den Kritiken und im Klappentext, und für ein Buch ist das ein Kompliment. Es ist nicht unbedingt Pathos, das ich vermisse, denn in der unendlich traurigen Verabschiedungsfeier steckt viel davon drin, aber der gesamte Roman ist eine fast schon kakophemistische Auseinandersetzung mit dem größten Leid, das ein Vater erleben kann. Um das Leid ertragen zu können, verlacht er es, der Theorie des Schwarzen Humors zufolge, er bietet ihm die Stirn, indem er den Sohn sagen lässt: Mein Gott, Papa, stell dich nicht so an.

Die Umsetzung ist zutiefst ehrlich und authentisch, aber manchmal wird die Situation für meinen Geschmack zu sehr ins Lächerliche gezogen. Wir alle wissen, wie nah Lachen und Weinen miteinander verwandt sind, und dieses Buch ist die Rede eines Vaters, dessen Sohn gestorben ist, eine Rede, in der er so verbissen lacht, dass man kaum erkennen kann, ob die Laute nicht doch eher Schluchzer sind. Die Mutter spielt im Buch eher eine Nebenrolle, und der Sohn selbst bleibt sehr blass, wenig erfahren wir über sein Leben, nichts über seine Kindheit, die Freundin, die er hatte, wird nur einmal kurz erwähnt. Es reicht, dass er tot ist, und es geht im Roman in erster Linie um die harte Probe, die sein Tod für die lebensbejahende Einstellung des Vaters bedeutet. Selbst bekomme ich es mit der Angst zu tun, weil ich oft nachdenke über ein Schicksal, das mir meine Lieben rauben könnte, vielleicht gerade jetzt, während ich schreibe, oder dir, während du liest, und dann zerpflücke ich die letzten gemeinsamen Momente, wie die Eltern von Lion es tun. Es ist klar, dass Als ich meine Eltern verließ per se ein trauriges Buch ist, das den Leser auf die eigenen Ängste zurückwirft. Aber es ist auch ruppig, fies, grausam und verklärend zugleich, sehr verstörend in jedem Fall. Ein Buch, das vom Schlimmsten erzählt und dabei eine Aufgabe hat, wie Michel Rostain im Nachwort erklärt: “Der Tod ist ein Teil des Lebens, und man kann damit leben. Nicht jammern, nicht in Selbstmitleid und am Elend zergehen, sondern leben! Wie? Das weiß ich nicht, und ich werde mich hüten, hier Rezepte zu erstellen oder Lektionen zu erteilen. Jeder muss selbst herausfinden, wie es ihm möglich ist.”

Durchgekaut und einverleibt. Von diesem Buch bleibt …
… fürs Auge:
wieder ein sehr schönes Cover vom Bertelsmann Verlag (2011 hatte Der stumme Pianist für mich das schönste Cover des Jahres), ebenfalls mit transparentem Umschlag, darunter befinden sich Alltagsgegenstände eines jungen Menschen.
… fürs Hirn: Epikur und seine Genossen, die Fragen, die seit jeher die Menschen umtreiben: Warum? Was bedeutet das Leben? Was der Tod? Und die Schlussfolgerung, dass dem Menschen im Angesicht des Todes nur eins bleibt: ein resigniertes Lächeln.
… fürs Herz: die furchtbare, nie endende Traurigkeit.
… fürs Gedächtnis: mein Wechselbad der Gefühle – mal ganz beim trauernden Vater, dann wieder weggestoßen von seinem Sarkasmus, die Verwirrung über die Frage: Wenn man sich selbst gegenüber pietätlos ist, ist das dann überhaupt pietätlos?

Als ich meine Eltern verließ von Michel Rostain ist erschienen im C. Bertelsmann Verlag (Edition Elke Heidenreich, ISBN 978-3-570-58032-5, 160 Seiten, 18,99 Euro).

Für Gourmets: 5 Sterne

Manege frei für ein grandioses Buch!
“Im Zirkus verhüllt man die Hässlichkeit mit Masken, die Sorgen verbergen sich unter grellen Farben.” Sie können davon ein Lied singen: Max und Isaak. Als siamesische Zwillinge im Jahr 1899 in Hamburg geboren, wachsen sie fernab ihrer Eltern bei einer Tante auf dem Land auf, die sie 1911 an einen Zirkus verkauft. Allen Vorhersagen zum Trotz überleben Max und Isaak nicht nur, sie verwandeln ihre Besonderheit in Kapital: Weltweit treten sie mit ihrer Tanzshow auf. Sie sind notgedrungen eng miteinander verbunden, sie erleben alles gemeinsam, Schmerz genauso wie Trauer und Liebe. Max ist körperlich stärker, er ist ein Flirtmeister und lockt die Frauen reihenweise ins Bett der Zwillinge, wo Isaak sich bemüht, dem Bruder Privatsphäre zu gewähren. Isaak ist zarter besaitet, er liest gern, und so sind die Zwillinge zwei unterschiedliche Menschen und doch einer: “Schnelle Bewegungen mit zwei Körpern erfordern Antizipation. Max und ich hatten gelernt, die Gedanken des anderen zu lesen. Ich ahnte jeden Schritt, den Max machen würde, jede Handbewegung und jeden Seufzer. Ich spürte Max in meinem Körper, aber auch außerhalb.” Es überrascht wohl beide, dass es ausgerechnet Isaak ist, der sich 1928 in Helsinki in die grazile Russin Iris verliebt, die durch das Leben der Zwillinge trampelt. Sie ist schön und zutiefst egoistisch, grausam in ihrer berechnenden Verteilung von Zuneigung, eigentlich verheiratet, aber der Liebling aller Männer: “Iris wollte Sicherheit, sie wollte alles, was sie bekommen konnte: Süßigkeiten, Zigarettenetuis, rosa Chiffonkleider, Liebe und all das, wovon sie in den Illustrierten gelesen hatte. Sie war ein hungriges Kind und eine zu schnell gewachsene Frau zugleich.” Von Beginn an ist klar, dass Iris die beiden ausnutzen wird – doch das sind sie gewöhnt, denn Ehrlichkeit ist ihnen in ihrem Leben selten begegnet. Im beginnenden 20. Jahrhundert sind sie eine Art zweiköpfiges Monster, das gegen Geld begafft werden kann, Freunde finden sie nur unter ihresgleichen, oder, wie Isaak es ausdrückt: “Darin bin ich begabt: Menschen zu betrachten, die sich aus meinem und Max’ Leben entfernen. Das ist mein Spezialtalent.” 1931 ist die Zeit der Monstrositätenzirkusse jedoch vorbei – und wer kann es Max und Isaak verdenken, dass sie müde sind.

Ich-Erzähler Isaak ist eigentlich ein Wir-Erzähler: Durch seine Augen bekomme ich ein Gespür dafür, wie es sein muss, nie, wirklich niemals allein zu sein. Es hat viel Gutes, aber auch Schlechtes, immer von einem siamesischen Zwilling begleitet zu werden, es ist stets jemand zum Reden da, aber einsam kann man auch zu zweit sein. Auf außerordentlich einfühlsame Weise erzählt die finnische Autorin Leena Parkkinen, die mit diesem Roman 2009 einen Preis für den besten finnischen Debütroman erhielt, von Menschen, die anders sind: von Sabrina, der Seejungfrau, vom Aligatormenschen Alpha und der Prostituierten Lucia mit dem wogenden Busen. Als Missgeburten werden sie bezeichnet, und doch lernen Max und Isaak keine herzlicheren Menschen kennen auf ihren Reisen als die versehrten. Leena Parkkinen lädt mich ein, Platz zu nehmen im Zirkus und mir ein Schauspiel anzusehen, das von der Suche nach einem Tropfen Glück handelt, von Champagner, der in Strömen fließt, von Schaulust und Traurigkeit. Ich sehe in lachende Gesichter, ich rieche Pferdemist und Schweiß, und wenn die Lichter am Ende der Vorstellung ausgehen, offenbart sich die wahre Tragik im Leben der Darsteller: dass sie sich immer betrachten lassen müssen in ihrer Andersartigkeit, dass sie nicht leben können wie alle. Sehr fantasievoll und mit einem Stil wie flüssige Milchschokolade richtet Leena Parkkinen das Spotlight auf kuriose und mutige, schillernde und verzweifelte Gestalten, jede für sich interessant und liebenswert. Nie wird bewertet oder vorgeführt, die Moral muss nicht mit erhobenem Zeigefinger angemerkt werden, sie verbirgt sich in den Ereignissen. Mutig und in jeder Hinsicht besonders sind die Protagonisten Max und Isaak, die stets ein Doppelleben führen müssen, die an einem bestimmten Punkt abgeklärt sind und viel gesehen haben – ohne je ihren Charme zu verlieren. Das ist die große Kunst eines Schriftstellers: mir etwas, das ich mir nicht einmal vorstellen kann – an einem anderen Menschen untrennbar festgewachsen zu sein – , erlebbar zu machen, mit allen Sinnen. Wunderbar ist auch, wie sie das Porträt einer schönen, getriebenen, selbstsüchtigen Frau entwirft, bei der man gleich weiß, dass sie nur Ärger bringen wird, und die doch authentisch wirkt. Leena Parkkinen zeigt mir, wie es gewesen sein muss im Zirkus und in der gehobenen finnischen Gesellschaft der 1920er-Jahre. Alles hat sie erfunden – und ich glaube ihr jedes Wort. Dieses Buch hat mich mit vielen Gefühlen erfüllt, mit Mitleid und Ekel, mit Freude und Bewunderung, und es hat mich restlos begeistert – mit jeder einzelnen Seite.

Durchgekaut und einverleibt. Von diesem Buch bleibt …
… fürs Auge:
ein Cover, das zum Inhalt passt und zugleich ein Hingucker ist.
… fürs Hirn: das Gefühl, ein zweigeteilter Mensch zu sein, vier Beine, vier Arme zu haben, eine Seele vielleicht oder zwei, sich das alles nicht ausmalen zu können und es doch zu fürchten.
… fürs Herz: kein Herzschmerz, kein Liebeskitsch, sondern viele anrührende Figuren, Geschichten und Szenen, die ans Herz gehen, weil sie zutiefst menschlich sind.
… fürs Gedächtnis: das große Lesevergnügen, das mir dieses Buch bereitet hat, und der Respekt für das Talent der Autorin.

Nach dir, Max von Leena Parkkinen ist erschienen im Osburg Verlag (ISBN 978-3-940731-76-0, 416 Seiten, 21, 90 Euro)

Prost Mahlzeit: 1 Stern

Schauderhaft wie ein Geist
Vier Tage war Aguilar fort, um Zeit mit seinen Söhnen aus erster Ehe zu verbringen, und als er zurückkehrt, findet er seine Freundin Augustina in einem völlig verwirrten Zustand: Er muss sie in einem Hotelzimmer abholen, erfährt aber nicht, was sie dort gemacht hat und mit wem. Augustina ist abweisend, bösartig, zu keinem Gespräch bereit und legt verrückte Verhaltensweisen an den Tag, stellt zum Beispiel in der gesamten Wohnung mit Wasser gefüllte Behältnisse auf. Sie stammt aus einer von Bogotàs angesehendsten Familien und hat beim Universitätsprofessor Aguilar, der sich mit dem Verkauf von Hundefutter über Wasser halten muss, eine bescheidene Bleibe gefunden. Als Augustinas Tante Sofi aus dem Nichts auftaucht und sich um sie kümmert, verbessert sich ihr Zustand ein wenig. Von ihr erfährt der ratlose Aguilar, der sich zwischenzeitlich einer anderen Frau zuwendet, Geheimnisse über Augustinas reiche Familie: Das Geld des Patriarchen stammt aus dem kolumbianischen Drogenhandel und ist gewaschen, der Umgang mit den Kindern war stets mehr als lieblos – so konnte Augustinas vermeintliche hellsichtige Gabe den kleinen Bruder nur selten vor Schlägen schützen. Augustinas Verrücktheit geht zurück auf das Erbe ihres Großvaters, und einen ausgewachsenen Ehebruch gibt es in der ach so ehrenwerten Familie auch.

Beste Kritiken und Lob aus Mündern wie jenem von José Saramago und Gabriel García Márquez umschwirren Laura Restrepos Roman Land der Geister. Ich kann keins davon nachempfinden. Von “großem Lesevergnügen” ist die Rede, von “einem der besten Romane der letzten Zeit”. Für mich ist es ausschließlich einer der anstrengendsten Romane der letzten Zeit. Das liegt zum einen an der extrem unrunden, kantigen Sprache. José Saramago hat mein Leseverhalten vor 15 Jahren stark beeinflusst, weshalb ich durchaus ein Freund von langen, verschachtelten Sätzen bin. Nicht aber von solchen, wie Laura Restrepo sie mir vorsetzt, denn sie wechselt regelmäßig mitten im Satz die Perspektive – von der dritten Person zu ersten und wieder zurück zur dritten, zur Erzählerin selbst. Über mehrere Seiten denke ich anfangs, neben den einzelnen Figuren stünde jemand, nämlich der Ich-Erzähler, dabei handelt es sich vielmehr um einen höchst schizophrenen Schreibstil. Ich sehe die Charaktere von innen und von außen gleichzeitig, aber nur in Scherben, denn weder da noch dort sehe ich sie ganz. “Aguilar nahm ihn wahr, sobald er die Wohnungstür aufmachte: diesen bitteren Geruch des Sonderbaren, er setzt sich bei uns fest, wenn Augustina durchdreht, wenn sie in eine ihrer Krisen gerät, ich habe gelernt, ihn zu erkennen und meiner eigenen Traurigkeit beizumengen, die genauso riecht.” Das klingt schön und irgendwie gut, aber auch abstoßend und zu gewollt. Gefangen hat mich das Buch, das als so spannend beschrieben wird, weil es die dunklen Machenschaften der Drogenbosse Kolumbiens aufdeckt, nicht. Viele Passagen sind zäh und langweilig, etwa wenn Augustinas Ex-Liebhaber Midas, der sie geschwängert und im Stich gelassen hat, in einem ewigen Monolog von Pablo Escobar und dem impotenten Spider erzählt oder wenn es um Augustinas demenzkranken Großvater geht. Augustinas angebliche hellseherische Fähigkeiten sind wohl nur eingebildet, da sie nur derart beschrieben werden, dass sie als Kind vorhersagen konnte, wann der Vater den Bichi schlagen würde – was wohl nicht schwer war, geschah es doch fast jeden Tag. Und die Geheimnisse, die sich entblättern – nun, all das kommt in den besten Familien vor. Um mich zu sagen: in fast jeder. Was ist also überraschend oder überragend an diesem Buch? Für mich nichts.

Durchgekaut und einverleibt. Von diesem Buch bleibt …
… fürs Auge:
das Cover ist das Beste am ganzen Roman.
… fürs Hirn: dass das Drogengeld in vermeintlich ehrbare Familien fließt – aber wen wundert das.
… fürs Herz: nicht einmal die Liebe zwischen Augustina und Aguilar, die gar nicht allzu groß zu sein scheint.
… fürs Gedächtnis: Enttäuschung.