Gut und sättigend: 3 Sterne

Eleanor Brown: The weird sisters

Brown„We’re all fuckups in our own special ways“
„Our family has always communicated its deepest feelings through the words of a man who has been dead for almost four hundred years.“ Gemeint ist William Shakespeare, den die drei Schwestern Rose, Bean und Cordy im Schlaf zitieren können. Schuld daran ist ihr Vater, Professor und Shakespeare-Spezialist. Die Familienmitglieder werfen einander die jeweils zur Situation passenden Zitate um die Ohren, und der Vater vermittelt den Töchtern sogar mit Shakespeares Worten, dass die Mutter an Brustkrebs erkrankt ist. Die drei Schwestern kehren heim – offiziell, um ihrer Mutter beizustehen, inoffiziell, weil jede von ihnen an einem Punkt im Leben angelangt ist, an dem sie eine Auszeit braucht: Rose will Jonathan heiraten, aber nicht zu ihm nach England ziehen, Bean hat ihren Job in New York verloren, weil sie Geld veruntreut hat, und Cordy hat das Zigeunerleben satt – und ist außerdem schwanger. Zurück in der Kleinstadt Barnwell versuchen sie, eine Lösung für ihre Probleme zu finden – wenn es sein muss, auch mit Shakespeare.

The weird sisters von Eleanor Brown ist ein Buch, das wohl in die Kategorie Unterhaltung für Frauen einzuordnen ist. Wir sprechen hier allerdings nicht von Chicklit, denn der Roman hat durchaus Niveau – dafür sorgen schon allein die vielen Shakespeare-Zitate, die die Autorin geschickt an den geeigneten Stellen eingeflochten hat. Das Setting ist nichts Besonderes – eine Kleinstadt, ein heißer Sommer –, die Figuren sind es auch nicht unbedingt: drei ungleiche Schwestern, eine Mutter als Ruhepol, der Vater, der abseits von seinem Shakespeare-Wissen recht blass bleibt. Was das Buch jedoch außergewöhnlich macht, ist die Perspektive: Eleanor Brown schreibt in der ersten Person Plural. Dieses Wir sind die Schwestern, die aber auch alle einzeln als Figuren genannt werden – es gibt kein Ich. Das ist extrem befremdlich und klingt beispielsweise so: „When Rose was six and Bean three, our mother nearly ready to give birth to Cordy, we were in the kitchen playing while our mother baked.“ Das ist streng genommen nicht möglich, das Wir in diesem Fall müssten eigentlich Rose und Bean sein, aber Cordy wird davon ebenfalls eingeschlossen. Diese ungewöhnliche Erzählform fasziniert mich und stößt mich gleichzeitig ab, weil ich mich ständig frage, wer da eigentlich berichtet. Was die Geschichte an sich betrifft, so habe ich nicht das Gefühl, dass man sie gelesen haben muss – aber zum Zeitvertreib kann man es auf jeden Fall tun.

Durchgekaut und einverleibt. Von diesem Buch bleibt …
… fürs Auge:
des Covers wegen hätte ich das Buch nicht gekauft.
… fürs Hirn: Shakespeare!
… fürs Herz: ja, ein Frauenroman halt.
… fürs Gedächtnis: die merkwürdige Erzählperspektive.

The weird sisters von Eleanor Brown ist auf Deutsch unter dem Titel Die Shakespeare-Schwestern erschienen.

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