„There’s a lot to love about breaking things“
Da ist die Frau, deren Mann oft mit seinem Zwillingsbruder Platz tauscht, und sie findet es besser so. Da ist die Frau, die ein Baby in die Hand gedrückt bekommt, das nicht ihres ist und vielleicht trotzdem ihre letzte Chance. Da ist die Frau, die mit ihren Freundinnen einen weiblichen Fight Club gegründet hat und den größten Spaß daran hat, zuzuschlagen und selbst geschlagen zu werden. Alle in diesem Band versammelten Kurzgeschichten haben weibliche Protagonistinnen, und alle sind weird, absonderlich, verblüffend, verstörend – und absolut großartig. Was für ein fantastisches Buch! Es war für mich eines der ersten in diesem Jahr, und gleich eines der besten. Ich liebe seltsame Short Storys, die eine Weile nachhallen, die man nicht so schnell vergisst, die einen schwer definierbaren Eindruck hinterlassen. Das tun die Geschichten von Roxane Gay auf jeden Fall. Zudem sind sie sprachlich ausgereift, böse, klug, witzig und oft mit einem kleinen Augenöffner im Kern, wie ihn gute Kurzgeschichten haben.
Der Titel ist Programm, das Buch lehnt sich gegen die Abwertung auf, die Frauen oft eingeprägt wird: dass sie „schwierig“ seien. Dass sie nicht schwierig zu sein haben, sondern lieber sanft, weich, nachgiebig, still. Das ist das Frauenbild, dem viele nacheifern, und Roxane Gay zeichnet Frauenfiguren, die mutig sind oder verzweifelt, die traurig sind und zutiefst verletzt, die sich wehren oder auch nicht, die alle anders sind und doch gleich: Die Gesellschaft würde sie schnell als schwierig bezeichnen und abkanzeln. Sie zeigt, dass so viel mehr dahintersteckt, und dass diese genannte Abwertung, die das Männliche aufwerten soll, in Wahrheit uns allen das Leben erschwert. Außergewöhnlich gute Kurzgeschichten, ich will unbedingt mehr Fiktion von ihr lesen!