„Und alle waren von dem Virus befallen, dass das das perfekte Buch werden soll!“
Ein Interview mit Monika König, Herstellungsleiterin bei Kiepenheuer & Witsch.
„Das Schiff des Theseus“ wird allerorts als große Buchkunst gefeiert. Hatten Sie Lust drauf, ein solch aufwendiges Buch zu machen, oder waren Sie anfangs eher skeptisch? Nein, ich war überhaupt nicht skeptisch, es hatte gleich einen großen Reiz! Wir haben schon einige herstellerisch sehr aufwendige Bücher produziert. Aber ein Buchprojekt mit einer so außergewöhnlichen Komplexität hatte es noch nicht gegeben. Ich hatte große Lust, mein herstellerisches Wissen und meine Erfahrungen hier einzubringen.Und ehrlich gesagt wusste ich da ja noch nicht, was tatsächlich auf mich zukommt. Bei der ersten kurzen Inaugenscheinnahme der amerikanischen Originalausgabe vor ca. zwei Jahren auf der Buchmesse war mir das ganze Ausmaß der Herausforderungen noch nicht klar. Das kam erst bei Projektbeginn und immer wieder während des Projektes. Die Tücken wurden nicht auf den ersten und sogar zweiten Blick sichtbar, sondern nach und nach bei der Erarbeitung! Zum Beispiel habe ich erst ganz zum Ende der Produktionszeit gesehen, dass die Schließe, die außen an der Kassette ist, nicht nur auf beiden zu öffnenden Seiten perforiert ist, sondern dass der abgelöste Teil auch noch gummiert ist und als Sticker verwendet werden kann…
Was war die größte Herausforderung für die Herstellung? Vertragliche Vorgabe war, dass man sich in der Umsetzung strikt an der amerikanischen Originalausgabe zu orientieren hat. Unsere Ausgabe sollte exakt gleich aussehen. Bei der Druckabstimmung mussten wir aber feststellen, dass die amerikanischen Ausgaben, die wir uns besorgt haben, im Druckbild unterschiedlich waren, da sie aus unterschiedlichen Auflagen stammten. Die Farbtöne differierten. Wir haben kurzerhand eine Ausgabe als Master erklärt und daraufhin die Daten noch mal angepasst. Die größte Herausforderung bei „S.- Das Schiff des Theseus“ war, dieses extrem kleinteilige Projekt an sich in den Griff zu kriegen und zu steuern – bezogen auf Materialrecherche und rechtzeitige Materialbeschaffung, bezogen auf Personen (Handletterer für die handschriftlichen Kommentare, Setzerin, Drucker) und bezogen auf die technischen Möglichkeiten. Alle Entscheidungen, die man traf, waren immer auf den Gesamtzusammenhang zurückzurechnen. Echtes Zeit- und Projektmanagement!
Wie sind Sie bei der Produktion der vielen Einleger — Karten, Briefe, Servietten, Notizen — und beim Druck vorgegangen, wie macht man so etwas? Das war sehr komplex, ich sage es mal in Kurzform: Auch jedes Einzelteil musste perfekt der Originalausgabe nachgeahmt werden – dafür mussten wir auf dem gesamten europäischen Markt die richtigen Materialien suchen und finden – dahinter musste immer eine schnelle Lieferbarkeit stehen. Ein schönes Beispiel ist der bei uns im Haus berühmt gewordene „Pinöckel“(das ist kölsch). Wir haben sehr lange suchen müssen, bis wir diese kleine Metallöse im Durchmesser von 8 mm in der richtigen Farbe gefunden hatten. Und dann wäre die Herstellung der Decodierscheibe doch fast an der langen Lieferzeit des Ösenherstellers gescheitert. Dank der Hartnäckigkeit und des Findungsreichtums unserer tschechischen Druckerei konnte das Problem in letzter Minute behoben werden. Nicht zu unterschätzen waren auch die buchbinderischen Probleme: wie muss ein Buch gebunden werden, das 22 Beilagen enthält, ohne aufzusperren und nicht im Rücken durch die starke Belastung zu brechen? Die Lösung dieses Problems hat lange gedauert und war nur der Leidenschaft und Ausdauer aller Beteiligter zu verdanken. Und ihrem Mut, weil sie Standardvorgaben außer Kraft setzen mussten, um dieses Ergebnis zu erreichen. Der Druck aller Teile war natürlich ein enges Zusammenspiel zwischen Grafikerin, Herstellung, Druckerei, Verarbeitung und den Zulieferern. Und alle waren von dem Virus befallen, dass das das perfekte Buch werden soll!
Was gefällt Ihnen persönlich an „Schiff des Theseus“ am besten? Die Gesamtkonzeption. Das Buch ist einfach die perfekte Umsetzung seines Inhalts. Hier begeistert mich einfach alles!
Du hättest auch gern ein Exemplar dieses besonderen Buchs? Dann hinterlass bis Sonntag, 6. Dezember 2015, hier einen Kommentar, um am Gewinnspiel teilzunehmen! Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Und übrigens: Wenn WordPress eure Mail-Adresse kennt bzw. ihr ein Gravatar-Profil habt, werdet ihr aufgefordert, euch anzumelden. Falls ihr das nicht könnt oder wollt, lasst im Kommentarfeld einfach die Mail-Adresse weg, dann klappt es auch so. Ansonsten schickt mir bitte eine Nachricht auf Facebook, ich poste dann euren Kommentar für euch, damit ihr am Gewinnspiel teilnehmen könnt.