Bücherwurmloch

Und manchmal, da geh ich meine Bücher besuchen

bücherei 1Wie haltet ihr es mit dem Behalten?
Machen wir uns nichts vor: Wir alle lesen viele Bücher. Verdammt viele. Bei mir sind es im Schnitt 100 Romane im Jahr. Die meisten von euch haben deswegen auch richtig viele Bücher zuhause. Ich nicht. Ich besitze nur ein einziges Regal, und ich habe letztens die Bücher darauf gezählt: Es sind ungefähr 300 (ich hab mich natürlich irgendwann gegen Ende ver-zählt). Ich hätte ja gern richtig viel Platz, riesige Bücherregale, staubige, vollgeräumte Zimmer, in denen es nach Papier riecht, und behagliche Sessel dazu. Stattdessen habe ich Kinder. Und die nehmen mir nicht nur mein Essen und meine Freizeit weg, sondern eben auch den Platz. Bis die endlich ausziehen, was nur noch circa 15 Jahre dauern dürfte, brauche ich einen Ort, an den ich meine Bücher geben kann, ohne dass es mir das Herz bricht.

Weil: So Bücher will ja keiner. Dabei sind die wunderschön! Neu! Sauber! Aber nein, ihr wisst es alle, ob ebay, rebuy, Momox oder wie sie alle heißen, man bekommt nur noch ein paar läppische Cent für die schönen Stücke. In meinem Freundeskreis erbarmt sich keiner, familienintern auch nicht, die Chancen, dass hier auf dem Land ein freigelassenes Buch mitgenommen wird, bevor es vom Regen weggeschwemmt wird, sind gering. Aber: Ich hab endlich ein neues Zuhause für meine Bücher gefunden. Eins, wo sie gern genommen, gut behandelt und vor allem noch sehr oft gelesen werden. Es ist die Bücherei in meinem neuen Heimatort.

Die Büchereidame kennt sich sehr gut aus, und die Regale sind für eine so kleine Landbücherei außerordentlich qualitätvoll bestückt. Das Schönste ist, dass meine kleinen Lieblinge sorgsam laminiert und mit einem NEU-Sticker versehen werden, sodass sie lächeln und leuchten und sich darauf freuen, von ganz vielen Leuten ausgeliehen zu werden. Einmal im Monat gehe ich meine Bücher besuchen, und meine Kinder nehme ich dann auch mit. Die geben dann ihre Stapel zurück und stöbern durch die Bilderbücher, während ich, wenn keiner hinsieht, ein bisschen über meine ehemaligen Schätze streichle. Es ist nämlich so: Man muss nicht alles besitzen. Ich habe den Reichtum all der Bücher, die ich gelesen habe, in mir. Und in meinem Blog. Aber ich will sie trotzdem in guten Händen wissen.

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Wie ist das bei euch? Was tut ihr mit all den gelesenen Büchern, verschenken, behalten, verkaufen? Könntet ihr euch vorstellen, euch davon zu trennen?

29 Comments to “Und manchmal, da geh ich meine Bücher besuchen”

  1. Ich habe vor Jahren angefangen, mich von meinen Büchern zu trennen. Nach vier Umzügen mit 30 Regalmetern Büchern ging es schließlich nicht mehr weiter. Ich habe verschenkt, verkauft, in die Bibliothek gebracht. Behalten habe ich nur die Bücher, die ich innerhalb eines Jahres lesen möchte und ca. 15 Bücher, die sich nie im Leben wieder beschaffen lassen (wie der Faust mit Abiturnotizen von meinem Großvater, meiner Mutter und von mir). Heute überlege ich nach jeder Lektüre, wer an dem Buch Freude haben könnte. Wenn mir keiner einfällt, wandert der Schmöker in die Flohmarktkiste.

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    1. Mariki Author

      Das find ich cool. Vor allem mit den einzigartigen Büchern, die du behältst! Irgendwie werden sie mehr wert, wenn sie nicht in der bedeutungslosen Masse untergehen.

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  2. Ich habe gerade erst gefühlte 200 Bücher an Oxfam gespendet. In meinem lokalen Oxfam Bookshop werde ich mittlerweile empfangen wie der Weihnachtsmann 😉
    Ich finde es schade, dass solche Abgabe-/Spendemöglichkeiten in Deutschland eher die Ausnahme sind. LG, Katarina 🙂

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  3. Ein schlauer Kopf hat mal gesagt: »Eine Bibliothek ist wie eine gute Sauce; man muss sie einkochen.«
    Wenn bei uns eingekocht wird, ein neues (gutes) Buch rein, zwei ältere (nur minimal weniger gute) raus, dann wandern letztere auch in die örtliche Stadtbücherei. Die Bellestristikabteilung freut sich jedesmal, denn sie kann zerlesene Exemplare durch weniger zerlesene ersetzen. Und uns freut’s, weil die Bücher weiterleben und Leser finden. lg_jochen

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  4. Ich finde es wirklich toll und vor allem, dass deine Bücherei die Bücher nimmt. Noch habe ich die Möglichkeit meine Bücher bei m ir unterzubringen, aber … es wird schon ganz, ganz eng. Und dann bewegt mich die Frage, was ist wenn … Und meine Kinder kein Interesse an diesen Hunderten von Büchern haben?
    Oxfam kenne ich nicht, habe es aber mal eben gegoogelt. Das wäre für mich in HH als nächster Standpunkt. Bißchen weit weg, aber eine Überlegung wert.

    Liebe Grüße
    Hanne

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    1. Mariki Author

      Ja, Gott sei Dank! In meinem alten Heimatort wollte die Bücherei nix davon wissen. Die haben mir einmal sogar einfach das Telefon aufgelegt, weil sie meinten Bitte keine Bücher! Pfff. Du hast ja aber auch bestimmt viele Bücher, die du kein zweites Mal lesen würdest, oder? Inzwischen denke ich, dass man sie auch nicht unbedingt besitzen muss … nur so als Staubfänger. Obwohl sie natürlich andererseits gut aussehen 😉

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      1. Ich werde mal in den umliegenden Orten nachfragen. Und jepp, da sind einige Bücher, die wirklich nur noch Staubfänger sind und in einem sehr guten Zustand. Mal schaun, was sich machen lässt.
        Danke noch mal für das Thema!
        LG

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  5. Ich bin ja eine Sammlerin und beziehe viele meiner Bücher aus den offenen Bücherschränken, die es in Wien zum Glück seit einigen Jahren ja sehr zahlreich und auch in meiner Nähe gibt. Das Platzproblem gibt es dadurch natürlich auch, da habe ich mir erst vor kurzem in der Zweitwohnung ein neues Bücherregal gekauft und irgendwann muß man auch aufpassen, ob man alle Bücher, die sich so ansammlen, auch lesen kann, so überlege ich seit einiger Zeit nicht sehr erfolgreich Strategien zur Bücherbeschränkung und würde auch die offenen Bücherschränke als Ort sich seiner Bücher zu entledigen, empfehlen, obwohl ich das nur bei Doppelexemplaren und wenn ich etwas gefunden habe, das ich wirklich nicht lesen will, praktiziere, Bücherein sind sicher auch eine gute Idee und auf das ich bin auch ich seit kurzem daraufgekommen, es gibt zu viele, aber das ist eigentlich eines der kleinsten Probleme dieser Welt.

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    1. Mariki Author

      Gibt’s denn in Wien eine Bücherei, die dir die Bücher abnimmt? Das mit den Bücherkästen find ich auch gut, frag mich aber immer, ob sich da überhaupt jemand bedient … aber in einer Großstadt vermutlich schon.

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      1. Keine Ahnung, die kleinen privaten wahrscheinlich schon und die Pfarrbüchereien, aber ich bin keine Bibliothekbenützerin und gehe in die Hauptbücherei nur zu den Veranstaltungen. Und die offenen Bücherschränke sind wirklich toll und ich habe, wie ich auch beschreibe, schon manche Schmankerln darin gefunden

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  6. Das ist wirklich ein wundervoller Zug von Dir! <3 Ich selber kann mich leider (noch) nicht dazu durchringen, deshalb bewundere ich Dein Verhalten umso mehr. Wie viele Menschen, die sich keine oder nur wenige Bücher (und dann meist nicht die, die sie wirklich am meisten möchten) leisten können, machst Du damit glücklich! Hut ab, ich bin ganz begeistert. <3

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  7. Langsatz

    Obs da wo ich wohn wohl auch jemanden wie Sie gibt? Der Stadtbibliothek wurde nämlich das Budget grausig gekürzt, was mich als Bibliotheksbuchleserin natürlich sorgt… Schöne Sache, wie Sie das machen.

    Ich habe nun aber noch eine Frage an Sie: haben Sie nie einen lese-überdruss? Mögen Sie wirklich immer lesen? Obwohl ich auch “Vielleserin” bin (zwar nur ca ein Drittel Ihres Quantums) gibt es bei mir manchmal einen Monat wo ich kaum ein Buch lesen mag (um danach die folgenden Wochen wieder voll durchzulesen). Als müsste ich all das gelesene mal wieder verdauen…

    Merci übrigens nochmal für die Tasche, besonders Kinder finden das ziemlich lustig mit dem Hund…

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    1. Mariki Author

      Oh, das freut mich! Schade mit der Stadtbibliothek … vielleicht kann man einen Aufruf starten? Womöglich wissen eh einige Leute nicht, wohin mit ihren Büchern?
      Lesedruss hab ich schon manchmal, aber eher selten … das liegt dann meistens daran, dass mir das aktuelle Buch nicht behagt. Dann quäle ich mich ein Weilchen, bis ich ein besseres finde 😉

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  8. Da würde ich aber raten vorher auf die Seite von Frank Gassner zu schauen, der da immer über die Schwierigkeiten, die Gebühren, die Genehmigungen, die man dazu braucht, im Winter muß man, glaube ich, Schneeschaufeln, berichtet, ich habe mich auch gewundert, wie schwierig und aufwendig, eine an sich ganz einfache und unglaublich tolle Sache, die auch sehr angenommen wird, ist.
    In Salzburg gibt es, glaube ich, aber auch einen offenen Bücherschrank und eine Kiste kann man bei Schönwetter wahrscheinlich vor die Tür und im Regen in den Hausflur stellen, solche Kisten, die wahrscheinlich keine Genehmigungen brauchen habe ich schon gesehen.
    Die Schränke müßen auch sehr robust sein, damit sie nicht, wie es in Wien öfter geschieht, kaputt werden. Vandalenübergriffe hat es auch schon gegeben-

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    1. Mariki Author

      Und schon ist die Idee gestorben 😉 Nein, das war eh nicht ernst gemeint. Wundert mich aber nicht, dass es eine eigene Bücherschrankbürokratie zu geben scheint…

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  9. Meine Herzensbücher behalte ich. Alle anderen dürfen für meine Spendeneule (für das Dattelner Kinderpalliativzentrum) getauschkauft werden.
    So finden die Bücher ein schönes neues Heim und nebenbei tun sie noch eine gute Tat 😀

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  10. Wir haben auch unseren “Buchüberhang” an die Bücherei verschenkt. Prinzipiell fällt es mir aber schwer, mich davon zu trennen. Obwohl es rein rational gesehen natürlich Unsinn ist.

    Aber in der Bücherei sind sie ja nicht aus der Welt – und schöne Dinge werden noch schöner, wenn man sie teilt…

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