Netter Versuch: 2 Sterne

Marco Venturini: Cosa sognano i pesci rossi

Über einen Menschen, der auf der Intensivstation liegt
Übersetzt bedeutet der Titel so viel wie “Was träumen die roten Fische”, wobei diese “roten Fische” Menschen sind, die bewegungs- und sprechunfähig auf der Intensivstation liegen. So wie Pierluigi Tunesi, 45 Jahre alt und beruflich erfolgreich, eine Frau, eine Tochter, der nach einer Operation – er hatte einen Tumor in der Lunge – zur “Nummer sieben” auf der Intensiv geworden ist. Abwechselnd erzählen er und der Arzt Luca Gaobardi in der Ich-Perspektive vom Umgang mit dem nahenden Tod.

Venturino hält sich – wie viele italienische Schriftsteller – nicht lang auf mit Konventionen und Gepflogenheiten, er erzählt recht schonungslos vom Leben, das kaum noch ein Leben ist: Abgeschoben und von den Ärzten als “unglücklicher Fall” abgehakt, liegt Tunesi in seinem Bett, er kann nicht reden und sich nicht bewegen, er kann nur denken und sich erinnern. Er ist verzweifelt, am Ende, er quält sich mit unrealistischen Hoffnungen und macht sich Vorwürfe, weil er seine Frau und seine Tochter im Stich lässt. Gaobardi dagegen hat damit zu kämpfen, dass er dem Tod Tag für Tag ins Auge sehen muss und ihn nicht aufhalten kann. Gut gelungen sind die Beschreibungen der kleinen krankenhausinternen Sticheleien und Intrigen.

Cosa sognano i pesci rossi war mein erstes Klobuch – es hat sich dafür bestens geeignet, ich habe jedoch Monate gebraucht, um es endlich zu Ende zu bringen. Was auch daran liegt, dass es mich nie so fesseln konnte, dass ich es von seinem Dasein als Klobuch befreit hätte. Zwar finde ich Stil und Geschichte durchaus interessant, im Endeffekt lässt das Buch aber – was in der Natur seines Protagonisten liegt – an Handlung zu wünschen übrig. Es passiert halt recht wenig – es kann ja auch kaum was passieren. Tunesi kann nur darauf warten, dass er endlich stirbt. Das ist ganz schön deprimierend – und konfrontiert den Leser mit unangenehmen Vorstellungen. Immerhin dafür gibt es zwei Punkte.

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