Bücherwurmloch

Marikis großer Buchpreis-Check für „Peter Holtz. Sein glückliches Leben erzählt von ihm selbst“ von Ingo Schulze #dbp17

19225838_10158890121235578_729124526951754862_n„Wenn du ohne Geld durch unsere Republik reisen und dich satt essen kannst und alle freundlich zu dir sind, dann hat der Kommunismus gesiegt“

Worum geht’s?
Um Peter Holtz, naiv, jung, irgendwie entzückend, der an die Idee glaubt, an die Revolution. Er ist ein Waisenkind, das den Sozialismus sehr ernst nimmt, trotz der eigenen inneren Zweifel. Er ist ein liebenswerter Tölpel, der von der einen merkwürdigen Situation in die nächste tappt, ohne viel Einfluss darauf zu haben, wie es in einem typischen Schelmenroman der Fall ist. Dieses Buch ist eine Posse, voller Pathos und Dramatik, voller Rufzeichen und Kalauer. Das mag einerseits witzig sein, andererseits nervt es auch. Ein bisschen weniger Übertreibung hätte dem Ganzen nicht geschadet, aber ich verstehe, dass das der Sinn der Sache war. Über 600 Seiten strapaziert das den Geduldsfaden aber arg, vor allem, weil Peter Holtz naiv bleiben muss, um nicht aus seiner Rolle zu fallen. Als Leser wünscht man sich mehr Innenleben, mehr Reflexion, bleibt aber hilfloser Zuseher. Fast schon wie Peter in seinem Leben.

FullSizeRender 4Wer ist Ingo Schulze?
Ein sehr erfolgreicher Autor, Zeitungsredakteur und Schauspieldramaturg, dessen Simple Storys sogar Schullektüre sind. Seine Essays und Erzählungen wurden mit zahlreichen Preisen bedacht.

Ist Peter Holtz massetauglich und gefällig?
Ja. Es ist heiter, leicht, in einer simplen Sprache, die dem simplen Geist des Protagonisten geschuldet ist.

Ist es langweilig?
Von der Handlung her nicht, ich habe mich aus anderen Gründen gelangweilt: Es war mir zu eindimensional, zu eintönig, zu gleichklingend. Ein Schelmenroman ohne Tiefen. Ab der Hälfte habe ich nur noch quergelesen.

Geht es darin um die DDR?
Ja!

Ist es ein „großer deutscher Roman“?
Er ist deutsch, und er ist dick, aber … nein.

Ist es „tief bewegend“, „politisch akut“ oder „ein geniales Sprachkunstwerk“? (Jury-Zitate aus den Gewinnerbegründungen der letzten Jahre)
Nein. Eher sentimental. Und sprachlich zum Teil ein bisschen platt, was, siehe oben, natürlich Absicht ist.

Wie hoch stehen die Chancen, den Buchpreis zu gewinnen?
Inzwischen bei 0 Prozent, der Titel ist nicht auf der Shortlist gelandet.

Peter Holtz. Sein glückliches Leben erzählt von ihm selbst von Ingo Schulze ist erschienen bei S. Fischer (ISBN 978-3-10-397204-7, 576 Seiten, 22 Euro).

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