Bücherwurmloch

Sue Rainsford: Follow me to Ground

„We give them any cause to be frightened and they forget how much they need us“
Die namenlose Ich-Erzählerin und ihr Vater, der sie aus der Erde geholt und erschaffen hat, helfen den Menschen – die sie „Cures“ nennen – bei allen Leiden und Krankheiten, indem sie ihre Körper öffnen. Sie holen das Krankmachende heraus oder graben die Menschen in die Erde, the Ground ein, für ein paar Tage und Nächte, bis das, was sie befallen hat, verschwunden ist. So weit, so seltsam und unheimlich: Dann lernt die Ich-Erzählerin Samson kennen, dessen schwangere Schwester ihren Mann verloren hat, und verbringt immer mehr Zeit mit ihm. Sie will ihn in sich aufnehmen, ihn sich einverleiben, er will mit ihr fortgehen – und dann kommt ein Sturm auf, der alles verändern wird.

„How do you talk to someone who’s been inside you? Who’s seen more of you than you’ve seen of yourself?“

Sue Rainsford hat ein Buch geschrieben, das mich schon nach wenigen Seiten hat aufhorchen lassen: Unglaublich konsequent konstruiert und erzählt, sprachmächtig, mysteriös und andersartig ist „Follow me to Ground“ feinster literarischer Horror. Es hat mich sofort gefesselt, begeistert und hellwach gemacht, einer jener Romane, die man wirklich nicht zur Seite legen kann und will. Großartig finde ich, dass die Autorin sich nicht mit Erklärungen aufhält, sondern die Lesenden direkt hineinwirft in diese Welt, in der nicht infrage gestellt wird, dass es jemanden wie die Ich-Erzählerin und ihren Vater geben kann. Ebenso schlau fand ich, weil es zur Gruselatmosphäre beiträgt, dass ihnen beiden der Ground selbst rätselhaft zu sein scheint und sie auf der Hut sind vor dem, was da unter der Oberfläche geschieht. Dabei ist das Buch jedoch nie platt, sondern sehr fein gewoben, melodisch, irgendwie zart, ein wenig zynisch – eine richtig gute Mischung. Ich habe es geliebt!

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