Kleine Köstlichkeiten: 4 Sterne

Molly McCloskey: Liebe

McCloskeyDie unendlich vielen Spielarten der Liebe
Ein Mann, der sich zu dick fühlt, lässt sich auf eine Affäre ein, die er eigentlich gar nicht will. Ein Junge verabscheut den Mann, mit dem seine Mutter schläft und der sie zur Alkoholikerin macht, ein Mädchen hat zum ersten Mal Sex – mit dem Mann der Schwester. Was ist Liebe? Wie sieht sie aus, was bedeutet sie, wann kommt und warum geht sie? Das wissen wir nicht, und diese Fragen sind müßig, doch die Liebe ist wohl das interessanteste Thema mit der größten Bandbreite, das man sich aussuchen kann, um darüber zu schreiben und damit zu spielen. Womöglich ist sie das einzige Thema überhaupt. In elf völlig unterschiedlichen Kurzgeschichten beleuchtet die amerikanische Schriftstellerin Molly McCloskey, die in Irland lebt, ein Gefühl, das nicht zu kategorisieren ist, weil es stets in einer neuen Facette auftritt. Manche Storys würde man vielleicht zuerst gar nicht dem Überthema Liebe zuordnen, nur um dann zu erkennen, dass sie ja auch in der Eifersucht steckt und in der Begierde, die Liebe. Der Stil der Autorin ist angenehm schnörkellos und direkt, die Figuren entstehen notgedrungen – aufgrund der Kürze der Texte – in wenigen Strichen, wirken aber durchaus lebendig und glaubhaft. Erst seit diesem Jahr entdecke ich langsam Kurzgeschichten für mich, und die Qualität von Molly McCloskeys Storys hat mich darin bestätigt, meine Entdeckungsreise fortzusetzen. Schockierend und amüsant, alltagsnah und traurig sind die Geschichten, deren Motor jene Kraft ist, die uns alle antreibt: die Liebe.

Durchgekaut und einverleibt. Von diesem Buch bleibt …
… fürs Auge:
ein ebenso merkwürdiges wie stilvolles Cover.
… fürs Hirn: viele kluge Beobachtungen der menschlichen Natur.
… fürs Herz: nun, logischerweise alles, irgendwie.
… fürs Gedächtnis: die provokante erste Geschichte über eine inzestuöse Vater-Tochter-Beziehung.

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