Bücherwurmloch

Amal El-Mohtar und Max Gladstone: This is how you lose the time war

„I want to tell you something about myself. Something true, or nothing at all“
Oh, ich liebe, liebe, liebe dieses Buch! Es war für mich der bisher größte Überraschungshit in diesem Jahr. Ich hatte keinerlei Erwartung, war dann völlig verblüfft – und vor allem absolut fasziniert. Es ist klein und schmal, kommt so unaufgeregt daher, und hat für mich eine unglaubliche Poesie entwickelt. Ein sprachlich herausragendes Werk, das zwei Autor:innen gemeinsam verfasst haben, es sprüht nur geradezu vor originellen Einfällen, Fantasie und Einfallskraft. Man kriegt mich mit guten Ideen (sofern sie auch gut umgesetzt sind), und ich finde es großartig, dass hier sämtliche Regeln gesprengt und sämtliche Grenzen einfach ignoriert werden. Zeitreisen? Aber sicher. Wesen, die nicht schlafen und nicht essen müssen? Bring them on. Briefe, die in Stoff eingewebt sind, in Knoten, Briefe, die man erst lesen kann, nachdem man sie verbrannt hat, Worte, die in Samenkörnern sind und die man hinter seinen Augen speichern kann. Ja, ja, ja.

Red und Blue sind Agentinnen in einem seltsamen Krieg, der sich über alle Orte, alle Zeiten und alle Planeten erstreckt. Sie reisen in die Vergangenheit, um einzelne Menschen oder ganze Heerscharen zu töten, damit sich die Zukunft verändert, sie sind Gegnerinnen und als Einzige einander ebenbürtig. Eines Tages findet Red auf einem Schlachtfeld einen Brief mit der Aufschrift „burn before reading“. Das ist der Anfang eines Briefwechsels, der sich über die Jahrtausende erstreckt, der immer intensiver wird, emotionaler und vor allem: gefährlicher. Diese Zeilen, die die beiden Frauen einander schreiben, gehören wohl zu den schönsten Briefen, die ich je gelesen habe. Ich habe dermaßen mitgefiebert, dass ich manchmal den Eindruck hatte, ich vergesse gleich zu atmen. Wann immer ich nicht weiterlesen konnte, habe ich an diesen Roman gedacht. Ich wollte ewig weiterlesen – und doch gleichzeitig wissen, wie eine so ungewöhnliche Geschichte enden könnte. Sie tut es auf sehr passende, gut gelöste Art und Weise. Wer auf Englisch lesen kann und mag, möge zu diesem fabelhaften Pageturner greifen!

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